Zeitzeugen berichten

Dr. Manfred Veit Kommandeur der Bundeswehr, Kreisheimatpfleger

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Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Dr. Manfred Veit über Änderungen im Bewusstsein der ehemaligen NVA-Truppen der DDR und Unverständnis im Westen gegenüber der Lage vor Ort.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. Manfred Veit, aufgenommen am 17.02.2012 in Neuburg a.d. Donau, über seine Jugend, seine Ausbildung und Laufbahn bei der Bundeswehr, den Mauerfall 1989 und die Integration der NVA in die Bundeswehr, das Leben als Berufssoldat sowie seine Arbeit als Kreisheimatpfleger.

Biogramm

Manfred Veit wurde 1941 in Stephanskirchen geboren und entschied sich nach dem Abitur für eine Laufbahn bei der Bundeswehr. Nach seinem Studium an der Höheren Technischen Schule der Luftwaffe in Neubiberg wurde er als Diplomingenieur für Luftfahrttechnik Inspektionschef, zuerst in Kaufbeuren und später in Neuburg a.d. Donau. Ab 1979 war er in der Dienststelle General Flugsicherheit in Köln tätig, wo er insbesondere auch Flugunfälle von Militärflugzeugen zu untersuchen hatte. Ab 1987 avancierte Herr Veit zum Beratenden Ingenieur und wurde gleichzeitig Dezernatsleiter für alle Techniker in seinem Aufgabenbereich. Ab 1991 war er Kommandeur des Lufttransportgeschwaders 65 in Neuhardenberg, des ehemaligen Regierungsgeschwaders der DDR, das er bis 1993 abwickelte. Anschließend ging Manfred Veit in Pension, studierte u.a. bayerische Landesgeschichte und war als Kreisheimatpfleger im Landkreis Neuburg/Schrobenhausen aktiv.

GND: 123636310

Inhalte

Geboren 1941 bei Rosenheim – Vater stammte aus Landwirtschaft im Bayerischen Wald, war Soldat im Zweiten Weltkrieg, Mutter war Weißnäherin – bei der Einnahme von Rosenheim durch die Amerikaner Mutter am Fuß verletzt, mehrere Wochen von den Amerikanern versorgt – 1947 Besuch der Volksschule – viele Schulwechsel – 1955 Internat in Neuburg a.d. Donau – 1962 Abitur – Eintritt in die Bundeswehr – Studium der Luftfahrttechnik an der TU München – 1965 Heirat – nach zweijähriger Tätigkeit als Offizier bei der Wartungsstaffel erneutes Studium zum Diplomingenieur für Luftfahrttechnik bis 1975 – Ausbilder für Flugzugmechaniker bei der Bundeswehr – 1982 Arbeit bei der General Flugsicherheit in Köln als Spezialist für Tornado-Flugzeuge – Untersuchung von Flugzeugabstürzen – schnelles Ausrücken bei Unfällen und genaue Untersuchung des Unfallhergangs – Ursachenforschung und Entwicklung von Präventivmaßnahmen, um solche Unfälle in Zukunft zu verhindern – 1987 Aufstieg zum Beratenden Ingenieur – ab 1991 Befehlshaber bei einem abzuwickelnden ehemaligen NVA-Luftgeschwader in Neuhardenberg (Brandenburg) – Lufttransport von Berlin nach Bonn und in weitere Städte – Übernahme von DDR-Personal – Verständnisschwierigkeiten durch verschiedene Mentalitäten und Gewohnheiten – alte Strukturen, v.a. das Festhaltenwollen an gewohnten Befehlsketten führten zu Problemen – wenig Selbstständigkeit und Eigeninitiative – Überprüfung des Personals auf frühere Stasi-Tätigkeit als besondere Herausforderung – einige trauerten den DDR-Zeiten nach – schlechtere Ausstattung zu DDR-Zeiten – erst durch den Kontakt mit der Bundeswehr erkannten viele, dass sie durch NVA-Führung belogen worden waren – 1993 Flugplatz und Verband aufgelöst – Flugzeuge verkauft, zum Teil an baltische Staaten verschenkt – NVA-Geschwader durften keinen Kontakt untereinander haben, ebenso wenig zu sowjetischen Streitkräften – nach dem Mauerfall 1989 Russen zuerst sehr verärgert, wenn sich die Bundeswehr eingemischt hat, z.B. bei Flugunfällen – persönliches Erleben des Mauerfalls 1989 – 3. Oktober 1990 Teilnahme an der Wiedervereinigungsfeier – erste Dienstreisen in den Osten – NVA-Mitglieder verkauften ihre Waffen – Starfighter als fortschrittlichstes Flugzeug der damaligen Zeit – einziger Nachteil: nur ein Triebwerk – sehr herzliche und freundliche Aufnahme in Neuhardenberg – Erleben der Kubakrise 1962 als junger Soldat – wurden wie zum Krieg ausgerüstet – beklemmendes Gefühl – 1968 Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei – enger und menschlicher Kontakt in der Luftwaffe zwischen den Soldaten, auch zu Vorgesetzten – in den 1980er Jahren Wandlung des Berufssoldatentums in der Bundeswehr zum „Job“ – kaum Kontakt zur Protestbewegung 1968 – Im Ruhestand Studium der bayerischen Landesgeschichte und Volkskunde – Promotion – Tätigkeit als Kreisheimatpfleger – Mundart und Landschaft als besonderes Merkmal von Bayern – Stammtischkultur – bayerische Klischees, z.B. Neuschwanstein, Jodler.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview
Dauer:
2:30 h
Aufnahmedatum:
17.02.2012
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.