Der Rechtsmediziner Prof. Dr. Wolfgang Eisenmenger spricht über die Obduktion von Opfern und Tätern der Rote-Armee-Fraktion (RAF). Im hier gezeigten Ausschnitt beschreibt er zudem seinen Umgang mit dem Tod.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Journalistisches Zeitzeugeninterview mit Prof. Dr. Wolfgang Eisenmenger, geführt am 13.07.2024 in München, über seine Karriere als Rechtsmediziner, die Unvereinbarkeit von Emotionen mit seinem Beruf, die Obduktion von Opfern und Tätern der RAF, die Autopsie von Martin Bormann und Rudolf Heß, die Sektion von Franz Josef Strauß, die Entwicklung moderner Untersuchungsmethoden in der Rechtsmedizin sowie über die Aufgaben der Ethikkommission.
Biogramm
Geboren wurde Wolfgang Eisenmenger 1944 in Waldshut am Hochrhein. Sein Vater war im Krieg gefallen, seine Mutter arbeitete in der Nachkriegszeit als – wie er sagt –„Dorfzahnärztin“ nahe Waldshut. Nach Volksschule und Abitur, 1963 am örtlichen Hochrhein-Gymnasium, studierte Eisenmenger im nahen Freiburg Humanmedizin. Auf ein Auslandssemester in Wien 1966, dem Staatsexamen 1968 und seiner Promotion folgte der Entschluss, nicht – wie zunächst beabsichtigt – Landarzt, sondern Rechtsmediziner zu werden. Anstoß hierzu gab seine Assistenz am Institut für Rechtsmedizin der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität. Ende 1989 trat Eisenmenger, der sich 1977 bei Prof. Wolfgang Spann in München habilitiert hatte, die Nachfolge seines renommierten Lehrers und Institutsleiters an. Einen Ruf nach Freiburg im Breisgau hatte er zuvor abgelehnt, ebenso eine Professur an der Universität in Zürich, die ihn auf Platz eins ihrer Berufungsliste gesetzt hatte. An der Ludwig-Maximilians-Universität München baute Eisenmenger das rechtsmedizinische Institut räumlich und vor allem personell aus. Die Obduktion prominenter Verstorbener verschaffte ihm internationale Beachtung als Rechtsmediziner.
Inhalte
Geboren 1944 – Unterschiede zwischen Kriminalermittlungen und Kriminalfilmen – Einstieg in die Rechtsmedizin nach der Promotion in Humanmedizin – Gymnasium in Waldshut, Medizinstudium in Freiburg und Auslandssemester in Wien – Wahrnehmung der 68er-Bewegung – Einstellung zu den Protagonisten der 68er-Bewegung – Obduktion von RAF-Terroristen und ihren Opfern – Öffentliche Zweifel an der Obduktion von RAF-Terroristen in Stammheim – Zuzug von Rechtsanwälten bei der Obduktion der RAF-Terroristin Ingrid Schubert – Anzahl der selbst vorgenommenen Obduktionen – Frage der Emotionalität als Rechtsmediziner – Betroffenheit bei der Obduktion im Entführungsfall Ursula Herrmann – Auseinandersetzung mit dem Fall Kaspar Hauser mithilfe neuer DNA-Analytik – Analyse anhand von Blutproben an Hausers Unterkleidung – Vergleich von Hausers Blut mit Nachfolgerinnen von Stéphanie de Beauharnais – Sektion der Gehirne von Lenin und Ludwig II. – Anthropologische Erforschung der schwarzen US-Bevölkerung mit Wurzeln in Afrika – Theorien zum Tod von Martin Bormann – Identifikationsprozess von Bormanns Leichenteilen – Beantragung einer Nachobduktion von Rudolf Heß – Erkenntnisse zu den Todesursachen von Heß – Aufarbeitung der Verbrechen der Jugoslawienkriege der 1990er-Jahre anhand von Opferidentifikationen im Kosovo – Einsatz in Pakistan und beim Flugzeugabsturz von Air Lauda 1991 in Thailand – Nachfolger von Prof. Wolfgang Spann als Institutsleiter für Rechtsmedizin an der LMU München – Altersbestimmung von Verletzungen als Spezialgebiet – Vorbedingungen für die Durchführung einer rechtsmedizinischen Obduktion – Dunkelziffer nicht erkannter Tötungsdelikte – Zusammenspiel bei der Ermittlung eines Tötungsdelikts zwischen Rechtsmedizin, Staatsanwaltschaft und Polizei – Fall Walter Sedlmayr – Veränderter Umgang mit Homosexualität – Todesumstände von Franz Josef Strauß – Obduktion von Strauß im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg – Bedeutung moderner Untersuchungsmethoden heute – Täterspuren am Tatort – Toxikologische Erforschung neuer Substanzen – Kritik am Grenzwert für THC im Straßenverkehr – Aufgabe der Rechtsmedizin während der Corona-Pandemie – Schutz der Menschen vor medizinischer Forschung als Aufgabe der Ethikkommission – Neue Methoden bei der Aufarbeitung von Cold Cases – Gewaltbereitschaft der Bevölkerung im Vergleich zu früher – Kindheit in Südbaden und Konsum von Kriminalfilmen.
Daten
Interview: Dr. Michael Bauer
Kamera: Thomas Rothneiger