Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Walter Frank über den Arbeitsprozess an den Hafenöfen, die Aufgaben der Schmelzer und die Arbeitszeiten für Glasmacher in den 1950er-Jahren.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Walter Frank, aufgenommen am 17.12.2013 in München, über seine Kindheit, die Geschichte der Firma Nachtmann vor und nach dem Krieg, den wirtschaftlichen Aufstieg und Niedergang des Unternehmens, die Veränderungen im Arbeitsprozess des Glasmachens und den Wandel der Bayerwald-Glastechnik.
Biogramm
Walter Frank wurde 1942 geboren. Sein Vater leitete das Familienunternehmen F.X. Nachtmann Bleikristallwerke, das seit 1892 in Familienbesitz war. Walter Frank studierte von 1962 bis 1967 Maschinenbau und trat 1969 in das elterliche Unternehmen ein. Im Lauf der nächsten Jahre perfektionierte er die automatische Glasproduktion durch eigene technische Entwicklungen und trug damit entscheidend zur Veränderung der Bayerwald-Glasproduktion bei. Das Unternehmen expandierte und wurde vom Markenproduzenten immer mehr zum Produzenten für externe Auftraggeber. Der plötzliche Wegfall ausländischer Kunden nach 2000 sowie Fehlspekulationen des Managements führten schließlich 2004 zum Verkauf des Unternehmens an Riedel Glas.
Inhalte
Geboren 1942 – Beschlagnahmung der Wohnung durch US-Soldaten 1945 – Internat Fürstenstein – Gymnasium im Internat Albertinum in Tegernsee – Abitur 1962 – Flucht des Großvaters 1934 aus Deutschland – Übernahme des Unternehmens Nachtmann durch den Vater – Verschuldung – Rettung des Unternehmens über Zweiten Weltkrieg hinaus – Tod des letzten Unternehmensbesitzers der Familie Nachtmann 1892 – Übernahme durch Schwiegersohn Johann Frank, Bruder des Großvaters Zacharias Frank – Eintritt ins Unternehmen 1893 – Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung von Panzerprismen durch eigenen Vater 1941 – kriegsnotwendiger Betrieb – Zurückstellung der Mitarbeiter von Kriegsdienst und Volkssturm – nach Kriegsende Übernahme durch Amerikaner – Aktivierung alter Kontakte für den Export in Europa – heimischer Markt erst nach Währungsreform 1948 von Bedeutung – in 1950er-Jahren vor allem Geschirrproduktion – großer Bedarf – Anstieg der Beschäftigtenzahl – Produktion in Hafenöfen – Schmelzer als wichtiger Posten – Arbeitszeiten vier Uhr früh bis Mittag – traditionell gute Zusammenarbeit mit Gewerkschaften – Tarifabschlüsse – 48-Stunden-Woche – technisches Interesse von Beginn an – Maschinenbaustudium in München ab 1962 – Arbeit in vollautomatischer Flaschenglashütte in Düsseldorf – reine Handarbeit im Unternehmen Nachtmann bis 1970 – Eintritt ins Unternehmen 1969 – Bau eines Gemengehauses – Standorte in Neustadt und Riedlhütte – ab 1961 Vollautomatisierung bei Kelchgläsern – Automatisierung der Bleikristallherstellung als verfrüht angesehen – langsame Mechanisierung der einzelnen Artikel – Konstruktion eines automatischen Dreiachsroboters 1974 – Konstruktion erster Blasmaschinen ab 1970 – Erhöhung der Produktion durch Maschineneinsatz – Zusammenarbeit von Maschinenbauern und Glasmachern – keine Aufnahme von Krediten Finanzierung der Entwicklungen aus Gewinn – Standort Neustadt für automatisierte Volumenproduktion ungeeignet – schrittweise Verlagerung nach Weiden/Opf. – großes Produktionsvolumen – Verkauf in die USA an Großkunden – Wechsel vom Markenproduzenten zum Produzenten für Großkunden – 1990 Verhältnis Eigenproduktion zu Fremdproduktion 70 zu 30 – Umkehrung der Verhältnisse 2000 – Glaswerke in neuen Bundesländern nicht konkurrenzfähig – fehlende gleichbleibende Qualität und Lieferzuverlässigkeit z.B. in Polen und Tschechien – Konkurrenz aus dem Osten erst ab 2000 – Großkunde Waterford ab 1990 – Entlassung des Bruders 2000 – Stornierung der Waterford-Aufträge – Konkurs des Großkunden Lennox – Vorstandssprecher nach Entlassung des Bruders – Übernahme des Werkes Spiegelau mit Schulden 1990 – Übernahme des Werks Amberg von Rosenthal 1992 – hoher Preis, Werk in schlechtem Zustand – Einstellung der Handarbeit – hoher finanzieller Aufwand für Umstellung auf maschinelle Produktion – keine Rückgabe des Werkes in Amberg wegen Einflussnahme des Bruders – hohe Verbindlichkeiten bei Banken als Folge – Kurzarbeit 2001 – Verpfändung der Anteile des Bruders – unbedingter Ausstiegswille der Banken – beide Töchter im Betrieb aktiv, Banken erkannten darin keine Zukunftssicherheit der Unternehmensführung – Kauf der restlichen 67 Prozent von den Banken als einziger Ausweg – zu hohes finanzielles Risiko – Verkauf des Unternehmens an Riedl – zerrüttetes Verhältnis zum Bruder – ungünstiger Zeitpunkt der Entlassung – familiärer Zwist gefährlich für Familienbetriebe – kein Verlust und Entlassungen des Unternehmens bis 2001 – Abhängigkeit von Großkunden als weiterer Managementfehler – kein Umweltschutz vor 1961 – Luftreinigungsanlagen 1961 – Neutralisationsanlage für Abwässer 1966 – Umstellung auf Elektroschmelze 1970 – Umweltmedaille 1986 – Abnahme der Handproduktion ab 1961 – Glasmacherromantik – familiäres Bild von Bayern.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.