Zeitzeugen berichten

Jean Louis Schlim Sammler und Experte zur Geschichte des Hauses Bayern und Ludwig II.

Signatur
zz-2166.02
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Dr. Michael Bauer)
Referenzjahr
1986

Der Sammler Jean Louis Schlim schildert seinen ersten Zugang zur bayerischen Geschichte und Ludwig II. Er beschreibt seine Gefühlslage, als er sich zum ersten Mal allein im Schloss Neuschwanstein aufhalten durfte. Außerdem erklärt er, wie er bei einem Umzug des TÜV Bayern eine Planzeichnung für einen Dampfkessel für Ludwig II. entdeckte und anschließend die Ausstellung „Ludwig und die Technik“ konzipierte.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Journalistisches Zeitzeugeninterview mit Jean Louis Schlim, geführt am 27.10.2024 in München, über seine Leidenschaft für das Sammeln von Antiquitäten, den Aufbau seiner Grafiksammlung, seine ersten Berührungspunkte mit König Ludwig II., die Hintergründe zur Organisation der Ausstellung „Ludwig und die Technik“ 1986, die Rolle von Religion und Sexualität im Leben von Ludwig II., die Beziehung Ludwigs zu dessen Familie, die technischen Bauinnovationen unter Ludwig II. sowie über seine eigene Theorie zu den bis heute mysteriösen Todesumständen von Ludwig II. und Prof. Bernhard von Gudden.

Biogramm

Jean Louis Schlim wurde 1952 in Luxemburg geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Dommeldingen nahe Luxemburg und auf dem großelterlichen Bauernhof in Feulen in den Ardennen. Hier entwickelte sich schon früh seine Faszination für Kunst, Kultur und Geschichte. Nach dem Abbruch seiner Schulausbildung arbeitete Schlim auf dem Flughafen Luxemburg u.a. als Betreuer des großherzoglichen Hofs.

Ende der 1970er-Jahre zog Jean Louis Schlim nach München. Dort lernte er Persönlichkeiten wie August Everding, Karl Bosl und Hannes Heindl kennen, durch deren Vermittlung er sich verstärkt mit bayerischer Geschichte – explizit mit der des "Märchenkönigs" Ludwig II. – auseinandersetzte. Zunächst arbeitete Schlim als Archivar für den TÜV Bayern in München, wo er bei einem Umzug technische Planzeichnungen für Ludwig II. entdeckte und auf deren Grundlage 1986 die erfolgreiche Ausstellung „Ludwig und die Technik“ realisierte. Bayern entwickelte sich so zu Schlims neuer Heimat, wobei er seine Beziehung zur alten, luxemburgischen Heimat nie abreißen ließ: Schlim war Anfang der 1990er-Jahre Mitbegründer und ist bis heute Präsident des Luxemburger Vereins München.

Jean Louis Schlimm ist Experte für die Geschichte des Hauses Luxemburg und des Hauses Bayern, sowie im Speziellen zu Ludwig II. Er konzipierte zahlreiche Ausstellungen, veröffentlichte Literatur und legte eine umfangreiche Privatsammlung an. Seine Publikationen zum Haus Luxemburg wurden mit dem großherzoglichen Titel eines „Offiziers des Ritterordens Adolph von Nassau“ belohnt. Für sein ehrenamtliches Engagement zur Erforschung der Geschichte Bayerns erhielt Schlim 2019 zudem den „Georg Lohmeier Gedächtnispreis“ vom „Verein Königlich Bayerische Patrioten München e.V.“

Inhalte

Geboren 1952 – Leidenschaft für das Sammeln von Antiquitäten – Ankauf von Antiquitäten im München der 1980er-Jahre – Übergabe seiner Grafiksammlung an das Haus der Bayerischen Geschichte – Jagd nach Sammelobjekten – Privatsammlung in der eigenen Wohnung – Kindliche Faszination für Burgen – Erste Berührungspunkte mit Ludwig II. – Erster Besuch im Schloss Neuschwanstein – Entdeckung einer Dampfkessel-Planzeichnung für Ludwig II. beim Umzug des TÜV Bayern – Organisation der Ausstellung „Ludwig und die Technik“ 1986 – Lieblingsort im Schloss Neuschwanstein – Hannes Heindl, Karl Bosl und August Everding als Mentoren – Ankauf von Antiquitäten bei Auktionen und im Internet – Katalogisierung des Nachlasses von Prinz Joseph Clemens von Bayern – Aufbau der Grafiksammlung – Bedeutung von historischen Zeitungsillustrationen – Sammlung übermalter Postkarten – Lehren aus der Arbeit im „Salon“ des Luxemburger Hofs am Flughafen Luxemburg – Tätigkeit als Rechnungsprüfer in Bayern – Glück beim Sammeln – Haarlocke von Ludwig II. als Wunschsammelobjekt – Restaurierung eines Zweigs des Begräbnisstraußes von Ludwig II. – Potenzielle Seelenverwandtschaft mit Ludwig II. – Charakterisierung von Prof. Bernhard von Gudden – Restaurierungen in Schlims Sammlung – Abneigung gegen den Verkauf eigener Sammlungsobjekte – Rekonstruktion der Friedensdemonstration am 07.11.1918 in München – Anerkennung und Lob für den Wittelsbacher Ausgleichsfonds – Bewunderung für Herzog Franz von Bayern – Toleranz gegenüber Homosexuellen und Schlims eigene gleichgeschlechtliche Partnerschaft – Plädoyer für die Liberalisierung der katholischen Kirche – Rolle von Religion und Sexualität im Leben von Ludwig II. – Ludwigs Beziehung zu seiner Familie – Nachfolgefrage zu Ludwig II. – Regierungsstil von Ludwig II. und im Großherzogtum Luxemburg – Schwärmerische Natur der Wittelsbacher – Entstehung des Wintergartens von Ludwig II. in München – Beispiele für technische Innovationen unter Ludwig II. – Prinzregentenzeit in München – Politik- und Herrschaftsverständnis von Ludwig II. – Eigene Theorie zu Todesumständen Ludwig II. und Prof. von Guddens: Mögliche Pläne zur Befreiung von Ludwig II. aus Schloss Berg mithilfe Prof. von Guddens; Unfall mit Schussverletzung als mögliche Todesursache Ludwig II.; Schlaganfall als mögliche Todesursache Prof. von Guddens – Entstehung des Narrativs rund um Ludwigs und von Guddens Tod – Anekdote zum Assistenzarzt von Guddens – Wiederaufbau Münchens nach dem Zweiten Weltkrieg und Wandel bis heute – Bayerisch-Luxemburgische Gemeinsamkeiten – Sammlung und eigene Vergänglichkeit – Heutiger Umgang mit Schenkungen und Leihgaben aus eigener Sammlung.

Daten

Art:
Journalistisches Zeitzeugeninterview
Dauer:
1:45 h
Aufnahmedatum:
27.10.2024
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Dr. Michael Bauer

Kamera: Thomas Rothneiger