Im hier gezeigten Ausschnitt beschreibt Paul Barth einen anstrengenden Judo-Lehrgang, der vom deutschen Nationaltrainer Han Ho-san im schweizerischen Mürren geleitet wurde und zu seiner Drittplatzierung bei den Europameisterschaften 1968 in Lausanne führte. Zudem konkretisiert er die Bedeutung von Zusammenhalt im Judoverein TSV München-Großhadern und die Unterstützung durch den erfahrenen Judoka Gerd Egger und dem Vereinsvorstand Josef Sterr.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Paul Barth, geführt am 08.10.2022 in Gröbenzell, über seine Kindheit und Jugend in der Nachkriegszeit in München-Laim, seinen ersten Kontakt mit dem Kampfsport Judo, das Training mit renommierten Judoka, Doping im Judo, den Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1972 in München, seine Erinnerungen an das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft sowie über seine spätere Tätigkeit als Judo-Bundestrainer.
Biogramm
Geboren wurde Paul Barth 1945 in München-Laim. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre zum Bankkaufmann und arbeitete bei der Stadtsparkasse München. Zum japanischen Kampfsport Judo kam Barth als Jugendlicher über seine Schwester. Seitdem diese einen Selbstverteidigungskurs besucht hatte, kam der Bruder beim Raufen nicht mehr gegen sie an. Fortan ging er, zunächst heimlich, zum Judotraining des TSV München–Großhadern. Mit diesem Verein gewann er zwei Mal die deutsche Judo-Mannschaftsmeisterschaft. Auch international stellten sich Erfolge ein: 1968 errang er eine Bronzemedaille bei der Europameisterschaft in Lausanne. In Mexico City 1969 und in Ludwigshafen 1971 kam er im Rahmen der Weltmeisterschaft jeweils auf Platz 5. Höhepunkt seiner Karriere als bayerischer Judoka war Olympisches Bronze im Halbschwergewicht 1972 in München. Schon damals eine Seltenheit: Paul Barth war als Olympionike ein echter Amateur (und ein echter Münchner). 1973 wurde er Deutscher Judomeister und holte mit der Mannschaft Platz 3 bei der EM in Madrid. Paul Barth erreichte den 6. Dan und wurde 1972 vom Bundespräsidenten mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.
Inhalte
Geboren 1945 – Bankkaufmann bei der Stadtsparkasse München – Gründe für die Arbeit bei der Sparkasse – Bedeutung von Sport in Barths Familie – Selbstverteidigungskurs der Schwester als Grund für Barths Einstieg in den Judoverein TSV München Großhadern – Kindheit und Jugend in München-Laim in der Nachkriegszeit – Umgang mit gefährlichen Kriegsüberresten als Kind – Atmosphäre im Laim der Nachkriegszeit – Weitere Erinnerungen an seine Kindheit – Verlassen des Gymnasiums in Pasing aufgrund eines Konflikts mit einem Mathelehrer – Wechsel auf das neue technische Gymnasium Weilerschule in München – Bevorzugung von Verwaltungsberufen durch viele Schüler trotz technischer Ausrichtung des Gymnasiums – Beginn der Tätigkeit bei der Sparkasse mit 17 Jahren – Selbstverteidigungskurs der Schwester beim Polizeisportverein München und Schwager Heinz als Grund für Barths ersten Kontakt mit dem japanischen Kampfsport Judo – Barths Verständnis von Judo als Körperertüchtigung – Begeisterung für Judo durch den deutschen Nationaltrainer Takehide Nakatani im Judoverein TSV München Großhadern geweckt – Teilnahme an einem Judo-Lehrgang mit dem Nationaltrainer Han Ho-san im schweizerischen Mürren – Überraschender dritter Platz bei Barths erster Europameisterschaft 1968 – Förderung Barths in Großhadern durch den Nationaltrainer Nagatani und den erfahrenen Judoka Gerd Egger – Zusammenhalt im Verein und Unterstützung Barths u.a. durch Vereinsvorstand Josef Sterr – Kennenlernen seiner späteren Ehefrau Evi und ihrer Zwillingsschwester bei einer Tanzveranstaltung während des Judolehrgangs in Mürren 1968 – Sportliche und charakterliche Voraussetzung für das Erreichen des Dan-Meistergrades im Judo – Mentalitätsänderung und Fokus auf sportliche Erfolge im Judo der letzten fünfzig Jahre – Vergleich mit anderen Kampfsportarten – Unterschiedliche Bewertungskriterien der Kampfrichter im Judo – Bewunderung für Fumio Sasahara und Unverständnis über dessen Selbstmord nach seinem frühen Ausscheiden im Judo bei Olympia 1972 – Sportliche Niederlagen als Ehrverlust in asiatischen Ländern im Vergleich zu Barths Verständnis von Sport – Prinzipien von Judo und Vergleich mit anderen Kampfsportarten – Etablierung von Frauenwettkämpfen im Judo Anfang des 21. Jahrhunderts – Fokus als Bundestrainer auf die Freude am Judo – Bewertung des georgischen Judokas Schota Tschotschischwili und eigene Kampferfahrungen mit ihm – Regelmäßiges Doping bei sowjetischen Judoka – Polizisten und Militär mit Amateurstatus im Judo – Doping in westeuropäischen Ländern und Ächtung von Doping im Judo – Nominierung für Olympia 1972 im Judo-Halbschwergewicht aufgrund der Auswanderung des deutschen Judoka Peter Hermann nach Australien – Unbekanntheit und Konterstärke von Tschotschischwili bei Olympia 1972 – Kontakt mit DDR-Sportlern und Funktionären bei Olympia 1972 – Wahrnehmung des Auftritts der DDR bei Olympia 1972 – Training für Olympia 1972 – Wahrnehmung und Unterstützung von Barths Olympiateilnahme in seiner Sparkassenfiliale – Positive Wahrnehmung des Olympiadesigns von Otl Aicher – Unterbringung tagsüber im Männerdorf und Übernachtung im eigenen Zuhause – Unterstützung anderer deutscher Judoka bei Olympia 1972 – Wahrnehmung des Attentats auf die israelische Olympia-Mannschaft im olympischen Dorf – Anstellung als Trainer beim Deutschen Judobund und Erfolge mit der Damen-Nationalmannschaft – Ende der Tätigkeit bei der Sparkasse – Wechselhafte deutsche Leistungen im Judo – Kritik an der Vergrößerung der Olympischen Spiele durch das IOC – Meinung zu nächsten potenziellen Austragungsorten Olympischer Spiele.
Daten
Interview: Dr. Michael Bauer
Kamera: Thomas Rothneiger