Zeitzeugen berichten

Dr. Heinz Dietrich Feldheim KZ-Überlebender, Lehrer

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zz-0039.01
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Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg

Heinz Feldheim beschreibt die strikte Lagerordnung im KZ Dachau. Außerdem erläutert er am Beispiel der TV-Serie "Holocaust" die Schwierigkeit für Filmproduktionen, den grausamen Charakter der Konzentrationslager im Nachhinein zu vermitteln.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. Heinz Feldheim im Rahmen des Projekts: KZ Dachau, aufgenommen in Dachau, am 01.03.1989, über seine Jugend in Deutschland, Widerstand und Internierung im KZ Dachau, Emigration nach England, Dienst im britischen Heer, das Kriegsende 1945 und seine Rückkehr nach Deutschland.

Biogramm

Heinz Feldheim wurde 1908 in Dortmund geboren, wuchs in Werl auf und kam 1927 nach München, wo er Mathematik und Volkswirtschaft studierte. Als Student erlebte er 1933 die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Weil er Jude war, fand er als promovierter Versicherungsmathematiker keine Anstellung und ging 1936 zurück nach Werl. Dort wurde er verhaftet und wegen Verbindungen in Münchner Widerstandskreise am 07.10.1936 ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Trotz seines Freispruchs im Hochverratsprozess 1938 blieb er in Haft und wurde am 22.09.1938 ins KZ Buchenwald überstellt. Erst nach seiner Entlassung am 20.04.1939 konnte er im Juni 1939 nach England emigrieren. Nach Kriegsbeginn wurde er als Angehöriger einer "Feindnation" interniert und am 24.10.1940 entlassen. Anschließend meldete sich Feldheim zum Kriegsdienst in der britischen Armee, absolvierte nach Kriegsende eine Ausbildung als Lehrer in London, arbeitete als Mathematik-Dozent und kehrte 1966 nach Deutschland zurück. Bis zu seiner Pensionierung 1973 war er als Lehrer am Oskar-von-Miller-Polytechnikum in München angestellt. Heinz Feldheim starb 1997 in Seefeld bei München.

GND: 125496621

Inhalte

Vater: Inhaber Textilgeschäft – Jugend in Werl/Dortmund: deutsch-jüdische Eltern – jüdische Gemeinde in Werl – Erster Weltkrieg: Kindheitserinnerungen – Mord an Walter Rathenau 24.06.1922, Freikorps – Hitlerputsch 09.11.1923 – Abitur 1927 – Mathematik-Studium in München 1927 – Studentenverbindungen: Kartellkonvent deutscher Studenten jüdischen Glaubens, Verbindung Licaria – Grußverbot gegenüber jüdischen Studentenverbindungen – AStA der Universität München: NS-Einfluss – Republikanischer Klub – NS-"Machtergreifung" (Machtübernahme durch die Nationalsozialisten) am 30.01.1933 – Promotion Dezember 1933 – "Mein Kampf": Antisemitismus – Schreibarbeiten bei Münchner Versicherungsagenten – Deutsche Arbeits-Front (DAF): keine Anstellung als Versicherungsmathematiker bei Schweizerischer Lebensversicherung möglich – Arbeitslosigkeit – Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg 02.08.1934 – Widerstand: Verfassung eines Flugblatts – Verhaftung in Werl – Gestapo: Wittelsbacher Palais in München – Schutzhaftbefehl: Vorbereitung zum Hochverrat – Nürnberger Gesetze 15.09.1935 – Einlieferung ins KZ Dachau 07.10.1936 – Judenblock – Tagesablauf, Alltag im Lager, Lagerordnung – sanitäre Verhältnisse – Verpflegungssituation – Häftlingsgruppen – Arbeitskommando: Kiesgrube, Latrinenwagen (`Moorexpress´) – Strafen – SS-Wachmannschaften – weitere Vernehmung in Stadelheim 1937 – 14 Monate Dunkelhaft im Bunker – Anschluss Österreichs 12.03.1938 – Hochverratsprozess vor dem Volksgerichtshof München 02.08.1938: Freispruch – trotzdem Rückkehr ins KZ Dachau: Isolierhaft im Bunker bis Mitte September 1938 – Transport nach Buchenwald 23.09.1938 – Kleiderkammer – Lebensbedingungen/Krankheitsgefahr – Arbeitskommando Steinbruch – Buchenwaldlied – Affäre Richter, Schwarzer Block – Völkischer Beobachter, Schwarzes Korps – Reichspogromnacht ("Reichskristallnacht") 09.11.1938 – Entlassung 20.04.1939 – Ribbentrop-Molotow-Pakt 23.08.1939 – Emigration nach England 23.06.1939: Visum – Schwester und Vater in Manchester – Schreiber bei der Firma Victor Wolf Ltd. – Internierung auf der Isle of Man 1940: Angst vor Fünfter Kolonne – britisches Heer: Alien Pioneer Corps in Bradford (Oktober 1940), Royal Electrical Mechanic Engineers u.a. in Oldershut: Regimentskapelle – Ende Zweiter Weltkrieg 08.05.1945 – Naturalisierung 1945, Entlassung aus dem Heer – Ausländerzertifikat – Curtis-commission – Lehrerausbildung: emergency-training-college 1946 – Anstellung als Lehrer: technical college in London 1948 – erster Besuch in Deutschland 1949 – Gesetz zur Regelung der Staatsangehörigkeit 1953 – deutscher Pass 1955 – Rückkehr nach Deutschland 1966: Lehrer im Oskar-von-Miller-Polytechnikum München – Pension am 01.08.1973 – Freizeit, Reisen – Situation der Bundesrepublik.  Wichtige beschriebene Personen (Auswahl): Adolf Hitler – Geheimrat Zwiedineck-Südenhorst – Kronprinz Rupprecht von Bayern – Kardinal Michael von Faulhaber – Josef Hörmann, Widerstand/Mithäftling – Franz von Papen – Heinrich Jasper – Kapo Schwarzschild (KZ Dachau) – Rudolf Höß, Blockführer KZ Dachau – Ernst Röhm – Johann Kantschuster, Aufseher im Bunker KZ Dachau – Senatspräsident Manger, Volksgerichtshof München – Hans Loritz, Lagerkommandant KZ Dachau – Bruno Bettelheim – Heinrich Jasper – Hans Litten – Heinz Eschen – Ritter von Kleinwächter – Rudolf Kalmar – Arthur Rödel, Schutzhaftlagerführer KZ Buchenwald – KPD-Reichstagsabgeordneter Bartels – Peter Forster – Herschel Grünspan – Ernst vom Rath – Martin Sommer, SS-Hauptscharführer KZ Buchenwald – Paul Schneider – Ernst Heilmann – Walter Poller – Eugen Kogon – Walter Scheel – Winston Churchill – Hans Jochen Vogel – Richard von Weizsäcker.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
2:30 h
Aufnahmedatum:
01.03.1989
Sprache:
deutsch