Zeitzeugen berichten

Migration nach Bayern (Sek I und II)

Migration nach Bayern (Sek I und II)

In den letzten 200 Jahren veränderte sich die Bevölkerung in Bayern stetig, denn Menschen wanderten aus oder zogen zu. Während im 19. Jahrhundert vor allem Menschen aus Bayern emigrierten, zum Beispiel in die USA, wanderten nach 1945 viele ein.

Nach Kriegsende 1945 strandeten in Bayern zunächst Millionen Heimatlose, die sogenannten Displaced Persons. Es handelte sich bei ihnen um Zwangsarbeiter/-innen, Kriegsgefangene oder ehemalige Häftlinge aus den Konzentrationslagern. Sie alle wollten wieder in ihre Heimatländer zurück oder versuchten, nach Israel auszuwandern. In dieser Zeit verdoppelten manche Städte wie Passau ihre Einwohnerzahl durch den Zustrom innerhalb weniger Wochen.

In etwa zur selben Zeit kamen die ersten Heimatvertriebenen in Bayern an, zunächst aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern, von wo sie aus Furcht vor der herannahenden russischen Armee seit 1944 auf der Flucht waren. Bis ins Jahr 1946 kamen letztlich in Folge der Potsdamer Konferenz weitere Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und aus anderen ehemaligen deutschen Gebieten Osteuropas nach Bayern. Insgesamt versuchten etwa 2 Millionen Menschen hier eine neue Heimat zu finden. Ihr Beitrag zum Wiederaufbau und zum Wirtschaftsboom in den Nachkriegsjahren war groß. Noch in den nachfolgenden Jahrzehnten emigrierten Menschen deutscher Abstammung aus Osteuropa nach Deutschland bzw. Bayern. Diese nennt man Aussiedler bzw. Spätaussiedler.

In den 1950er Jahren ging es den Menschen langsam wieder besser, denn die Wirtschaft in Bayern und in ganz Deutschland wuchs enorm. Daher brauchte man in der Industrie dringend mehr Arbeitskräfte. 1955 schloss die Bundesrepublik Deutschland deswegen das erste Anwerbeabkommen mit Italien ab, genauer formuliert: die „Vereinbarung über die Anwerbung und Vermittlung von italienischen Arbeitskräften nach der Bundesrepublik Deutschland“. In der Folgezeit kamen 700.000 Menschen aus dem Ausland nach Bayern, zunächst aus Italien, später aus der Türkei oder dem ehemaligen Jugoslawien. Als „Gastarbeiterinnen“ und „Gastarbeiter“ sollten sie nur eine bestimmte Zeit in Deutschland arbeiten und verhalfen der bayerischen Wirtschaft zum weiteren Wachstum. In einem ehemaligen Luftschutzbunker, direkt unter Gleis 11 des Münchner Hauptbahnhofs, wurden die zukünftigen „Gastarbeiterinnen“ und „Gastarbeiter“ registriert, verpflegt und dann an Firmen in ganz Deutschland vermittelt. Viele von ihnen gingen wieder zurück in ihre Heimat, andere wiederum entschieden sich, in Bayern zu bleiben, wo heute noch ihre Kinder und Enkel leben.

Als durch die Teilung Deutschlands 1949 die beiden deutschen Staaten – Bundesrepublik Deutschland und die DDR – gegründet wurden, baute die DDR die Grenze zur BRD ab 1952 immer weiter aus, sodass Besuche nach Bayern unmöglich wurden. Dies verschärfte sich durch den Bau der Berliner Mauer und der endgültigen Grenzbefestigung 1961. Vor allem vor 1961, aber auch noch bis zum Fall der Berliner Mauer 1989 gelang Menschen die Flucht nach Bayern.

Noch heute kommen Menschen aus unterschiedlichen Gründen nach Bayern. Bürgerinnen und Bürger aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union finden hier Arbeit, Menschen aus anderen Ländern erhoffen sich in Bayern bessere Jobs. Hinzu kommen Asylsuchende, die wegen Krieg, Verfolgung oder Menschenrechtsverletzungen aus ihrer Heimat fliehen mussten oder dort nicht mehr leben können, weil Armut und Hunger herrschen. Wegen des Klimawandels und den damit verbundenen schlechteren Lebensbedingungen in vielen Ländern der Erde rechnet man damit, dass zukünftig noch mehr Menschen auf der Flucht sein werden in der Hoffnung auf ein besseres Leben.


Aufgaben:

-  Ihr erstellt in der Gruppe am Computer eine Collage zum Thema „Migration“. Hierzu seht ihr euch verschiedene Interviews an und wertet die Berichte der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen anhand folgender Fragen aus:

  • Was sind die Gründe, warum diese Menschen ihre Heimat verlassen haben?
  • Wie ergeht/erging es ihnen in Bayern?
  • Was erhoffen sie sich in Bayern?
  • Was sind Gründe, warum sie in Bayern blieben?
  • Was ist Heimat für sie?
  • Diskutiert, ob die Herkunft bei den Antworten eine Rolle spielt.


-  Sucht nun im Internet für eure Collage passende Bilder, die eure Ergebnisse symbolisch verdeutlichen.

-  Diskutiert am Ende in der Klasse, was für euch Heimat bedeutet und begründet es.


Folgende Themen zu „Migration nach Bayern“ stehen für die Gruppenarbeit im Portal „Zeitzeugen berichten“ des Hauses der Bayerischen Geschichte zur Verfügung:

-  Flucht und Vertreibung

-  Flucht aus der DDR

-  Aussiedler und Spätaussiedler

-  „Gastarbeiterinnen“ und „Gastarbeiter

-  Integration


Tipps:

-  Zum Thema Heimatvertriebene gibt es bereits eigene Unterrichtsmaterialien für die Mittelschule sowie für Realschule/Gymnasium.

-  Das Projekt „Migration in Schweinfurt“ der Berufsschule Schweinfurt liefert weitere Informationen zum Thema.