Zeitzeugen berichten

Gerty Spies KZ-Überlebende, Schriftstellerin

Signatur
zz-0307.05
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg
Referenzjahr
1943

Im hier gezeigten Ausschnitt beschreibt die Holocaust-Überlebende Gerty Spies, wie das KZ Theresienstadt kurzfristig aufgehübscht wurde, um bei Besuchen einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes einen harmlosen Eindruck des Lagers zu erzeugen.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Gerty Spies, geführt am 30.03.1987 in München, über die Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt, das Schreiben von Gedichten während des Lageraufenthalts, das Kriegsende 1945, das Leben nach dem Krieg und ihr Verhältnis zu Deutschland.

Biogramm

Gerty Spies wurde 1897 als Gertrud Gumprich in Trier geboren. Sie war die Tochter des jüdischen Kaufmanns und Mundartdichters Sigmund Gumprich. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin in Frankfurt am Main. 1920 heiratete sie und zog mit ihrem Mann nach Freiburg im Breisgau. Nach ihrer Scheidung 1927 ging Gerty Spies nach München und begann dort, Gedichte und Humoristisches zu verfassen. 1942 wurde sie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie trotz widrigster Umstände ihre literarische Tätigkeit fortsetzte. Nach ihrer Befreiung 1945 engagierte sich Gerty Spies beim „Bayerischen Hilfswerk für die durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen“. Ihre Erlebnisse verarbeitete sie in ihrem Werk, so u.a. in dem 1947 erschienenen Gedichtband „Theresienstadt“ und ihrer Autobiographie „Drei Jahre Theresienstadt“. Gerty Spies verstarb 1997 in München.

GND: 118752006

Inhalte

Sommer 1942 schriftliche Benachrichtigung des Abtransports – Auflistung was mitgenommen werden darf – Frage ob S. bei Bekannten telefonieren darf wird abgewiesen – Bekannter hat als Journalist Angst vor Spitzeln – Telefonzelle – Verdunkelung – jüdischen Bekannten angerufen – Tochter kommt nach Hause – Warten auf die Abholung – 17.07.1942 Bus kommt – Verabschiedung von der Tochter – Sammellager in Milbertshofen – dort die Nacht verbracht – zum Bahnhof gebracht und verladen – Blicke aus dem Fenster – Ankunft in Bauschewitz – Mann schenkt S. Messer – Gepäck wurde abgenommen – Fußmarsch in das Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt – alte und kranke Leute warten im regennassen Schlamm – Totenwagen mit Broten – alle Wagen wurden von Menschen gezogen – Gepäck nicht zurück bekommen – Eindruck auf dem Weg ins Quartier – abgemagerte Leute – Brot hergeschenkt – bald selbst abgemagert – Rat, in die Glimmerwerkstatt zu gehen – diese sei kriegswichtig – Glimmer für die Flugzeugindustrie – Glimmer gespalten – hohes Arbeitstempo aus Angst vor Transporten – Gedicht für Bekleidungsstelle – Gedichte geschrieben – Heimwehgedichte – Gedichte über Theresienstadt – Aufmerksamkeit der Leute spornt an – Sonderhaus mit Wissenschaftlern und Künstlern – Schriftstellerin Elsa Bernstein – kurzer Bleistift – rotes Notizbuch geschenkt bekommen – sich als Heizerin gemeldet – Zugang zu Packpapier – Papier zum Schreiben verwendet – jüdischer Chef toleriert Schreiben während der Arbeit – vier Öfen versorgt – Sägemehl verfeuert – alte Holzlatrine ausgegraben und heimlich in die Baracke geschleppt – einmal von Ghettowache erwischt – ließ S. laufen – Mann hilft ihr beim Holzspalten – Bewachung des Kartoffelkellers – Transporte aus anderen Lagern: halbverhungerte Menschen – mit Eisenstange vor dem Kartoffelkeller – Männer unter Kontrolle gebracht – Befreiung durch die Russen – Kartoffelkeller wurde geplündert – satt gegessen – krankgegessen – Aufnahmen zum Propagandafilm "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt" – Aufnahmen in der Glimmerwerkstatt – Männer in feldgrau – geweint wegen Erinnerung an den Bruder – Rot-Kreuz-Kontrollen – Umstellung des Lagers – Bilder an den Wänden – Kinderspielplatz – Lebensmittel – hergerichtete Unterkünfte – Lagergeld – eigene Gegenstände zu Kauf angeboten – Lebensmittel ohne Nährwert – gegen Kriegsende Transporte aus anderen Lagern – Menschenmassen – Verbrennung der Kleidung wegen Läusen – Übertragung von Flecktyphus – Unterbringung in Kasernen – Hunger - Juni 1945 Rückkehr nach München – Zerstörungen – Leopoldstraße – Bunker am Feiltzsch-Platz – erschütternder Anblick – im offenen Lastwagen durch die Kaulbachstraße gefahren – Wiedersehensfreude – Tochter war auf dem Land – Kampf um eigene Wohnung – Hilfe eines amerikanischen Offiziers – ohne Zuteilung eingezogen – Gespräch mit dem Chef des Wohnungsamtes – Auseinandersetzung im Wohnungsamt – Englischer Garten – Gefühl der Freiheit – Trümmerblumen – Identität als jüdische Deutsche – erstes Buch über Theresienstadt – neue Freundschaften mit Deutschen – Amerikanern – Juden – Kindheit und Jugend in Trier verbracht – viele Kontakte mit Christen – anderer Religionsunterricht – andere Art Kirche – Synagoge – katholische Dienstmädchen – Antisemitismus – Vortrag wegen Religionszugehörigkeit abgelehnt – Sprüche auf der Straße – Mitschülerin geohrfeigt – Ärger mit der Lehrerin – Bruder: Kriegsfreiwilliger Pionier im Ersten Weltkrieg – September 1918 gefallen – Vetter Ernst wurde zurückgestellt – Antisemitismus im Hintergrund – Dolchstoßlegende – Warenhaus in Trier – 1929 nach München gezogen – Horst-Wessel-Lied – Odeonsplatz – "Drückeberger-Gässchen" – Hitler-Putsch 1923 – nach der Wahl war die ganze Stadt beflaggt – Aufforderung auch zu beflaggen – Belästigungen – Hilfe durch Hausmeisterin – Anzeigen – Blockleiter – Rundfunkapparat der Tochter: Vater in Pforzheim musste bestätigen, dass es ein Geschenk war – SS in der Türkenstraße – Tochter musste unterschreiben, dass S. nichts hören kann – Angst vor Abholung beim Türklingeln – Verehrer der Tochter – Bitten um "Persilscheine" nach dem Krieg – Urlaubsbekannter wollte Entlastung – Umgang mit S. nach dem Krieg – Anfang der 1980er – Anrufe mit antisemitischen Beleidigungen – Drohungen – keine öffentlichen antisemitischen Äußerungen – Café in Österreich – ältere Dame am Tisch schimpft über Juden – Söhne der Cousine – Lehrer demonstriert an einem von ihnen wie ein "deutscher" Junge auszusehen hat – Blamage für den Lehrer – Stärke imponiert – alte Nazis und Antisemiten äußern sich selten öffentlich.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
1:35 h
Aufnahmedatum:
30.03.1987
Sprache:
deutsch