Jack Terry schildert im hier gezeigten Ausschnitt, wie er 1945 die Befreiung des KZ Flossenbürg durch US-Truppen erlebte. Der eigentlich glücklichste Tag in seinem Leben wurde zum traurigsten, als er realisierte, dass er nun, als einziger Überlebender seiner Familie, völlig allein sein würde.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Jack Terry (vormals Jakub Szabmacher), geführt am 03.10.1998, über den deutschen Einmarsch in Polen 1939, die Ermordung seiner Familie durch die SS, seine Verhaftung, die Internierung im KZ Flossenbürg, die Befreiung 1945 und seine Auswanderung in die USA.
Biogramm
Jack Terry wurde 1930 als Jakub Szabmacher in dem kleinen polnischen Dorf Belzyce geboren und erlebte dort den Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Bei der Selektion für das Lager Budzyn, 1943, wurden seine Schwester und seine Mutter vor seinen Augen erschossen. Er arbeitete vom Mai 1943 bis Februar 1944 in Budzyn in einem Rüstungsbetrieb. Als die russische Front näher rückte, wurde Terry ins Lager Wieliczka überstellt und im August 1944 über Auschwitz ins Konzentrationslager Flossenbürg deportiert. Dort musste er im Steinbruch und bei den Messerschmitt-Werken arbeiten und erlebte 1945 die Befreiung im Lager. Nach dem Kriegsende ermöglichte dem damals 15-Jährigen ein US-Soldat die Einreise in die USA, wo ihn die Familie Terry adoptierte und deren Namen er annahm. Terry studierte Medizin und war als Psychoanalytiker in New York tätig, wobei er u.a. auch Überlebende des Holocaust behandelte. Ab 1995 war Terry maßgeblich am Aufbau der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg beteiligt und berichtete vor Schulklassen von seinen leidvollen Erlebnissen. 2022 ist Jack Terry in der Nähe von München verstorben.
Inhalte
1930 in Bełżyce/Polen geboren, Kriegsbeginn 1939, Sommerferien, deutsche Flugzeuge, Panzer, Soldaten, Diskriminierungen gegenüber Juden, Verbot des Schulbesuchs, Zwangsarbeit beim Straßenbau, Restriktionen, Armbinde mit dem Davidstern, Februar 1940 erfrorene Juden aus Stettin, niedergeschlagene Stimmung der Eltern, Gestapo-Mann Kurt Engels, Verbot für Juden, Fleisch zu essen, Engels erschoss deswegen einen Vater und seine zwei Söhne, Arbeit als Aushilfe bei einer Cousine, Friseur, Angst wegen halb geputztem Auto, deutscher Jude Eugen Heimann, Mai 1942 Vater wurde ins Vernichtungslager Majdanek deportiert und dort ermordet, Deportationen, Hermann Göff, Bahnhof Dwice, November 1942 Mutter, Schwestern und Bruder versteckten sich, zum Bahnhof getrieben, davongelaufen, Schüsse, in den Wäldern versteckt, Rückkehr nach Bełżyce, Bruder wurde erschossen, T. beerdigte ihn gemeinsam mit den Schwestern, 08.05.1943 Unterscharführer Reinhold Feix, SS und Ukrainer, Selektion der Arbeitsfähigen, Erschießung von Schwester und Mutter, Erschießungen von kleinen Jungen, weggekrochen, in andere Gruppe eingereiht, Lager Budzyn, Arbeit bei Henkel, Barackenbau, dort vom 08.05.1943 bis Februar 1944, näher rückende Ostfront, Transport nach Wieliczka, Salzminen, Außenlager von Plaszow, Henkel-Flugzeugfabrik, Juli 1944 Transport in Viehwaggons nach Flossenbürg, Amon Göth, Selektion in Wieliczka - Versammlung in der Synagoge in Bełżyce, Abgabe von Schmuck - Zugangslager in Flossenbürg, 4 Baracken mit 3.000 Leuten, Ankunft am 04.08.1944, ausgezogen, geschoren, Angst vor Krankheit, Begutachtung durch deutsche Ärzte, Nummer auf der Stirn, Einteilung nach der körperlichen Verfassung, Häftlingskleidung, Nummer, Baracke 19, Blockältester Ziegelmann, grünes Dreieck, Pritschen, keine Decken, viele Nationalitäten, Hoffnung zu arbeiten und nicht ermordet zu werden, Kontakte zu Russen und Deutschen, höhere Überlebenschancen mit Deutschkenntnissen, jeder war mit sich selbst beschäftigt, Hunger, Bedeutung der Worte: Hunger und Kälte im KZ, Appelle in der Kälte, warm angezogene Wachen, Tagesablauf, Morgenappell, Arbeitskommandos, Arbeit im Steinbruch, Tote, Schläge, Loren beladen, offene Haut an den Händen, Kaffee, Suppe, Anstehen, bester Platz in der Schlange, Stück Brot am Abend, sofort gegessen, Angst vor Diebstahl, Mütze abnehmen und stramm stehen vor SS-Leuten, Kapos, Blockälteste, Prügel, kriminelle Kapos, "Anständige", Karl Schrader Revierkapo, Juden am Ende der Hierarchie, Antisemitismus der Russen und Ukrainer, "Untermensch", April 1945 in der Heizung versteckt, SS kurzzeitig verschwunden, Angst vor Denunziation, Arbeit bei Messerschmitt, Flugzeugtragflächen, Löcher gebohrt, Schläge beim Abbrechen des Bohrers, Erschießungen für "Sabotage", strenge Kontrollen, 12-Stunden-Schicht, Hinrichtungen auf dem Appellplatz, Prügelstrafen, Baumhängen mit zurückgebundenen Armen, Muselmänner, arbeitsfreie Sonntage, Brot von einem Toten gestohlen, Kontrast zwischen SS und den Häftlingen, man wurde zu "Untermenschen" gemacht, Besuch bei der Frau von SS-Unterscharführer Max Demel, Vitamintabletten erhalten, durch bekannten Tschechen in der Schreibstube Arbeit in der Wäscherei erhalten, Wäsche an das Lagerbordell geliefert, Ungarn in der Wäscherei, privilegierte Häftlinge, gaben T. etwas von ihren besseren Essensrationen, Milos Kczera, Befehl von Reichsführer SS Heinrich Himmler, die Häftlinge zu liquidieren, 14.04.1945, in der Heizung der Wäscherei versteckt, am 16.04.1945 wurden alle Juden auf den Todesmarsch geschickt, Tote am elektrischen Zaun, Kapos warfen Häftlingsmützen hinein, Exerzieren, schlimme Zustände in Flossenbürg im Vergleich zu anderen Lagern, selbst Dachau war im Vergleich dazu ein "Gefängnis", Dr. Heinrich Schmitz, medizinische Experimente, Krankenstation gemieden, Lagerkommandant Koegel, Hunde, kleiner Junge namens Janek, Peter Kleinmann aus Groß-Rosen erkannte seinen Bruder Adolf in der Schreibstube nicht mehr, November 1944, Überbelegung der Baracken, Kammerorchester, Dirigent späterer Leiter des Philadelphia Orchestra, David Arben, Lagerkommandanten: Koegel, Baumgartner, Sonntagsbeschäftigung, Scheine für gute Arbeit, Einkaufsmöglichkeit in der Kantine, Informationen über den Frontverlauf, Gerüchte, keine Widerstandsgruppe in Flossenbürg - 16.04.1945 in der Heizung versteckt, Todesmarsch der Juden, Rückkehr der SS, Todesmarsch der anderen, Milos Kuczera schickte T. zu Karl Schrader auf das Krankenrevier, Typhusstation, SS verließ mit den Häftlingen das Lager, 1.500 wurden im Revier zurückgelassen, Geschützfeuer, Flugzeuge, im Magazin Zivilkleidung und Waffen gefunden, junger amerikanischer Soldat, Waffe übergeben, 90. US-Infanteriedivision, Befreiung, Süßigkeiten und Verpflegung erhalten, amerikanische Lagerverwaltung, Lieutenant Ivan Oppenheimer, Major Samuel Gray jr., Rücktransport der Häftlinge in ihre Heimatländer, Zahnbürste bekommen, mit Oppenheimer an verschiedenen Orten gewesen, Pilsen, Erbendorf, polnischer Amerikaner Lewandowsky, dessen Bruder in Arles half, Papiere für die Ausreise nach Amerika zu besorgen, Konsulat in Marseille, Februar 1946 Schiff in die USA, Englisch gelernt, Highschool, Stipendium, College in Colorado, Geologie-Studium, Offiziersschule, 2nd Lieutenant, Arbeit für Shell, Militärdienst in Heidelberg und Schwetzingen, Gespräche mit Universitätsprofessoren, Deutsche Geologische Gesellschaft, Geologie-Ausflug in der Nähe von Flossenbürg, Rückkehr nach Amerika, Arbeit in Venezuela, Psychiatriestudium, Psychoanalytic Institute in New York, Beschäftigung mit ehemaligen KZ-Häftlingen, Lehre an der Kernel University, psychische Folgen, Erfahrung, bewussteres Leben, Patienten, Gespräche mit den Kindern, Fragen der Kinder, Stück für Stück erzählt, Verhältnis zu Deutschen, deutsche Kultur.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.