Zeitzeugen berichten

Dr. Dr. Simon Snopkowski KZ-Überlebender, Arzt, Verbandsfunktionär

Signatur
zz-0327.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg
Referenzjahr
1946

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Simon Snopkowski über die Gründung eines jüdischen Studentenbunds an der Universität München um 1946.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. Dr. Simon Snopkowski, über Geschichte und Kultur der Juden in Bayern - Jüdische Zeitzeugen, aufgenommen in München am 23.04.1988.

Biogramm

Simon Snopkowski wurde 1925 in Myschkow (Myszków) geboren und legte 1942 das Abitur in Tschenstochau ab. Seine gesamte Familie wurde von den Nationalsozialisten ermordet, er selbst wurde 1942 in einem Nebenlager des KZ Groß-Rosen im niederschlesischen Langenbielau interniert. Am 08.05.1945 wurde Simon Snopkowski von der Roten Armee befreit und kam als "Displaced Person" in das Auffanglager in Landsberg am Lech. Anschließend studierte er Zahn- und Humanmedizin und war Vorsitzender der Jüdischen Studentenverbindung München. Seit 1955 war er als Arzt tätig und bekleidetet 1966-1987 den Posten des Chefarztes des Klinikums Rechts der Isar in München. 1960-1970 war er Mitglied des Verwaltungsrats des Zentralrats der Juden in Deutschland und ab 1971 Präsident des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Simon Snopkowski verstarb 2001 in München.

GND: 12248245X

Inhalte

1925 in Mischkow (Myszków) geboren – Eltern und Geschwister kamen im Holocaust ums Leben – polnische Schule – nach Kriegsausbruch wurden sämtliche Schulen verboten – geheimer Unterricht – Juden versteckten sich – Diskriminierung der Juden – Benachteiligung bei Lebensmittelrationen – Straße für jüdische Bewohner wurde gebildet – kein Zaun – Strafandrohung – Kennzeichnung der jüdischen Bevölkerung: Armbinde, Davidstern – Hoffnung auf zweite Front – Tschenstochau (Częstochowa) – Kattowitz (Katowice) – nach dem deutschen Sieg im Westen herrschte Hoffnungslosigkeit – Glaube – deutscher Vormarsch in Russland – Kriegsgefangene – Informationen über den Kriegsverlauf – Rückschlüsse aus der Wut der Wachmannschaften im Konzentrationslager (KZ) – Tagesablauf – Appelle – Ansprache des Rapportführers nach Stalingrad – Befreiung in Niederschlesien – Lager zwischen Reichenbach (Dzierżoniów) und Langenbielau – Displaced Persons DP-Lager in Landsberg am Lech – Umsiedler aus den polnischen Ostgebieten waren im Haus der Eltern – Konzentrierung der nun heimatlosen Juden in den DP-Lagern – Ziel der Emigration nach Israel – alle Parteien hatten zionistischen Charakter – Drang nach Berufsausbildung – illegale Einwanderung nach Palästina – "Exodus" – Entwicklung eines aktiven jüdischen Lebens in Landsberg – Lagerzeitung in lateinischen Buchstaben – Zeit zwischen 1945 und 1952/53 große Emigration – 3 Phase: Phase des Suchens noch lebender Familienangehöriger, Phase der Resignation, Phase neuer Hoffnungen – neue Quoten für die Ausreise nach Amerika – Unabhängigkeit des Staates Israel 1948 – unbeschränkte Auswanderung – Gruppe jüdischer Studenten in München – Anschluss an jüdische Bildungstradition – jüdischer Studentenbund Sherik Hablita – Befreiung vom Bautrupp – Wohnraumbeschaffung – Beschaffung zusätzlicher Lebensmittel – Vorsitzender – Arbeitsbeschaffung – Veranstaltungen zu jüdischen Feiertagen – fast alle jüdischen Studierenden waren Vollwaisen – Anschluss an akademische Tradition – Motivation zum Studium – bessere Integrationsmöglichkeit durch das Studium – Situation in den DP-Lagern – Warten auf Emigration – nur ein Bruchteil der Absolventen blieb in Bayern – Unverständnis für das Bleiben – Chirurg Prof. Maurer – Krankenhaus Rechts der Isar – Chance war verlockender als auszuwandern – Medizinstudium abgeschlossen – "Beruf wurde Heimat" – Facharzt für Chirurgie – befreundete Ärzte – Oberarzt – 1966 Chefarzt der chirurgischen Abteilung – Leitung des Krankenhauses in Bogenhausen – Bayern wurde zur Heimat – jüdische Gemeinschaft – Verbindung der deutschen und jüdischen Geschichte durch die Shoah – 1959 Vorstandsmitglied der Münchner Gemeinde – 1961 Delegierter und Vizepräsident des Landesverbandes der Dachorganisation der jüdischen Gemeinde in Bayern – 1971 Präsident des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern – Etablierung der 7.000 Juden in Bayern – Sensibilität für politische Ereignisse – Rechtsradikale – Schändung jüdischer Friedhöfe – Antisemitismus – gute Zusammenarbeit mit Behörden – offene Türen – Widrigkeiten nur durch Bürokratie – Identifikation mehr mit Bayern als mit Deutschland – Wahlerfolge rechter Parteien – geschichtsträchtiges Volk – profunder Glaube – Ausrichtung auf die Zukunft – jüdisches Geschichtsbewusstsein – Schulunterricht in Israel.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
1:00 h
Aufnahmedatum:
23.03.1988
Sprache:
deutsch