Zeitzeugen berichten

Prof. Otfried Preußler Heimatvertriebener, Schriftsteller

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zz-0730.02
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Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Otfried Preußler über Faktoren, die seine persönliche Integration und die Integration der Heimatvertriebenen in Bayern ganz allgemein begünstigt haben.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Prof. Otfried Preußler, geführt am 19.04.2000 im Rahmen des Projekts Vertreibung und Integration, über seine Kindheit und Jugend in Reichenberg/Sudetenland, die Besetzung des Sudetenlands durch deutsche Truppen 1938, den Kriegsdienst als Offizier der Wehrmacht, die Zeit in sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1944-1949, die Heimkehr nach Deutschland 1949 (Stephanskirchen/Haidholzen), seinen Berufsstart als Volksschullehrer und seine internationalen Erfolge als Kinder- und Jugendbuchautor.

Biogramm

Otfried Preußler, 1923 als Otfried Syrowatka im böhmischen Reichenberg (tschech. Liberec) geboren, wurde schon früh von der sudetendeutschen Kulturtradition seiner Heimat im Isergebirge geprägt. In den frühen 1930er-Jahren gehörte er der bündischen Jungturnerschaft an. Nach dem Anschluss des Sudetenlands an das Deutsche Reich 1938 war er Mitglied der Hitler-Jugend (HJ) und stellte nach eigenen Angaben 1941 noch als 17jähriger einen Aufnahmeantrag in die NSDAP. Erst nach seinem Tod wird 2015 bekannt, dass Preußler zwischen 1940 und 1942 ein Jugendbuch mit Anklängen an die HJ-Ideologie verfasste ("Erntelager Geyer"). Nach dem Abitur 1942, das er mit Auszeichnung bestand, meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. 1944 geriet er an der rumänischen Front in Bessarabien als Offizier der deutschen Wehrmacht in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde in den Lagern Jelabuga und Kasan interniert. 1949 wurde er entlassen und kam nach Bayern (Stephanskirchen/Haidholzen, Rosenheim). Dort heiratete er seine ebenfalls aus Reichenberg stammende Verlobte Annelies Kind. 1953 begann Preußler eine berufliche Laufbahn als Volksschullehrer, die er 1970 als Rektor beendete. Bereits Mitte der 1950er-Jahre stellten sich erste literarische Erfolge ein, die ihn als Autor weltbekannt machten, u.a.: Der kleine Wassermann (1956)‚ Die kleine Hexe (1957), Bei uns in Schilda (1958), Kater Mikesch (Nacherzählung, 1962), Der Räuber Hotzenplotz (1962), Das kleine Gespenst (1966), Die Abenteuer des starken Wanja (1968), Neues vom Räuber Hotzenplotz (1969), Kater Schnurr mit den blauen Augen (1969), Krabat (1971), Hotzenplotz 3 (1973), Hörbe mit dem großen Hut (1981) und viele weitere Werke, die teilweise Auflagen in Millionenhöhe erreichten und in fast alle Sprachen übersetzt wurden. Preußler erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter auch den Deutschen Kinder-, den Deutschen Jugend- und den Europäischen Jugendbuchpreis sowie das Große Bundesverdienstkreuz und den Bayerischen Verdienstorden. Otfried Preußler starb 2013 in Prien am Chiemsee.

GND: 118596438

Inhalte

Vater: Lehrer – Kindheit in Reichenberg/Nordböhmen – Isergebirge – zentrale Bibliothek der Sudetendeutschen in Reichenberg – Zeitschrift Gebrauchsgraphik – Dilemma Heimat/Nation – Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen – NS-Besetzung des Sudetenlands 1938 – Deutscher Turnverein: Jungturnerschaft/tschechischer Turnverein Sokol – Jugendorganisationen: Jungvölkischer Bund – Abitur und Immatrikulation an der Karls-Universität Prag 1942 – sächsisches Fußregiment Döbeln/Löbau – Offiziersausbildung an der Kriegsschule Dresden – Zweiter Weltkrieg: Führung einer Kompanie an der Ostfront: Bessarabien/rumänische Front – sowjetische Kriegsgefangenschaft 1944: Sammellager, Dystrophie – Transport über Moskau in die Tatarische Republik – Offizierslager in Jelabuga – Gesundheitssituation – Struktur und Lageralltag – Arbeitskommandos: Versorgungsarbeit für das Lager – Freizeit/Kultur: Theater, Bibliothek – NKWD: sowjetischer Geheimdienst – Silikatlager in Kasan – Antifa-Schule (Antifaschisten) – Politischer Leiter – Arbeitskommandos: Kalkzeche, Ziegelpresse, Schmiede, Wasserglaszeche, Asphaltzeche, Sondereinsatzbrigaden – Als Künstler im Lager – Rotes Kreuz: Verbindung mit der Braut (über Leipziger Sender) – Politische Informationen über das Nachkriegsdeutschland: Potsdamer Konferenz 1945 – Flüchtlingslager Frankfurt an der Oder – Caritas/Innere Mission – 1949 Rückkehr nach Deutschland, Ankunft in Bayern: Rosenheim, Haidholzen, Stephanskirchen – Hochzeit 1949 – kaufmännische Hilfskraft, Arbeitslosigkeit – Entnazifizierung – Neue Zeitung – Vater: in tschechischer Haft, Gefängnis Karthaus – Entstehung Haidholzens – Amt Blank/Bundesvermögensverwaltung – Lastenausgleich – Flüchtlingskommissar – Lehrerstudium (drei Semester) in München-Pasing: Volksschullehrer bis 1970 – Bayerischer Rundfunk – Begriff der Heimat in der Literatur –Wohnsituation, Wohnraumbewirtschaftung, Lebensmittelkarten – Neue Heimat in Bayern: Persönliche Integration – 05.08.1950 Charta der Heimatvertriebenen – Verhältnis zu Tschechien: Holzkirche Christophsgrund/Tschechien – Kulturpflege – Nordböhmisches Museum, Wichtige beschriebene Personen (Auswahl): Jaksch Bodenreuth – Hans Watzlik – Erich Gierach – Eduard Benesch – Jan Masaryk – Walter Scherf – Jaroslav Seifert – Ernst Jünger – Dr. Wolkowa, Lagerärztin – Herr Pöndel – Hans Grüner, engster Freund – J.W. Stalin – Herbert Hupka – Vaclav Havel – Konrad Henlein – Golo Mann – Antje Vollmer – Günter Verheugen.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
3:30 h
Aufnahmedatum:
19.04.2000
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Dr. Manfred Treml

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.