Gudrun Schmitt berichtet im hier gezeigten Ausschnitt von den Bombenangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg und dem Alltag im Luftschutzkeller.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Gudrun Schmitt vom 06.04.1995 im Rahmen des Projekts Kriegsende 1945, über ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg, die Nöte der Nachkriegszeit, das Nachholbedürfnis an Lebenslust nach der Währungsreform 1948 und die Parallelen zur Situation in der DDR nach dem Mauerfall 1989.
Biogramm
Inhalte
Pflichtjahr 1940, Haushalt besorgt, Familie mit 2 Kindern und einem Neugeborenem, einkaufen, Lebensmittel besorgen, 1941 kaufmännische Lehre, mit der Schreibmaschine in den Keller, Handelskammerprüfung, viele junge Männer, die dann in den Krieg mussten, Lehrbetrieb: Degener & Heß, Holzgroßhandlung, Entscheidung für die Lehre vom Vater getroffen, BDM, Besuche in der Staatsoper, Hockeyverein, zu Wettkämpfen nach Passau und Augsburg gefahren, Freude am Sport, Kameradschaft, große Tanzveranstaltung, 48 Stundenwoche, wenig Freizeit, Krieg anfangs nicht besonders ernst genommen, bis 1942 zum ersten Luftangriff auf München, Freundin starb, Luftmine zerstörte Haus, in dem sie wohnte, fürchterliche Bombenangriffe im Juni 1943, schlechte Stimmung, Hoffen auf das Ende, Luftschutzkeller, große Suppenküchen, gegenseitige Hilfe, Vater war vom „Dritten Reich“ begeistert, Mutter kritisch, tolerierten sich gegenseitig, Mutter wurde wegen Belastung durch Fliegerangriffe nach Schlesien evakuiert, Lebensmittelrationierung, Stromsperren, versuchte Kohle und Holz zu besorgen, zum Heizen des Küchenofens, gegenseitige Hilfe unter den Kollegen, Aushilfe beim Essen mit Kleidung, sich gegenseitig Mut gemacht, Freundschaften aus der Not hielten bis in die Gegenwart, Hilfe für Ausgebombte, Zusammenrücken, 06.10.1944 Flugzeug war ins Haus gestürzt, Trappentreustraße, Wohnung zerstört, toten Amerikaner aus dem Flugzeug gezogen, 14 Tage später erst wieder das Dach gedeckt, zweiten Toten gefunden, 4 Wochen später bei leichtem Dachschaden den letzten Toten entdeckt, dem Schicksal hilflos ausgeliefert, Wille zu überleben, durch die Arbeit in der Holzgroßhandlung Dachlatten bekommen, Dach repariert, man machte, was notwendig war, Prägung fürs Leben, dem Vater rutschte beim Dachdecken ein Ziegel aus der Hand, verfehlte Passanten nur um Haaresbreite, Vater war Werkmeister bei Telefonbaumerk, schwer beschädigt aus dem Ersten Weltkrieg, er fuhr alle 14 Tage nach Schlesien, um die Mutter zu besuchen, Kinderlandverschickung, 1945 geheiratet, Schwiegermutter nach Otterfing evakuiert, Mann nach einem Fliegerangriff kennengelernt, Vater schickte S. ins Kino, Film "Der große Schatten" mit Heinrich George, 2 Schulkameraden getroffen, Ehemann ging damals am Stock, rechtes Auge blind, rechtsseitige Lähmung, sich gegenseitig gefunden, Gefühl, dass man gebraucht wurde, Ehemann bereits mit 17 Jahren an der Front, kam 1943 verwundet zurück, mit 18 Jahren schwer beschädigt, Umschulung, Epilepsie legte sich nach 3 Jahren, gemeinsame Zukunft, mit einem Zimmer und Küche angefangen, Münchner Holzapfelstraße, harter Winter 1944/45, Kälte und Hunger, Krieg neigte sich dem Ende zu, Chef organisierte Lebensmittel, geringe Bedürfnisse, Siegeswille war verschwunden, Hoffnung auf das Ende, Hoffnung auf ein Ende der Bombenangriffe, Hilfe für desertierte Soldaten, Vater fuhr nach Schlesien, Wirt am Kiliansplatz, der einem Kriegsgefangenen geholfen hatte, wurde aufgehängt, Strick riss, Wirt lief davon, Vater wurde einen Tag verhaftet, weil er gelacht hatte, tags darauf weiße Fahnen gehisst, Einmarsch der Amerikaner, im Bekanntenkreis keine Fanatiker, erste amerikanische Soldaten in Jasberg getroffen, Polen am Bauernhof beschuldigten Ehemann, er sei bei der SS, keine Tätowierung, Schwiegermutter wurde verschleppt, weil ihr Mann bei der SS war, die Amerikaner fanden die Uniform, die Schwiegermutter wurde 2 Tage schwer misshandelt, S. war schwanger, Übelkeit, zu Fuß nach München zurückgekehrt, Situation in München sicherer vor Übergriffen der Amerikaner, einerseits schenkten die Amerikaner den Kindern Schokolade, andererseits waren Frauen für sie Freiwild, es gab auch Vergewaltigungen, in München war die Lage bis auf die Plünderungen verhältnismäßig ruhig, Lebensmittellager wurden von Deutschen geplündert, Weinlager im Salvatorkeller, Zeit ohne Recht und Gesetz, amerikanische Militärregierung in München, langsam lief alles wieder den gewohnten Gang, um die erste neu erschienene Zeitung hat man sich gerissen, Lebensmittelmarken, Berichte über deutsche Kriegsgräuel, Ehemann in Gefangenschaft in Ansbach, Wehen setzten ein, trotz Sperrstunde losmarschiert, von Jeep an der Donnersberger Brücke aufgehalten, 3. Jeep am Nymphenburger Kanal lud S. ein und brachte sie in die Klinik, Nymphenburger Krankenhaus, Selbstversorgung im Krankenhaus, Windeln aus alten Leintüchern genäht, dem Säugling ein Pullover angezogen, Mann kam nach einem halben Jahr frei, Oktober 1945, dann am 02.11.1945 geheiratet, neue Wohnung bezogen, Küchenbuffet von der Mutter, Liege von der Schwiegermutter, Tisch, mit Brettern aus der Holzhandlung Couch gezimmert, eisernes Bett des Mannes, alter Kleiderschrank, kleiner Korbwagen, Hochzeitsfeier, Sauerbraten und Knödel, Hefezopf, Vater nahm den halben Hefezopf wieder mit, beide Kinder jeweils ein Jahr lang gestillt, für die Milchmarken Teigwaren eingetauscht, Kartoffelgemüse in verschiedenen Variationen, Kartoffeln und Weißkraut waren relativ gut zu bekommen, missglückter Hamsterversuch des Mannes, Wäschewaschen mit schlechter Schmierseife, alles gekocht, Holz im Wald gesammelt, geschaut, ob beim Kohlenhändler ein paar Brocken abfallen, Kohlenzuteilung, Ungeziefer, schlechte Wohnverhältnisse, Ratten, Lebensmittelverteilung, ab 1946 verteilte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gespendete Kleider, in Heimarbeit beim DRK gearbeitet, Karteikarten angelegt, so über Verteilung informiert gewesen, Karteikarten sollten gerechte Verteilung gewährleisten, 5 Pfennig pro Karte erhalten, Heimgärten, Vater hatte Heimkarten, dort Kartoffeln, Pfirsiche, Äpfel angebaut, Vater des Ehemannes war in Amerika, von dort Care-Paket erhalten, Vater war nach dem Krieg weiterhin in der Telefonfabrik Merk beschäftigt, bis zu seiner Entnazifizierung wurde er nur als Hilfsarbeiter bezahlt, Mutter wieder im Haushalt tätig, Mädchen, die sich einen G.I. geangelt hatten, wurden mitleidig angeschaut, "muss das sein?", der Krieg veränderte die Menschen, Schwarzmarkt, Ehemann bei Versicherung angestellt, Währungsreform 1948, für das erste Geld unsinnige Dinge gekauft, Verdienst in den ersten Jahren, viele Überstunden, Kinder im Kindergarten oder bei der Mutter, geringe Erwartungen, Ansprüche noch nicht so hoch, Sohn Wolfgang stibitzte ein paar Mark vom Küchentisch, kaufte davon Süßigkeiten und verteilte sie im Kindergarten, dafür hatte er ein paar auf den Hintern bekommen, in der Zeit zwischen 1945 und 1948 Gegensatz zum Krieg, die Leute waren neidisch und missgünstig, Nachholbedürfnis, man ging zum Tanzen, zum Feiern, ins Theater, an Weihnachten gab es eine Opernkarte fürs Münchner Prinzregententheater - bei Fliegeralarm die Schreibmaschine genommen und in den Keller gegangen, dort weiter Rechnungen geschrieben, Holzlieferungen für die Wehrmacht, im Keller weitergearbeitet, Luftschutzkeller in der Umgebung, wurden getroffen, deswegen blieb man im Haus im Keller, Routine, Bombeneinschlag im Nebenhaus, Klavierlehrerin verliert ihr Gehör und den Vater, Freundin wurde ausgebombt, Juli 1944 Tagesangriffe, auf Bavariaring und Schwabing, Luftschutzkeller im Westend, regimekritische Stimmen nur im Verborgenen, Angst vor Denunziation, "sonst landest du in Dachau", über die genauen Zustände im Konzentrationslager Dachau war nichts bekannt, Veränderung der Gesellschaft nach dem Krieg, mehr Egoismus, Wirtschaftsaufschwung nicht als schnell empfunden, Verwandte in der DDR, Ratschlag "Ärmel hochkrempeln und anfangen", Eigentumswohnung, falsche Vorstellungen in der DDR, der Wohlstand musste erst erarbeitet werden, Zufriedenheit, Kinder wollen nichts vom Krieg hören, überhebliche Jugend, Anspruchsdenken, Kinder können es noch zu etwas bringen, man muss aber etwas dafür tun, Optimismus.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.