Zeitzeugen berichten

Karl Weller Kaufmann, KZ-Überlebender

Signatur
zz-0382.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1942

Karl Weller berichtet im hier gezeigten Ausschnitt von den Malaria-Versuchen im KZ Dachau, die von Prof. Claus Schilling an Internierten durchgeführt wurden.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Karl Weller, geführt am 17.12.1996 in München, über seine politische Sozialisierung in der Arbeiterbewegung, seine Internierung im Konzentrationslager Dachau, seinen Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg, seine erneute Verhaftung und Überstellung ins KZ Dachau sowie die Befreiung 1945.

Biogramm

Karl Weller wurde 1910 in Aschaffenburg geboren, wurde als Zweijähriger Vollwaise und wuchs in einem Waisenhaus in Aschaffenburg auf. Nach einer Ausbildung zum Kaufmann arbeitete er als Kaufmännischer Angestellter in einer Schuhhandlung in Aschaffenburg. Nach deren Bankrott wurde er 1928 arbeitslos und ging vier Jahre auf Wanderschaft (Ostseeküste/Ostpreußen/Finnland). Er schloss sich dem antifaschistischen Kampfbund und der sozialistischen Arbeiterjugend sowie der Gewerkschaftsjugend an. 1933 wurde er ins KZ Dachau eingeliefert. Dort erlebte er die Hinrichtungen nach dem Röhmputsch 1934. Als ihm nach seiner Freilassung 1935 eine weitere Haftzeit drohte, entschloss er sich, nach Spanien zu fliehen, um bei den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg zu kämpfen. Er wurde von Franco-Truppen gefangen genommen und nach längerer Haft nach Deutschland überstellt. 1942 wurde Weller zum zweiten Mal ins KZ Dachau eingeliefert und erlebte Ende April 1945 die Befreiung auf dem Todesmarsch in der Nähe von Wolfratshausen. 1990 veröffentlichte er seine Memoiren "Im Strudel des Zeitenstromes". 2008 ist Karl Weller im Alter von 97 Jahren verstorben.

GND: 118937286

Inhalte

Vollwaise mit zwei Jahren: Pflegeeltern – katholisches Knabenwaisenhaus Aschaffenburg – Kolonialwaren-Groß- und Kleinhändler: Ausbildung zum Kaufmann – `Laufbursche´ des Gehilfen: Schikane – Versammlung der Deutschnationalen, Deutschnationaler Verband: Bayern und Reich – Lieder: "Es braust ein Ruf wie Donnerhall" (Wacht am Rhein), "Oh Deutschland hoch in Ehren" – Hitler-Putsch (Hitlerputsch) am 09.11.1923 – Kaufmännischer Angestellter in Schuhhandlung in Aschaffenburg: Bankrott, Arbeitslosigkeit 1928/29 – Wanderverein: Freie Wanderjugend – vier Jahre Wanderschaft: Ostseeküste/Ostpreußen/Finnland – Antifaschistischer Kampfbund, sozialistische Arbeiterjugend, Gewerkschaftsjugend – Erste Begegnungen mit SA bei Arbeiterversammlung in Liegnitz, Schlägerei – Mord von Potempa 09.08.1932 – Arbeiter-Massenversammlung in Hasenheide/Neukölln (Berlin) – Altonaer Blutsonntag 17.07.1932 – NS-Machtergreifung 30.01.1933: Volksempfänger: SA-Marsch durch das Brandenburger Tor – Reichstagsbrand 27.02.1933 – Reichstagsbrandverordnung 28.02.1933: Verbot der KPD – Verhältnisse in Würzburg – Bayerische Volkspartei (BVP): Gleichschaltung Bayerns 09.03.1933 – Bayerische Politische Polizei: Verhaftung von Antifaschisten in Würzburg 09.03.1933 – Widerstand: „Nieder mit Hitler“ an Häuserwand – Verhaftung, Landgerichtsgefängnis Würzburg 10.03.1933 – sechs Monate Haft: Gefängnis Landsberg – Gestapo: Einlieferung ins Konzentrationslager Dachau Oktober 1933: Ankunft, Bekleidungskammer – Misshandlungen, Strafen – zweite Kompanie, Baracke – Arbeitskommando Sattlerei – Röhm-Putsch 30.06.1934: Erschießungen von SA-Führern vor Bunker durch SS – Hinrichtung Röhms 01.07.1934 – Ausbildung österreichischer Nationalsozialisten – Freilassung Juli 1935 – Rückkehr nach Würzburg – veränderter Alltag – Arbeit auf Baustellen – Verhaftung wegen Verdachts auf Vorbereitung zum Hochverrat: Gestapo-Zentrale Ludwigstraße, Vernehmungen – Einzelhaft: Landgerichtsgefängnis Würzburg – Hinrichtung des Raubmörders Heirich – Entlassung Anfang November 1935 – Flucht nach Spanien über Tschechoslowakei, Österreich, Schweiz, Frankreich – Verhaftung, Schnellgericht im Justizpalast Paris: zehn Tage Haft wegen Vergehens gegen Eisenbahngesetz – Flüchtlingskomitee Paris: Transport an die spanische Grenze – Spanischer Bürgerkrieg: Nichteinmischungsabkommen 1937 – Internationale Brigade: Mitglied der elften Brigade/3. Bataillon – Militärische Ausbildung: Scharfschütze – Kriegseinsatz: Schlacht bei Brunete Juli 1937, Aragonfont – Typhus-Erkrankung: Krankenhaus Barcelona, Sanatorium bei Montserrat – Gefangener der Legion Condor: Sondertrakt Gefängnis in Burgos – Kriegsgefangenenlager in Belchite, Palencia, Miranda de Ebro: Aufbauarbeiten – Übergabe an die Wehrmacht in Irun – Rückkehr nach Deutschland Oktober 1941: verschiedene Gefängnisse u.a. Klingelpütz, Köln, München-Stadelheim – Einlieferung ins KZ Dachau Frühjahr 1942: Block 24, Spanienkämpfer – Arbeitskommando Waffenmeisterei – Außenlager Präzifix: Leichtmetallteile für Flugzeuge – Kapitulation in Stalingrad 31.01.1943 – Stauffenberg-Attentat 20.07.1944 – Transportlisten – Gaskammer, Krematorium – Medizinische Versuche: Malaria, Luftdruck, Eiswasser – Hinrichtungen – Flecktyphusepidemie – 26.04.1945 Todesmarsch: Pasing, Gauting, Wolfratshausen, Bad Tölz – Tod Hitlers - 29.04.1945 Befreiung durch US-Armee – Triumphmarsch nach Wolfratshausen: Unterbringung – Rückkehr nach Würzburg, Wichtige beschriebene Personen (Auswahl): Paul von Hindenburg – Erich Ludendorff – Adolf Hitler – Wilhelm Pieck – Franz Dahlem – Heinrich Brüning – Franz von Papen – General Kurt von Schleicher – General Franz Ritter von Epp – Heinrich Held – Theodor Eicke, Lagerkommandant – Hans Beimler – Gustav Ritter von Kahr – Hans Ritter von Seisser – Gregor Strasser – August Schneidhuber – Joseph Goebbels – Engelbert Dollfuß – Michael Lippert – General Francisco Franco – Kurt von Schuschnigg – SS-Arzt Prof. Dr. Claus Schilling – SS-Lagerarzt Dr. Sigmund Rascher.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
3:00 h
Aufnahmedatum:
17.12.1996
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.