Zeitzeugen berichten

Franz Olah KZ-Überlebender; Zwangsarbeiter; Politiker (SPÖ)

Signatur
zz-0957.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1939

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet der spätere österreichische Innenminister Franz Olah von der Zwangsarbeit im Steinbruch des KZ Flossenbürg.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Franz Olah, geführt am 08.05.2000.

Biogramm

Franz Olah wurde 1910 in Wien geboren. Er erlernte das Klaviermacherhandwerk und stieß schon als Lehrling zur Gewerkschaftsbewegung. Nach der Ausschaltung des österreichischen Parlaments und dem Verbot aller Arbeitervereinigungen wurde Olah verhaftet und arbeitete in der Illegalität. Kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen wurde er freigelassen, am 12. März 1938 sofort wieder verhaftet und im Prominententransport ins KZ Dachau deportiert. In Dachau war Franz Olah in verschiedenen Arbeitskommandos tätig und beteiligte sich an den politischen Diskussionen über das künftige Nachkriegs-Österreich. 1943 kam er ins Außenlager Haunstetten bei Augsburg und später ins Lager Dora (Raketenbau). 1945 gelang ihm die Flucht in seine Heimat Wien. 1948 wurde er in den Österreichischen Nationalrat gewählt (SPÖ), wurde 1959 Präsident des ÖGB und war von 1963-64 Innenminister der Bundesrepublik Österreich. Franz Olah starb 2009.

GND: 118937308

Inhalte

Klaviermacherlehre, Kontakt mit Gewerkschaftsbewegung, einfacher Funktionär, Februar 1934 Ausschaltung des Parlaments durch die Regierung Dollfuß, Ausschaltung von Parteien und Gewerkschaften, Widerstands- und Untergrundbewegung, Revolutionäre Sozialisten, drei Verhaftungen durch die Staatspolizei, Dollfuß, Schuschnigg, nicht im Schutzbund, Haftentlassung im Februar 1938, Versuch gemeinsame Basis mit der Regierung gegen die Nationalsozialisten zu finden scheitert, keine Arbeiterdemonstrationen, Nachricht des deutschen Einmarsches kam während einer Betriebsrätekonferenz, Verhaftung durch Gestapo, Polizeikommissariat, Dr. Schärf, Polizeigefängnis, drei Wochen dort, erster Transport mit Österreichern nach Dachau 01.04.1938, Beamte, Politiker, Journalisten, jüdische Bürger, alle politischen Richtungen vertreten, KPÖ damals bereits im Untergrund, Funktionäre meist schon in der Sowjetunion, bayerische SS, mit zwei Journalisten und drei Gendarmerie-Majori im Abteil, Verhör durch Sturmbannführer, ein Offizier versucht sich anzubiedern, Vertrauensmann des Bundeskanzlers Schuschnigg, Ankunft in Dachau, ganzen Tag stehen, nichts zu Essen, Jourhaus, Entkleidung, Haare abschneiden, Vernehmungen durch Gestapo, Block 5, Juden noch mit im Block, nur nach Stuben getrennt, "Vorführen" der Österreicher auf dem Appellplatz, "Goldfasane", Reichsführer SS Heinrich Himmler, Arbeitskommando Bunkerabbruch, Ziegel abklopfen, Erdarbeiten, Barackenbau, befreundeter Gewerkschaftsskretär Julius trägt Brille, Schikane von Intellektuellen durch die SS, Kameraden im Kommando untergebracht, Kapo, Barken hergerichtet, Herbst 1938 Sudetenland, Frühjahr 1939 Tschechen, Herbst 1939 Polen, später Russen, Belgier, Franzosen, Holländer, nach der Reichskristallnacht (Reichspogromnacht), Verhaftung tausender deutscher Juden, darunter ehemalige Reichswehroffiziere, viele der Juden deutschnational eingestellt, haben sich als Deutsche gefühlt und das nicht verstanden, Unfall mit der Fräse, danach drei Monate als Aushilfe in der Häftlingskantine, dominiert von deutschen Kommunisten, Kommando von Oberscharführer Mursch, im Herbst 1938 wurde Dachau geräumt, wurde zur Ausbildung einer SS-Division benötigt, Insassen auf die KZ Flossenbürg, Buchenwald und Mauthausen aufgeteilt - nach Flossenbürg gebracht, nach einem halben Jahr zurück nach Dachau, andere Lagerstruktur, in Flossenbürg herrschten die Kriminellen, Steinbruch, Sprenglöcher bohren, Winter 1939/40, den ganzen Tag ohne Nahrung, Ruhrepidemie, Quarantäne, halbes Jahr Rübensuppe, abgemagert, Durchfall, Frostbeulen, Häftlingsarzt, Kreislaufkollaps beim Aufschneiden der Frostbeulen, März 1940 Rückkehr nach Dachau - Veränderungen, straffer, weniger sauber, leicht chaotisch, Geld von zu Hause, 15 Mark in der Woche durften verbraucht werden, während der Strafzeit keine Sendung bekommen, Guthaben auf den Konten, Idee einiger Österreicher Kameraden Geld zu geben, Kontoübertragung notwendig, Oberscharführer Mursch einverstanden, Kommandantur löst daraufhin das ganze Kommando ab, Bunkerhaft, auch für Mursch, dieser wird nach der Bunkerhaft ins Standesamt versetzt, sechs Wochen Kommandoarrest, Stockschläge, Prügelstrafen, Dunkelarrest, nur jeden vierten Tag warmes Essen, in der Mitte des Arrests Prügelstrafe, an Pfahl geschnallt, Brüllen, 15 Doppelschläge, vierzehn Tage auf dem Bauch gelegen, verstärktes Brüllen und Zuschlagen, gesundheitliche Schäden durch Prügel, Bunkerhaft, ein Jahr Strafkompanie, Isolierblock, nur jedes viertel Jahr einen Brief schreiben nicht alle 14 Tage, Gelbsucht, Krankenrevier, nach Kräftigung auf den Strafblock, nie von SS-Mann oder Polizisten geschlagen worden, Lagerarzt Hauptscharführer Dr. Wolter, Lagerkommandant Zill des Lagers Ellrich, Arbeit als Karteischreiber, Schreibmaschinenkenntnisse, Schreiben der Krankengeschichten, Revierbetrieb, Arbeit in der Ambulanz, Verbände angelegt, Impfungen, Typhusepidemie, Injektionen gegeben, Versorgung von Schwerkranken, Dr. Wolter, Revierpersonal wurde zu Vorzugshäftlingen ernannt, durften Haare halblang wachsen lassen, Revierkapo Zimmermann, Aufbau eines Krankenreviers in München-Allach, BMW-Werke, dort Revierkapo, Material nur über Beziehungen nach Dachau erhalten, Ungeziefer: Flöhe, SS-Arzt noch nicht fertig ausgebildet kommt einmal pro Woche, falsche Medikamentierung, Wunsch zurück nach Dachau zu kommen - Typhusepidemie in Dachau, keine feste Nahrungsaufnahme möglich während der Erkrankung, Bemühen der Pfleger, Quarantäne, die Schwächeren starben, Anzeige durch Lagerarzt Dr. Sigmund Rascher wegen Bezeichnung der Versuchsstation als "Mördergrube", Lagerkommandant Sturmbannführer Weiss, Rascher hatte Sonderauftrag von Himmler, Denunziation, Versetzung von Weiss und Dr. Wolter, Angebot nach s'Hertogenbosch (KZ Herzogenbusch, Kamp Vught) mitzukommen, Judenlager, abgelehnt, Arbeit in den Flugzeugwerken in Haunstetten bei Augsburg, Luftangriffe, Todesopfer unter den Häftlingen, Arbeit im Krankenrevier in Haunstetten, Information über geplanten Transport nach Buchenwald, Versuch O. in der Plantage in Dachau unterzubringen scheitert, mit SS-Mann nach Buchenwald gefahren, nur eine Nacht dort, Haare geschnitten, Bekannte getroffen, Österreicher, Roman Felleis, Transport nach Dora, per Namen aufgerufen, Außenkommando, nach Harzungen zum Aufbau eines Krankenreviers versetzt, in Ellrich eine Sanitätsstelle eingerichtet, Verbandsstelle, Bewachung durch Luftwaffe, Evakuierung im offenen Güterwaggon, zehn Tage durch Mitteldeutschland, Tieffliegerangriffe, Berlin-Germendorf, sollten von dort zu Fuß evakuiert werden, 20.04.1945 Stromausfall, Flucht gemeinsam mit jüdischem Arzt aus Tschechien, nicht alle Wachtürme besetzt, über den Zaun geklettert, Schüsse, im Wald versteckt, weitergewandert, Kremmen/Osthavelland, polnische Truppen der Lubliner Regierung, Russen, Anweisung ein Krankenrevier einzurichten, Apotheke, Behandlung der sowjetischen Verletzten und Kranken, besseres Essen, langsam aufgepäppelt, kommunistische Gemeindeverwaltung, im Radio Nachricht über österreichische Regierung, Wiener Bürgermeister Körner, Fahrrad geschenkt bekommen, Belohnung für die Arbeit 600 Mark, Lebensmittel, Zeugnis - mit Lastwagen nach Berlin gebracht, Trümmer, mit Zug über Dresden, Prag nach Wien, in Prag, weiterkommen nur mit Erlaubnis der kommunistischen Partei möglich, Fahrkarte bekommen, durch Geldwechsel an der Grenze kaum noch etwas gehabt bei Ankunft in Wien - in Dachau: Häftling Major Stillfried, ehemaliger Kommandant des Anhaltelagers Wöllersdorf, in der Dollfuß/Schuschnigg-Zeit, Stillfried macht Bemerkung gegenüber Himmler ohne Konsequenzen, SS brutale Schläger, Lagerhierarchie in Dachau seit 1933 gewachsen, Dominanz der politischen Häftlinge, Kommunisten, Sozialdemokraten, erarbeiten sich bessere Positionen, Überlebensfragen, Konkurrenz des linken Lagers, Rivalität, keine Einmischung der SS, politische Diskussionen, Vorwurf an Kommunisten, sie hätten den Nazis zur Macht verholfen, Berliner Verkehrsarbeiterstreik, Sozialfaschismusvorwurf an SPD, mehr Kommunisten als Sozialdemokraten in Dachau, Überleben im Vordergrund, ideologische Gegensätze hintangestellt, Diskussionen im Lager, Kurt Schumacher, Kuno Rieke, Leopold Figl, Alfons Gorbach, Alfred Maletta, Felix Hurdes, Julius Uhlir, Mario Alexander Eifler, Hermann Lackner, Gespräche nur im kleinen Kreis möglich, Richard Schmitz, einmal Gruppengespräch in Flossenbürg im Steinbruch, während Quarantäne, später Gespräche unter vier Augen, Entschluss zum gemeinsamen Wiederaufbau, wirtschaftlicher Aufbau, anderes Klima als in der Ersten Republik, demokratischer Wettbewerb, Wahlen - Kurt Schumacher: intelligent, sogar SS hatte Respekt, Kriegsversehrter des Ersten Weltkriegs, arbeitete in der Lagerbücherei, ab und zu ein Buch von ihm erhalten, Kontakt entstanden über Doktor Robert Danneberg, Freundschaft mit Schumacher, nach dem Krieg Besuch Schumachers in Österreichs, Besuch Schumachers Begräbnis, kein Freund des bürgerlichen Lagers, Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz, Prälat Kaas, Zentrum, Widerspruch, nur von Brüning, Theodor Heuss, Schumacher: großartiger Redner, Widerspruch gegen amerikanische Bevormundung, Ziel: selbstständige deutsche Politik, reservierter Charakter, Kommunist Willi Grimm, Schumacher nicht sehr redselig, hochgeistiger Mensch, Achtung der SS, sagt SS auch die Meinung, imponierende Persönlichkeit, Viktor Matejka: tritt im Lager der Kommunistischen Partei bei, 1945 Wiener Stadtrat für Kulturwesen, Engagement für Künstler und Kulturlinksrevolutionärer Intellektueller, anständiger Mensch, Rede die Schumacher verunglimpft, arbeitet mit diesem in der Lagerbücherei - Funktion der Bücherei, Nazibücher, aber auch viele andere, Zuteilung durch Lagerverwaltung, Refugium einiger Häftlinge, Themenvielfalt, Beratung durch Schumacher, nur wenige Häftlinge waren noch in der Lage abends ein Buch zu lesen, Pickbücher, Zeitungen: Völkischer Beobachter, Münchner Neueste Nachrichten, Information über das Kriegsgeschehn, Revierkapo bekam Radioempfänger genehmigt, BBC, auf Ungarisch gehört, Denunziation, Informationen von SS-Leuten die Feindsender hörten, Musik- und Theateraufführungen, Orchester, Sänger, Gottesdienste von deutschen Priestern abgehalten, Beziehung einzelner SS-Leute zu bestimmten Häftlingen, Dr. Prachtel, Kapo Hans Meiler, einer der Gehässigsten gegenüber Sozialdemokraten, freundliche und hasserfüllte Stuben- und Blockälteste, Eitelkeit, Ehrgeiz, "Stubenältester war kleiner Gott, Kapo war Herr über Leben und Tod“, Geist der Lagerstraße, Gemeinschaft, landsmannschaftliche Verbundenheit, Transportlisten für Verwundete und Arbeitsunfähige und Kranke, Dr. Alfons Gorbach gewarnt, Dienst auf der Revierschreibstube, SS verlangt Totenscheine, Schachspieler: Otto Skritek, Dr. Popelka, Beweise für den Tod der Abtransportierten entdeckt, Transporte wurden häufiger, Versuche Namen auf Liste zu vertauschen, Entscheidung über Leben und Tod abgelehnt, das eine Leben als wertvoller zu betrachten ist NS-Ideologie, Versuche den einen oder anderen wegzulassen, Manipulation abgelehnt, nur kurz Revierschreiber, Möglichkeiten der Manipulation begrenzt, Tauschgeschäfte abgelehnt, Gaskammer in Dachau erst nach Verlegung entstanden, Kontakt zu Viktor Matejka, Spaziergänge durch das Lager am Sonntagvormittag, politische Themen, extreme Wendung nicht erkennbar, hat Theaterstück inszeniert, "Die Blutnacht auf dem Schreckenstein" - Strafen: 31.01.1939 Fluchtversuch eines Häftlings, stehen auf dem Appellplatz bis zu dessen Verhaftung, Prügelstrafe, Stehen in der Kälte, Hängen am Baum mit nach hinten gebundenen Händen, Kollektivstrafe für das ganze Arbeitskommando, Vollstrecker: Bernhard Giebel, hängt O. und Dr. Fritz Kühr ein bisschen tiefer zur Erleichterung, Hilfe wegen Keksgeschenk im Revier - SS-Oberscharführer Mursch bringt Essen in den Strafblock, Abstufung der Bestrafung, Dr. Gorbach bekam keine Prügel, amputiertes Bein, politische Gespräche mit Alfons Gorbach, Richard Schmitz, Alfred Maletta, Dr. Fritz Bock, Diskussion über Demokratie und Meinungsfreiheit, Wahlen, mörderische Kommunistenregime, Lager in Sibirien, Arzt Josef Schneeweiß, Entscheidung über Versetzung von Pflegern und Ärzten nach Auschwitz, Entscheidung des Lagerarztes, viele Kommunisten auf Transport, keiner geht freiwillig, politische Intentionen von Schneeweiß, Befehl Dachau "Judenrein" zu machen, Hilfe für Fritz Löwy nach Buchenwald zu kommen wegen höheren Überlebenschancen, Möglichkeit sich für Verlegung zu melden, Unterschiede der Lager, Schreckenslager vor Auschwitz: Flossenbürg, Mauthausen, Groß-Rosen, Denunziationsverdacht gegen Kommunisten, angebliche Meinungsäußerung zu Dr. Rascher, Diskussion mit Kommunisten über Zukunft, Bürgermeister Seitz, Bruch, Kenntnis von den Vorgängen in Raschers Block - Aufarbeitung ist Sache der Gerichte, Gräben mussten überwunden werden, Neubeginn aus Trümmern und Hunger, Ausgrenzung war bei der Menge der Beteiligten nicht möglich.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
4:00 h
Aufnahmedatum:
08.05.2000
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.