Zeitzeugen berichten

Dr. Rachel Salamander 1951-1956 Bewohnerin des DP-Lagers Föhrenwald; Literaturwissenschaftlerin; Unternehmerin

Signatur
zz-1826.04
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Dr. Sybille Krafft)

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Dr. Rachel Salamander über die Bedeutung des Begriffs der "Hardcore Cases" unter den "Displaced Persons", die Gründe, warum ihre Familie in Deutschland geblieben ist sowie über die Beweggründe vieler Juden, nach Israel zu emigrieren.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. Rachel Salamander, aufgenommen am 15.12.2017 in Icking, über den Weg ihrer Eltern von Polen in ein Lager für Displaced Persons in Föhrenwald, ihre Erinnerungen an das Leben innerhalb des DP-Lagers, die Konfrontation mit antisemitischen Äußerungen, die Gestaltung jüdischer Feiertage, die Auflösung des Lagers sowie über die Notwendigkeit der Erinnerung an das Lager Föhrenwald.

Biogramm

Rachel Salamander wurde am 1949 im Displaced-Persons-Lager Deggendorf in Niederbayern als Tochter der polnischen Juden Samuel und Riva Salamander geboren. Ihr Vater war von Beruf Bauspengler, der aus Lemberg floh und die ersten Kriegsjahre in sowjetischen Gulags, das Kriegsende in Turkmenistan verbrachte. Die Mutter entkam mit ihrer Schwester als einzige der fast 100-köpfigen Familie dem Ghetto in Warschau. Rachel wuchs in verschiedenen DP-Lagern auf, die längste Zeit verbrachte sie im Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen. Nach dem Tod der Mutter 1953 und der Auflösung des Lagers 1957 zog die mittlerweile dreiköpfige Familie nach München, wo Rachel, die bislang nur Jiddisch gesprochen hatte, erstmalig Deutsch lernen musste. Trotz der anfänglichen sprachlichen Schwierigkeiten, einigen Anfeindungen durch die einheimische Bevölkerung und des „Kulturschocks“ blieb Rachel in Deutschland, studierte und promovierte sogar in Germanistik. Später baute sie eine Buchhandelskette für jüdische Literatur auf.

GND: 120150948

Inhalte

Geboren 1949 – Flucht der Eltern aus Polen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs – Weg der Mutter nach Turkmenistan – Inhaftierung des Vaters in einem sowjetischen Gulag – Verlegung des Lagers nach Turkmenistan – Erste Begegnung der Eltern – 1946 Repatriierungsabkommen zwischen Polen und der Sowjetunion – Rückkehr nach Polen – Weiterreise nach Hamburg – Suche nach vermissten Familienmitgliedern – Bestreben der Eltern, sich in ein Lager für „Displaced Persons“ innerhalb der US-Besatzungszone zu begeben – Erste persönliche Erinnerungen – Zusammenführung der einzelnen DP-Lager in Süddeutschland nach der Gründung des Staates Israel – 1951 Ankunft im Lager Föhrenwald – Schwere Erkrankung der Mutter – Gespräche über die Vergangenheit zwischen den Einwohnern des Lagers – Besuche amerikanischer Soldaten an Feiertagen – Erinnerungen an das benachbarte Wolfratshausen – Durchsuchung des Lagers durch die Polizei – Besuch des Kindergartens in Föhrenwald – Bedeutung des Jiddischen – Erlernen der deutschen Sprache – Feste und Feiertage im Lager – Besuch der Synagoge und des Badehauses – Verkleidungen während des Festes Purim – Unterschiede im Leben von Mädchen und Jungen in Föhrenwald – Bedeutung der jüdischen Traditionen innerhalb der Gesellschaft des Lagers Föhrenwald – Aufenthalte und Aktivitäten in der freien Natur – Geschäfte im Lager – Erläuterung des Begriffs der „Hardcore Cases“ unter den "Displaced Persons" – 1955 Kauf des Lagers durch die Erzdiözese München-Freising – Auflösung des DP-Lagers und Umwidmung in ein Lager für Vertriebene – Kontinuität antisemitischen Denkens in der Bundesrepublik Deutschland – Umzug in den Schwarzwald – Unterschiede zum Lager Föhrenwald – Erlebnisse antisemitischer Angriffe – Besuche in Föhrenwald – Bestreben, an die Lebensumstände der vertriebenen Juden in Deutschland zu erinnern – Bürgerinitiative in Waldram zum Erhalt der Erinnerung an das Lager Föhrenwald – Beschreibung des örtlichen Badehauses.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview
Dauer:
1:18 h
Aufnahmedatum:
12.12.2017
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Dr. Sybille Krafft

Kamera: Rüdiger Lorenz