Zeitzeugen berichten

Wolfgang F. Robinow Emigrant, US-Besatzungssoldat

Signatur
zz-0506.02
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1945

Wolfgang F. Robinow berichtet im hier gezeigten Ausschnitt über den Einmarsch der US-Truppen in München am 30.04.1945.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Wolfgang F. Robinow, geführt am 17.02.1998.

Biogramm

Wolfgang Franz Robinow wurde 1918 in Hamburg geboren und erlebte die Jugendzeit bis 1934 in Berlin, musste dann aber aufgrund seiner jüdischen Abstammung die Schule verlassen. Nach einem Aufenthalt in Dänemark gelang es ihm 1938, in die USA zu emigrieren. Dort musste er sich als Verkäufer in verschiedenen Branchen bewähren, um zu überleben und wurde 1941 Soldat in der US-Army. 1944 erhielt Robinow eine Ausbildung als „Interrogator“ und war in vorderster Linie beim Vormarsch der Amerikaner eingesetzt. Am 30.04.1945 war er einer der ersten alliierten Soldaten, die in München auf dem Marienplatz standen. Seine Einheit stieß bis Kitzbühel vor, wo Robinow Leni Riefenstahl verhaftete. In seiner Tätigkeit als War Crimes Investigator in Dachau und Regensburg hatte er u.a. mit ehemaligen KZ-Ärzten, Gestapo- und SS-Offizieren und anderen hochrangigen Vertretern des NS-Regimes zu tun. 1949 wurde er in die Dienste des CIA übernommen. Robinow lebte 1961-1963 in München, danach in Frankfurt am Main. 2011 ist W.F. Robinow verstorben.

GND: 1067340637

Inhalte

Familie kam vor 300 Jahren nach Altona, Sektion Robinow im Hamburger Staatsarchiv, Mutter aus Essen, Großvater war Finanzdirektor der Firma Krupp, Vater promovierte in München, Jurist, Teilnahme am Ersten Weltkrieg in der Bayerischen Armee, Delegierter des Deutschen Reiches beim Völkerbund, Ministerialrat im Verkehrsministerium - Protestant in der zweiten Generation, Großeltern waren Juden, in Hamburg geboren, 1921 Berufung des Vaters ans Ministerium in Berlin, Umzug, in Berlin aufgewachsen, mit 10 Jahren aus gesundheitlichen Gründen 10 Monate Aufenthalt in der Schweiz, Mittelohrentzündungen, staatliches Pädagogium Puttbus auf Rügen, Machtübernahme Hitlers 30.01.1933, Mitglied der Ringpfadfinder, Organisation wird Teil der Hitlerjugend, "Ariernachweis" gefordert, als Jude eingestuft worden, Rückkehr nach Berlin, Vater wird in den Ruhestand versetzt, erhält Pension nur 1 Jahr lang, Lichterfelder Realgymnasium, nach der mittleren Reife aus der Schule ausgeschlossen, schlechtes Zeugnis, gutes Führungszeugnis, Dr. Lampe, Luftschutzwart des Gymnasiums, Lehrstelle in der Landwirtschaft in Dänemark, Verwandte der Mutter, im April 1936 Ausreise auf die Insel Mön, südlich von Kopenhagen, 12 Stunden täglich als Landarbeiter gearbeitet, Lehrgeld zurück erhalten, harte Arbeit, Zuckerrüben ernten im November, Wettbewerb im Schnellmelken mit der Hand gewonnen, Visum wurde nur 2 Mal für 6 Monate verlängert, bis November 1937, zwischenzeitlich war die Schwester nach Amerika ausgewandert, Affidavit erhalten, Chef des Schwagers war ein Quäker, zur Ausreise war eine offizielle Beurlaubung des Wehrkreiskommandos notwendig, Doylestown, Pennsylvania, Einschreiben des deutschen Generalkonsulats, verschiedene Jobs in Amerika, Tanzlehrer in Washington, Arbeit im Drugstore, 9 Monate vor Pearl Harbor Eintritt in die US Army, Marinebasis Anacostia, "als feindlicher Ausländer" wieder entlassen, im Februar 1941 im Rahmen der Wehrpflicht wieder eingezogen, Bruder und Eltern im Dezember 1939 in Providence angekommen, in Bermuda stationiert, Küstenartillerie, auf U-Boote gewartet, Texas, als Seargent an der Universität Cincinnati Deutschunterricht bekommen, in der Muttersprache mit 1 bestanden, Ausbildung zum Verhörer von Kriegsgefangenen, der englischen Abwehr zugeteilt, von Juli bis Dezember 1944, dann nach Le Versiné bei Paris geschickt, Ersatzbattallion mit Intelligence-Leuten aufgestellt, vom 04.01. bis 08.05.1945 Führung eines Aufklärungszuges der 42. Infanteriedivision "Rainbow Division", Vormarsch über Hagenau, Worms, Weinheim, Würzburg, Schweinfurt, Donauwörth, am 28.04.1945 nördlich von Augsburg auf die Autobahn gestoßen, Befreiung von Dachau am 29.04.1945, am Einsatz nicht beteiligt weil Verwandte in Auschwitz umgekommen waren, 30.04.1945 Einmarsch in München, Eichamt gegenüber dem Botanischen Garten, funktionierendes Telefon, Anruf im Rathaus, großes Krankenhaus, Keller durchsucht, nachmittags um 2 auf dem Marienplatz angekommen, Angst vor Minen, von den Menschen als Befreier begrüßt, selbst nicht besonders freundlich eingestellt gegenüber den Deutschen, Tante und Onkel starben in Auschwitz, Bruder fiel in der Normandie, Waging am See, altes Ehepaar an Baum erhängt wegen zu frühem Hissen der weißen Fahne, 08.05.1945 Kitzbühel, Hauptquartier im Grand Hotel, Polizeistation, Pistolen konfisziert gegen Quittung, Schüsse auf der Maximilianstraße, zurück geschossen, keine Treffer, Kämpfe am Flughafen Riem, Plünderung des Geschäfts Foto-Schaja unterbunden, Ladenbesitzer später besucht, Karl Valentin kennengelernt, im März/April 1947 Kriegsverbrecher-Untersuchungsoffizier in Dachau, Dachauer Prozesse, 8 Gerichte parallel, Versetzung zu einem Verbindungsuntersuchungsteam in der englischen Zone, Suche nach Zeugen für die Gerichtsverhandlungen, Fotografien von Wachmannschaften der KZs, Bergen-Belsen, DP-Lager nach Zeugen abgesucht, etliche Wächter verhaftet, November 1947 Versetzung nach Regensburg, Lager auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik, 5.400 Internierte, u. a. Franz von Papen, Hans Fritzsche, Reeducation, Anweisungen in den Papierkorb geworfen, Versammlungsabend veranstaltet, junger Mann, ehemals stellvertretender Chef der stenografischen Abteilung des Führerhauptquartiers schreibt mit, übergibt Notizen, Kopie heute im Staatsarchiv in der Ludwigsstraße, jeden Donnerstag 2stündiges Gespräch mit von Papen, von Papen im Krankenhaus, Opportunist, Frau von Papen versucht ihren Mann frei zu bekommen, Bestechungsversuch mit einer Leica-Kamera, Anweisung des Vorgesetzten aus Augsburg von Papen Sonderurlaub zu geben, nach Augsburg gefahren um sich zu beschweren, 3 Generäle und ein Oberst mit neuer Leica, in Waging am See ein Mercedes Cabriolet "befreit", auf dem Weg nach Kitzbühel von General Haary J. Collins abgenommen, in Kitzbühel Befehl Leni Riefenstahl zu verhaften, Grund für Verhaftung, nach 3-4 Tagen wieder frei gelassen, Feste mit Filmvorführungen, nach gut 4 Wochen wieder verhaftet, in Kitzbühel Gruppe von jungen Ungarinnen, Frau von General Collins bemerkt die Ungarin recht schnell nach ihrer Ankunft, Versetzung des Generals nach Seattle, Washington als Kommandeur der Indian Head Division, Versuch ein Visum für die Ungarin zu bekommen, unverheirateter Major sollte die Frau für ihn heiraten, in der Zwischenzeit wollte er sich scheiden lassen, der Major unternahm aber zwischenzeitlich eine 2monatige Urlaubsreise, Collins ging nach seiner Pensionierung zurück nach Salzburg und liegt dort heute begraben - Verhör des stellvertretenden Gestapo Chefs in Frankreich Knochen, Auslieferung der Kriegsverbrecher, Knochen nach Frankreich überstellt, dort zum Tode verurteilt, später von de Gaulle in lebenslängliche Haft verwandelt, 1963 bei einer Geschäftsreise nach Deutschland erfahren dass Knochen frei gelassen wurde, dieser bekam sogar eine Pension in der Bundesrepublik - Spruchkammerverfahren, Verfahren den Deutschen überlassen, tragische Einstufungen, Besucherbaracke im Lager Regensburg, bayerischer Gastwirt wegen SA Beitritts zu 8 Jahren Internierung verurteilt, Beförderung zum Leutnant, Hans Fritzsche teilt R. mit er sei und bleibe überzeugter Nationalsozialist, Kriechbaum, Mitglied in Graf Gehlens Stab, Briefmarkensammler aus Bad-Reichenhall, später besucht, Briefmarken geschenkt bekommen, Skorzeny: Chef einer Sonderabteilung, Spezialaufgaben wie die Befreiung Mussolinis, Brückensprengung in Holland, Befehl Eisenhower zu ermorden, Einheit als amerikanische Offiziere getarnt, Straßenkontrollen entdecken die Attentäter, SHAEF-Hauptquartier in Paris, Skorzeny der einzige Mann der in Dachau aus Mangel an Beweisen frei gesprochen wurde - Pädagogium Puttbus auf Rügen, Gymnasium für Söhne der Großgrundbesitzer, Klassenkamerad Enkel von Hindenburg: Hans Hartmut von Brockusen, Oktober 1933 Lichterfelder Realgymnasium, erzkonservative Jungenschule, Direktor Dr. Schmidt, streng aber fair, Klassenlehrer Dr. Lampe, in der Schule keine Probleme, freiwillig zum Reichsluftschutzbund gemeldet, Schulwärter, Eishockey bei einer Jugendmannschaft der Zehlendorfer Wespen gespielt, Steglitzer Tennisclub, Jugendmeisterschaft im Berliner Sportpalast, Sonja Heni, Herr von Tschammer und Osten, Reichssportführer, Goebbels Rede, begeistert als 14jähriger, Nazis in Österreich, Heldenplatz in Wien, Österreicher wollte Eislaufen lernen, war Mitglied der SS-Leibstandarte "Adolf Hitler", Lichterfelder Kadettenkaserne, Hitlerbesuch in der Kaserne, Hitler ein paar Mal aus der Ferne gesehen, damals beeindruckt gewesen, Respekt vor Uniform, Überprüfung von Nazis im Stadion von Schweinfurt, alle in Uniform mit Goldtressen, alle frei gelassen, keiner war von einer richtigen Organisation, Orden: Mutterkreuz, für Orden vom Mess-Sergeant eine Woche besseres Essen organisiert, Verhalten der kämpfenden Truppe in Deutschland, Einquartierungen, gelegentlich Dinge "befreit", selbst Briefmarkensammler, später 13 Sendungen im Hessischen Fernsehen über Philatelie gemacht, die Leute waren relativ freundlich, in kleinem Dorf südwestlich von Worms alten Mann entdeckt: Jude der von der Dorfgemeinschaft versteckt wurde, Rechtsanwalt Dr. Faag versteckt seine jüdische Frau 4 Jahre in Berlin, Anhänger Hitlers, keine Verteufelung der Deutschen, Kriegsverbrechen auf allen Seiten, Colonel Calm, Erschießung von Kriegsgefangenen, Ausstellung über Verbrechen der Wehrmacht, Sondereinheiten, nach der Emigration in den USA Zeitungen verkauft, in 32 Staaten, dadurch die Vereinigten Staaten kennengelernt, Sprache gelernt, verkaufen gelernt, nach der Rückkehr in die USA nach Washington gegangen, verlobt, verheiratet - Weg zur CIA, Stationierung in Oberursel, Camp King, European Command Intelligence Center ECIC, Lager für Luftwaffengefangene, Verhöre, dort im Februar 1949 stationiert, russische Überläufer aus Berlin, stellvertretender Leiter der Technical Intelligence, CIA Agenten übernehmen Verhöre der Russen, Krankenhausaufenthalt, nach 2 Wochen Urlaub der CIA Einheit unter George McManas zur Verfügung gestellt, Auftrag den übergelaufenen tschechischen Militärattaché der Botschaft in Ankara zu befragen, Angebot zur CIA zu kommen, nach 4 Wochen in Washington Staff Member der CIA, 6 Wochen später aus der amerikanischen Armee entlassen, für die CIA in Frankfurt und Berlin tätig, später in Washington und in der Türkei, dann Salzburg, Wien, Urfa, Linz.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
1:30 h
Aufnahmedatum:
17.02.1998
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.