Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Dr. Georg Simnacher über seine Aufgaben als Landrat von Günzburg (1967-1994): die Bildungsreform, die Kreisreform, die Sanierung des Krankenhauswesens und die Denkmalpflege.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. Georg Simnacher, aufgenommen am 03.12.2012 in Burgau, über seine Jugendzeit, prägende politische Entwicklungen und Reformen in Bayern wie etwa die Psychiatriereform, die Renaturierung der Donau, die Bedeutung des Subsidiaritäts- und Solidaritätsprinzips für die öffentliche Verwaltung in Bayern, den Fall der Mauer 1989 und bedeutende Politikerpersönlichkeiten wie Franz Josef Strauß.
Biogramm
Georg Simnacher wurde 1932 in Ziemetshausen, Landkreis Günzburg, geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Dillingen studierte er von 1952 bis 1957 Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in München und Erlangen. Nach seiner Promotion 1958 war er ab 1961 als Assessor bei der Regierung von Oberbayern tätig. 1962 war er Regierungsrat im Bayerischen Staatsministerium des Innern und von 1962 bis 1965 Persönlicher Referent des Bayerischen Staatsministers für Bundesangelegenheiten. Darauf folgte bis 1967 die Tätigkeit als Oberregierungsrat am Landratsamt Schwabmünchen. Als Landrat des Landkreises Günzburg war Georg Simnacher in den Jahren 1967-1994 kommunalpolitisch in herausragender Weise tätig. Bereits 1974 wurde er Bezirkstagspräsident von Schwaben und bekleidete von 1979 bis 2003 schließlich das Amt des Präsidenten des Verbands der bayerischen Bezirke. Daneben war er von 1996 bis 1998 Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Höheren Kommunalverbände der Bundesrepublik Deutschland. 2014 ist Georg Simnacher in Burgau verstorben.
Inhalte
Geboren 1932 in Ziemetshausen – Herkunft aus Handwerkerfamilie – nach der Volksschule Übertritt aufs Gymnasium Dillingen – Unterbringung im bischöflichen Knabenseminar – Abitur 1951 – Jurastudium in München und Erlangen – Referendarzeit in Augsburg – Leitung des Pater-Rupert-Mayer-Studentenheims – Arbeit in der Inneren Verwaltung der Regierung von Oberbayern, dann beim Bayerischen Staatsministerium des Inneren – nach der Landtagswahl 1962, Versetzung mit Ministerpräsident Alfons Goppel in die Staatskanzlei als persönlicher Referent des bayerischen Ministers für Bundesangelegenheiten – mit 34 Jahren Landrat von Günzburg, nach der Kreisreform Landrat von Krumbach – Umstrukturierung vom landwirtschaftlich geprägten zum gewerblich geprägten Landkreis und Bildungsreform als größte Aufgaben als Landrat – Denkmalspflege als Herzensaufgabe – Kreisreform und Umgang mit kleinen Gemeinden – Verwaltungsgemeinschaften – Krankenhaus-Flurbereinigung, Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, z.B. im „Günzburger Modell“ (Kooperation mit der Universität Ulm) – Kreisstruktur als Dezentralisierung noch aus Zeiten der Monarchie – immer stärkere Selbstverwaltung, aber immer staatliche Organe – „Führerprinzip“ im „Dritten Reich“ ersetzt Mitspracherecht – 1955 Wiedereinführung der Bezirke mit dem Bezirkstag als Hauptorgan – 1974 Wahl zum Bezirkstagspräsidenten in Schwaben – 1978 Übernahme der Vollzugskompetenz vom Regierungspräsidenten durch den Bezirkstagspräsidenten – Psychiatrie, die alte Aufgabe der Bezirke, im Vordergrund der Aufgaben des Bezirkstags – Dezentralisierung in der Psychiatriereform – Bezirk als überörtlicher Träger der Sozialhilfe – Ambulanz auch bei Psychiatrie im Vordergrund – Eingliederungshilfe für Behinderte und Hilfe bei Pflege als zentrale Themen des Sozialwesens in den Bezirken – kommunale Kulturpflege – Schwaben bestellte als erster Bezirk einen Bezirksheimatpfleger – Wiederbelebung der leerstehenden Klöster in Schwaben – Kollegialprinzip, klare Aufgabentrennung zwischen den föderalen Strukturen – Finanzierung der Bezirke hauptsächlich durch die Bezirksumlage – Wohlfahrtsverbände – „Modellregion Schwäbisches Donautal“, Renaturierung der Donau – Marketing im Tourismus durch den Bezirk vor allem sichtbar in der Kulturlandschaft – „Legoland Deutschland“ – Verhältnis der Bezirke untereinander, Entwicklungen, z.B. Niederbayern – Schwaben besonders föderal und dezentralistisch eingestellt – großer Anhänger des Subsidiaritäts- und Solidaritätsprinzips – Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der höheren Kommunalverbände, Blick über Bayern hinaus – entschiedener Gegner der Trennungsbeschlusses der CSU in Kreuth 1976 – Alfons Goppel als Landesvater, Franz-Josef Strauß teilweise mit diktatorischen Tendenzen – Politikstil von Max Streibl – Günther Beckstein vor allem als Innenminister kommunenfreundlich – Wandlung von Edmund Stoiber in seinen Regierungsjahren – Erleben der „Wende“1989 – Bayern als Einwanderungsland – Bild von Bayern, bayerischer Schwabe – föderalistisches Bayern in Deutschland – bayerische Mentalität: heimattreu und gleichzeitig fortschrittsorientiert – Strukturwandel des Agrarlandes Bayern als Revolution – Einführung neuer Verfahren (Pyrolyse) bei der Müllbeseitigung – Dualismus von Regierungspräsidenten und Bezirkstagspräsidenten sinnvoll – Amt des Bezirkstagspräsidenten müsste Hauptamt werden – 94 Prozent des Bezirkstagsetats für soziale Aufgaben verwendet – Notwendigkeit der Bezirke – Stellung der Bezirke in Europa – Partnerregion in Frankreich.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.