Hugo Karpf berichtet im hier gezeigten Ausschnitt von seiner Tätigkeit als Mitglied des Deutschen Bundestags im Ausschuss für Arbeitsrecht und von der Änderung des Heimarbeitsgesetzes.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Hugo Karpf, geführt am 09./10.03.1988 im Rahmen des Projekts Geschichte der Gewerkschaften in Aschaffenburg, über Kindheit und Jugend in Wüstenzell, seinen Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, sein Engagement in der christlichen Gewerkschaftsarbeit, seine politische Karriere als Reichstagsabgeordneter der BVP, Repressalien während der NS-Diktatur, den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau nach Ende des Zweiten Weltkriegs und seine Tätigkeit als CSU-Abgeordneter des Deutschen Bundestags.
Biogramm
Hugo Karpf wurde 1895 in Wüstenzell/Landkreis Würzburg geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Er war Mitglied der Kolping-Bewegung und ging nach seiner Ausbildung zum Schneider auf Wanderschaft. Hugo Karpf war im Ersten Weltkrieg an der Westfront im Einsatz und kehrte nach einem Jahr britischer Kriegsgefangenschaft nach Aschaffenburg zurück. 1923 übernahm er die Leitung der Verwaltungsstelle Aschaffenburg des Verbandes christlicher Arbeitnehmer. Neben seiner Gewerkschaftsarbeit war er parteipolitisch aktiv: so wurde er 1932 als BVP-Mitglied in den Deutschen Reichstag gewählt. Während des NS-Regimes musste er Diskriminierungen durch die SA und als Hilfsarbeiter materielle Not erdulden. Im Zweiten Weltkrieg war er u.a. im Wehrbezirkskommando Aschaffenburg beschäftigt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs engagierte sich Karpf wieder in Gewerkschaft und Politik: Er war an der Gründung der CSU in Aschaffenburg beteiligt, Abgeordneter im Frankfurter Wirtschaftsrat und von 1949 bis 1957 Mitglied des Deutschen Bundestags. Zeit seines Lebens setzte er sich vor allem für die Belange der Heimarbeiter ein. Für sein Lebenswerk erhielt Hugo Karpf 1985 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Aschaffenburg. 1994 starb Hugo Karpf in Aschaffenburg.
Inhalte
Eltern: Landwirtschaft, Tagelohnarbeit – Kindheit und Jugend in Wüstenzell – Dorfschule: absolutes Züchtigungsrecht – Ausbildung zum Schneider (Heimarbeiter) und Besuch der Berufsfachschule in Aschaffenburg – Heimarbeiter: Tarifsituation – Heimarbeitsgesetz 1911 – Kolping, katholische Gesellenvereinigung 1912 – Zentrum: Jugend Windthorst – Kommunalwahlen: Bürgerrecht in Aschaffenburg – Gesellenverein: Wanderschaft nach Köln – Anstellung in Bekleidungsindustrie Elberfeld – Erster Weltkrieg: 5. bayerisches Infanterieregiment/Bamberg – Kriegseinsatz an der Westfront: Somme (1916), Flandern, Erstürmung des Kemmelbergs (Frühjahr 1918) – Schützengraben, Giftgas – britische Kriegsgefangenschaft September 1918 bis Oktober 1919: Aufbau im Somme-Gebiet – Nachkriegssituation: Inflation, Demokratie, Parteien – Räterepublik Bayern 07.04.1919: Auseinandersetzungen – 1920/21 Vorsitzender des Gesellenvereins: Lehrgänge (u.a. des Volksvereins für das katholische Deutschland in Freiburg) – französische Ruhrbesetzung 11.01.1923 – Verband christlicher Arbeitnehmer des Bekleidungsgewerbes: Leiter der Verwaltungsstelle Aschaffenburg 1923 – Gründung einer christlich-sozialen Partei (Bayerisches Zentrum): Wahlkampf 1924 in Bayern – christliche Gewerkschaften – Weimarer Republik: Reichspräsidentenwahl 1925 – Regensburger Abkommen zwischen Bayerischer Volkspartei (BVP) und Zentrum 28.11.1927 – Mitglied der BVP: Absicherung der Heimarbeiter, Tarifvertrag, Wirtschaftskrise – Wahl in den Deutschen Reichstag im Juli 1932: Auflösung des Reichstags – NS-„Machtergreifung“ (Machtübernahme durch die Nationalsozialisten) 30.01.1933 – Reichstagsbrand 27.02.1933 – Reichstagswahl 05.03.1933: Wahlkampf – Auflösung der Gewerkschaften 01.05.1933 – Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation (NSBO) – Krankenhausaufenthalt – SA-Hausdurchsuchung, Schutzhaftbefehl: nicht haftfähig – Diskriminierungen, materielle Entbehrungen: Hilfsarbeiter in Kleiderfabrik – Deutsche Arbeitsfront (DAF) – Zweiter Weltkrieg: Pferdebeschaffungskommission im Wehrbezirkskommando Aschaffenburg-Abteilung A: Personalakten Reserveoffiziere, Wehrbezirkskommando Offenbach 1944 – Beförderung zum Unteroffizier im Mai 1940 – Stauffenberg-Attentat 20.07.1944 – Kriegsende, Vormarsch der US-Armee, Rückkehr nach Aschaffenburg – US-Militärregierung, politische Situation nach Kriegsende – Parteigründungen: Neugründung der CSU am 13.10.1945 in Aschaffenburg – Wahl in die Verfassunggebende Landesversammlung in München am 30.06.1946: Hauptstreitpunkt Staatspräsident für Bayern? – Verhandlung vor US-Militärgericht – Flügelkämpfe in der CSU – Abgeordneter im Frankfurter Wirtschaftsrat – Währungsreform am 20.06.1948 – Bewirtschaftung, Soziale Marktwirtschaft – Frankfurter Dokumente 01.07.1948, Schaffung des Grundgesetzes 1949 – Wahl in den Deutschen Bundestag 1949: Ausschuss für Arbeitsrecht – Heimarbeitergesetz 1951 – Lebensumstände als Bundestagsabgeordneter, Diäten – eigenes Sekretariat im Wahlkreis, Wichtige beschriebene Personen (Auswahl): Adolf Kolping – Kurt Eisner – Heinrich Brauns – Adam Stegerwald – Jakob Kaiser – Leo Weismantel – Heinrich Brüning – Klara Zetkin – Hermann Göring – Hanns Seidel – Karl Rupprecht – Josef Müller – Herrmann Leeb – Johannes Semler – Alois Hundhammer – Fritz Schäffer – Hans Ehard – Theo Blank – Konrad Adenauer – Franz Josef Strauß – Carlo Schmid – Jean Stock.