Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Mongia Müller darüber, wie sie als "Gastarbeiterin" nach München kam und wie sie dort zunächst im Wohnheim untergebracht war.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Thematisches Zeitzeugeninterview mit Mongia Müller, aufgenommen am 25.03.2012 in München im Rahmen der Dokumentation des Theaterstücks GLEIS 11, über ihre Anwerbung als "Gastarbeiterin" in Tunesien, ihre Wohn- und Arbeitssituation, die Begegnung mit ihrem deutschen Ehemann, anfängliche Sprachprobleme, die Lebensverhältnisse in Deutschland im Vergleich zu Tunesien und Vorurteile gegenüber Migranten.
Biogramm
Mongia Müller wurde 1948 als Mongia Souiadi in Tunesien geboren, kam 1969 als ausländische Arbeitnehmerin nach München und arbeitete bei der Firma Siemens sowie bei Rohde & Schwarz. 1971 lernte sie einen deutschen Mann kennen, den sie 1975 heiratete. Da in Tunesien nur Ehen nach islamischem Recht anerkannt waren, musste ihr Mann zum Islam konvertieren. Durch die Heirat wurde für Mongia Müller die Integration in Deutschland wesentlich erleichtert.
Inhalte
Geboren 1948 in Tunesien – Arbeit im Sozialdienst – sehr geringer Lohn – wollte nach Deutschland zum Arbeiten – Unterschrift des Vaters nötig – Schwester war zu jung – Vater stimmte zu – Beantragung eines Passes – 1969 Reise nach München per Flugzeug – Bustransport zum Wohnheim – eine Aufpasserin achtete darauf, dass sie das Wohnheim nach 20 Uhr nicht mehr verließen – Dreibettzimmer – nochmalige Prüfung der Tauglichkeit für die Arbeit bei Siemens – 8 bis 9-Stunden-Tag – baldige Versetzung aufgrund guter Leistungen – höherer Lohn als Kollegen erhalten – Arbeit (Löten von Speicherkernen) erforderte hohe Konzentration und Präzision – wohnte zusammen mit anderen Tunesierinnen – durch Mitbewohnerin im Wohnheim bestohlen, beschämendes Gefühl – Umzug, danach gutes Verhältnis zu Mitbewohnerinnen – sehr abgemagert, da sie nicht wusste, was sie im fremden Land essen durfte – starkes Heimweh – Kontakt zur Familie nur durch Briefe, kein Telefon – Kennenlernen des späteren Ehemannes auf der Straße – Vater akzeptierte ihre Entscheidung, wurde von Mutter gedrängt – Ehemann konvertierte zum Islam, damit sie heiraten konnten – musste die Gebetsregeln lernen – Heirat 1975 in Tunesien – familiäres Kennenlernen schwierig aufgrund der Sprachprobleme – sehr gutes Verhältnis zur Schwägerin und zur Schwiegermutter – die ersten Jahre sehr große Probleme mit der Sprache in Deutschland – nur langsames Erlernen, Schwager half ihr – zu Beginn große Überwindung, aus dem Urlaub in Tunesien nach Deutschland zurück zu kommen – nachdem sie ihren Mann kennenlernte, wurde es besser – Vater wollte immer, dass sie zurückkommt – Arbeitswechsel 1972 zu Rhode & Schwarz – Auszug aus dem Wohnheim – wohnte mit ihrem Mann vor der Hochzeit zusammen, mussten in getrennten Zimmern schlafen – nach der Heirat gemeinsame Wohnung – veränderte Haltung durch das Leben in Deutschland – trug kein Kopftuch mehr – Kinder gingen auf eine deutsche Schule – Kinder studierten, wäre in Tunesien wohl nicht möglich gewesen – Identität als Deutsche – vielen Kolleginnen ging es nicht so gut, viele gingen zurück – hatte ein ganz anderes Bild von Europa – im Prinzip hatte sie ein freieres Leben in Tunesien als im Wohnheim in Deutschland – ursprünglicher Plan war, Geld zu verdienen und zurückzugehen – zu Beginn große Probleme, kannte den Weg zur Arbeit nicht – kaum Probleme mit Arbeitskollegen – Tante ihres Mannes akzeptierte sie nicht, ansonsten keine Probleme – keine Probleme durch Vorurteile, große Unterstützung durch ihren Mann.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.