Im hier gezeigten Ausschnitt erzählt Rolf Kralovitz von seiner Ankunft in München im Winter 1946/47.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Rolf Kralovitz vom 11.08.1988 in Köln über die zunehmenden antisemitischen Ausschreitungen nach 1933, die Reichspogromnacht 1938, das Schicksal seiner jüdischen Familie, seine Deportation ins Konzentrationslager Buchenwald, die Befreiung durch die Amerikaner, die Arbeit als Conférencier in Leipzig, die Übersiedelung nach München und die Arbeit beim Simplizissimus.
Biogramm
1925 wurde Rolf Kralovitz in Böhlitz-Ehrenberg in eine jüdische Familie geboren. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste er als Kind als Totengräber auf einem Friedhof Zwangsarbeit leisten. Kralovitz’ gesamte Familie wurde im Vernichtungslager Auschwitz und im KZ Ravensbrück ermordet. Am 11.10.1943 wurde er selbst in das Konzentrationslager Buchenwald eingewiesen. Dort musste er in einer Rüstungsfabrik Schwerstarbeit verrichten. Er erkrankte mehrmals und wäre fast verhungert. Am 11.04.1945 erlebte er die Befreiung durch die Amerikaner. Kralovitz kehrte zunächst nach Leipzig zurück und wurde Schauspieler, bevor er 1946 nach München ging und in einem Kabarett arbeitete. 1949 wanderte er in die USA aus. In New York heiratete er eine Exiljüdin, die nur knapp der Deportation nach Auschwitz entkommen war. 1953 kehrte das Ehepaar Kralovitz wieder nach Deutschland zurück. Rolf Kralovitz wurde Fernseh-Produktionsleiter beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln. Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte schrieb er Bücher, produzierte Hörspiele und Dokumentationen und hielt Vorträge an Schulen. Sein Buch „ZehnNullNeunzig in Buchenwald - Ein jüdischer Häftling erzählt“ wurde ein Bestseller. Rolf Kralovitz verstarb 2015.
Inhalte
1925 in Leipzig geboren, Volksschule, dann jüdische Schule, mehr oder weniger normales Leben, Mietshaus, Nachbarn verboten Bäckerjungen, Brötchen an Juden zu liefern, 1935 - Reichspogromnacht November 1938: Mitglied im jüdischen Sportverein, Training, Sportlehrer Daniel Katzmann, trainingsfrei, Leipziger Marktplatz, Naziaufmarsch, Totenehrung, Fackeln, Musik, zerstörte Schaufenster, brennende Synagoge, Konfektionshaus Bamberg und Herz brannte, Entweihung von Thorarollen durch SA, versteckte Menschen in der Wohnung des Freundes Heinz Petermann, zur Mutter nach Hause, versteckte Männer, Verhaftungen, Deportationen in die Konzentrationslager Buchenwald, Sachsenhausen, Dachau - Vater: Ungar, ungarische Fahne vor dem Fenster, Mutter befreundet mit Schauspielern, Harry Walden, dessen Frau besorgte Schiffskarte nach Shanghai, um ihren Mann frei zu bekommen, dort kein Visum nötig, Besuch bei der Mutter vor dessen Abreise, Demütigung durch Bahnbeamten in Weimar, Familie bereits 40 Jahre in der Wohnung, Einschränkung der Existenzmöglichkeit, viele Emigrationen - 01.09.1939 Beginn des Zweiten Weltkriegs, Ausweisung aus der Wohnung, Internierung im Judenhaus, Möbel, Zwangsarbeit, Schnee räumen in der Innenstadt, über die Reichsvereinigung der Juden Tischlerlehre in Berlin, Rauswurf, Rückkehr nach Leipzig 1940, Mitlehrlinge ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, Zwangsarbeit als Totengräber auf dem städtischen Friedhof bis September 1941, Judenstern, Ausschluss vom öffentlichen Leben, jüdischer Friseur Günter Pulvermacher, Arbeit als Ladenhilfe, Haare schneiden gelernt, Januar 1942 Kaninchen von Bauern bekommen, Lebensmittelkarten, Hunger, Namenslisten, Gestapo, Auffanglager, Abnahme der Wertsachen, Deportation von 1.000 Menschen ins Getto Riga, 1939 30 bis 40 Personen pro Wohnung in den Judenhäusern, September 1941 Judenstern - Anfang 1942 Beginn der Deportationen, Riga Majdanek, Theresienstadt, letzter Transport 1943 nach Auschwitz, Vater in Budapest, 1943 Verhaftung der staatenlosen Juden durch Gestapo, Mutter und Schwester das letzte Mal gesehen, beide starben im KZ Ravensbrück, Vater kam in Auschwitz ums Leben - K. nach Buchenwald deportiert, mit Glück überlebt, viele Tote durch Hunger und Krankheit, morgens 200 Gramm Brot, Kaffee, 10 Gramm Margarine, Apell, politische Häftlinge, Kommunisten, Sozialdemokraten, Blockältester Emil Karlebach, diese durften Haare wachsen lassen, andere kahl geschoren, "Lausebahn", Friseur Handwerkszeug mit nach Buchenwald gebracht, nebenbei Haare geschnitten, Arbeit auf dem Bau, Steine und Zement schleppen, Friseurkunden: Bruno Apitz, Informationen über Kriegsverlauf, Angst vor Todestransporten, normalerweise nach Morgenapell Arbeitseinsatz, 04.04.1945 nach Apell zurück in die Baracken, nachmittags alle Juden zum Apell, im Pferdestall versteckt, SS Deportationen, von da an versteckt, immer mehr Transporte erreichten das Lager, keine Brotrationen mehr - 11.04.1945 Fliegeralarm, nachmittags Feindalarm, bewaffnete Häftlinge, Befreiung durch die Amerikaner, Panzer, Lager zu Fuß verlassen, verlassenes Dorf, Friedhof, Gedanken an Leichenberge, Muselmänner, Bäuerin lud ihn zu sich ein, dort viele Evakuierte, Kindern die Haare geschnitten, Essen und Trinken, noch 6 Wochen in Buchenwald geblieben, 17.05.1945 mit Omnibus nach Leipzig, Durchsage am Mikrofon, amerikanische Militärregierung, Streit mit Bürgermeister wegen Unterkunft, Zimmer bekommen, Amerikaner verließen Sachsen und Thüringen Anfang Juli 1945, Russen rückten ein, Lokal, Arbeit als Conférencier, Kabarettprogramm in Leipzig, erste kulturelle Veranstaltung, Besucheransturm, festes Engagement beim Palasttheater im Zoo in Leipzig, Herbst 1946 UNRRA-Lager in Berlin - mit dem amerikanischen Roten Kreuz nach München, Freund Günter Hendel, Familie Godlewski, Zuzugsgenehmigung notwendig für Lebensmittelkarte, zerstörte Stadt, Philipp Auerbach Staatskommissar für rassisch- und politisch Verfolgte, Zimmer in der Ludwigshöhe, Heilmannstraße 37, möbliert, eiskalter Winter, Kabarett Simplizissimus am Platzl, Helmut Schattl, Theo Prosel, Engagement im Ensemble, Tourneeprämiere in Garmisch-Partenkirchen im Rappen, dort keine Unterkunft, notdürftig bei Oberstudienrat im Haus untergebracht, Tournee: Mittenwald, in München mehr im Simplizissimus als zu Hause, Erich Kästner, Hans Albers, Claire Walldorf, Trude Hesterberg, Axel von Ambesser, Prominenz, unterhaltsames Kabarett, unpolitisch, Adolf Gondrell, Kati Kobus, -Prosel stammte aus Wien, leichte Unterhaltung, Sketche über Werbung, Parlamentssitzungen, Karo Ehmer, Satire, Heinz Reiter, Dorit Schenk - jüdische Gemeinde in München, Möhlstraße in Bogenhausen, jüdische Organisationen, Schwarzmarkt, selbst kein Talent zum Schwarzhändler, Änderung mit der Währungsreform 1948, Simplizissimus wurde auch Tagescafé, Frau Kortner, Dreharbeiten zu "Der Ruhm" in Geiselgasteig, Johanna Hofer, Filmgelände, Josef von Baky, erste Filmrolle, Film handelte von jüdischen Emigranten in Amerika, Lina Carstens.