Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Johannes Dill über die Schwierigkeiten der BayernSPD, sich gerade im Vergleich zur CSU als spezifisch bayerisch zu positionieren.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Thematisches Zeitzeugeninterview mit Johannes Dill, aufgenommen am 25.11.2013 in Hermannsreuth, über das Leben am Eisernen Vorhang, den Grenzvorfall am 02.08.1965, sein Engagement in Feuerwehr und BayernSPD sowie die unterschiedlichen Wahrnehmungen regionaler Identitäten in Bayern und Deutschland.
Biogramm
Johannes Dill, 1990 geboren, wuchs in Hermannsreuth in der Oberpfalz auf. Seine Großeltern bewirtschafteten einen Hof direkt an der bayerisch-tschechischen Grenze. Die Hofstelle hatte aufgrund eines Gewohnheitsrechts, das noch vor dem Ersten Weltkrieg vereinbart worden war, einen kleinen Grundstücksanteil auf tschechischem Grund. Am 02.08.1965 kam es zu einemn Zwischenfall, als der zweijährige Sohn, Johannes Dills Vater, auf dieses tschechische Gebiet lief und die betreuende Bekannte ihm nachlief. Tschechische Grenzer gaben daraufhin einen Warnschuss ab, beide kehrten aber unversehrt zum Bauernhof zurück. Johannes Dill hat die damaligen Ereignisse dokumentiert, die in der Folgezeit zu erheblichen Verwicklungen mit den tschechischen Behörden führten und auch einen entsprechenden Presserummel zur Folge hatten. Johannes Dill studierte Geschichte, Germanistik und Sozialkunde auf Lehramt an der LMU in München. Er engagierte sich ehrenamtlich in seiner Heimat, u.a. in der Freiwilligen Feuerwehr und in der BayernSPD. 2014-2016 war er Mitglied des Stadtrats in Bärnau.
Inhalte
Geboren 1990 – aufgewachsen auf Nebenerwerbs-Landwirtschafts-Hof direkt an der Grenze zu Tschechien in Hermannsreuth – Grenze kaum Gesprächsthema mit Eltern – andere Beziehung der Großeltern zur Grenze – Überqueren der Grenze alltäglich vor dem Zweiten Weltkrieg – Rückkehr des Großvaters 1949 aus der Kriegsgefangenschaft – Vertreibung in Hermannsreuth – Grenzvorfall vom 02.08.1965 – Grundstück der Familie auf der anderen Seite der Grenze – Verbot der Nutzung nach dem Grenzvorfall – Nutzung des Geländes nur für einen Misthaufen und ein Aborthäuschen – Brief an den Landrat – großes Interesse der Presse – Belästigungen durch Reporter – manipulative Berichterstattung – unzumutbare Bedingungen durch erzwungene Verlegung des Misthaufens ins Innere des Hofs – Lösung der Situation 1966: Genehmigung, den alten Zustand wiederherzustellen (Misthaufen hinter dem Hof auf tschechischem Gebiet) – Politikverdrossenheit nach dem Zweiten Weltkrieg – große Politik kaum Thema im Dorf, dagegen Interesse an Vorgängen, die direkte Auswirkungen auf das eigene Leben haben wie Flucht und Vertreibung – Öffnung der Grenze 1989 – heutige Grenzsituation – kaum direkten Kontakt zur tschechischen Bevölkerung aufgrund der 5-Kilometer-Sperrzone – Herausforderungen der Gegenwart: Einbrüche, Drogenkriminalität – Oberpfalz als Heimat – Unterschiede zur Großstadt München – schwieriger Arbeitsmarkt vor Ort zwingt junge Menschen zum Verlassen der Region – soziale Lebensqualität als Vorteil – Verbesserung der Infrastruktur notwendig – persönliches Engagement in der Feuerwehr – politisches Engagement in der SPD – soziale Gerechtigkeit als Motivation – Schwäche der SPD auf dem Land – Wirtschaft und Chancengleichheit als Themen für die SPD – Geschichte der SPD in Bayern – schwierigere Voraussetzungen in Bayern als in anderen Bundesländern für die SPD – katholisches Milieu – CSU besser positioniert im vorpolitischen Raum – Nachholbedarf der SPD – Ausgleich zwischen Kirche und Staat – Probleme der großen Volksparteien, Zulauf für kleinere Parteien – Fokus der Wähler liegt nicht mehr so stark auf den Inhalten – SPD kann Erfolge nicht an die Wähler kommunizieren – keine Wechselstimmung in Bayern – Beziehung zwischen Bundes-SPD und BayernSPD – Bild von Bayern – Oberpfälzer Mentalität.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.