Zeitzeugen berichten

Franz Faltner Reichsbahnarbeiter, Mitorganisator der "Roten Rebellen" in München

Signatur
tobre-001.02
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Dr. Heike Bretschneider)
Referenzjahr
1934

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Franz Faltner, wie die SPD illegale Flugblätter aus dem Sudetenland erhielt, die im Mitropa-Speisewagen des Schnellzuges von Eger nach Lindau geschmuggelt wurden. Gleichzeitig kritisiert er diese Form des Widerstands als nicht ausreichend gegen das skrupellose NS-Regime.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Thematisches Interview der Journalistin und Historikerin Dr. Heike Bretschneider mit Franz Faltner, geführt 1986, über den Widerstand der "Roten Rebellen" im "Dritten Reich" (nur Ton).

Biogramm

Franz Faltner wurde 1901 in München geboren und war seit 1917 Reichsbahnarbeiter und Zugführer beim Arbeitersportverein München Ost. Zwischen 1933 und Frühjahr 1935 verteilten er und seine Genossen der "Roten Rebellen" in großen Mengen Flugblätter, die zum Teil heimlich in der Druckerei des Völkischen Beobachters gedruckt wurden. Initiiert durch Faltners Kontakte zu Waldemar von Knoeringen, der von Tschechien aus den sozialdemokratischen Widerstand organisierte, schmuggelten Mitropa-Angestellte illegale Schriften im Kleinformat über die tschechisch-deutsche Grenze. In München gelang der Gruppe eine Reihe spektakulärer Aktionen, wie etwa der Boykott-Aufruf vor der Volksabstimmung im August 1934 oder die Verteilung eines Flugblatts bei BMW. Am 27./28.04.1935 wurden Franz Faltner, dessen Ehefrau Anna und 56 Mitglieder der Gruppe aufgrund einer Denunziation verhaftet. Faltners Prozess fand vor dem Volksgerichtshof in Berlin im März 1937 statt. Er wurde zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt und in München, Berlin, Landsberg und Kaisheim interniert. Nach 1945 wurde er erneut bei der Reichsbahn angestellt und stieg zum Chef der oberbayerischen Bahnpolizei auf. Parallel dazu baute er den SPD-Ortsverein in München-Ramersdorf wieder auf, ehe ihn die SPD 1951 wegen Linksabweichung aus der Partei ausschloss. 1981 ist Franz Faltner in München verstorben.

Inhalte

tobre-001:

Kontakte innerhalb der SPD - Mitropa-Kellner als Gestapo-Spitzel 1935 - Zugführer im Arbeitersportverein München-Ost - Prozess vor dem Volksgerichtshof in Berlin - 10 Jahre Haft - nach 1945 Aufbau der SPD in München-Ramersdorf - Ausschluss aus der Partei - Flugblattaktion gegen die Nationalsozialisten am Fußballplatz von 1860 München 1933/34 - Flugblattdruck in der Druckerei des Völkischen Beobachters durch ehemalige Drucker der Münchener Post - Fahnen der Arbeitervereine vergraben, später nicht mehr gefunden - Kontakte zu Waldemar von Knoeringen - Wilderei - Rote Rebellen mit 58 Mitgliedern - Lampersberger - Buisson.

Daten

Art:
Thematisches Interview (nur Ton)
Dauer:
ca. 0:30 h
Aufnahmedatum:
01.01.1986
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Dr. Heike Bretschneider (Interview und Technik)