Marienstein


 

GESCHICHTE

Die Augustinerinnen von Marienstein

Betrachtet man die große Dichte an Augustinerchorherrenstiften in Bayern vor der Säkularisation, so fällt auf, dass der weibliche Zweig des Ordens kaum vertreten war; es bestanden hier lediglich die Chorfrauenstifte Marienburg und Marienstein.

Die Gründungsgeschichte Mariensteins klingt ein bisschen wie aus dem Märchenbuch: Zusammen mit sechs Gleichgesinnten beschloss die Eichstätter Färberstochter Walburga Eichhorn im Jahr 1460 eine klösterliche Gemeinschaft zu gründen. Ursprünglich plante der Fürstbischof von Eichstätt, Wilhelm von Reichenau, den Schwestern das ausgestorbene Schottenkloster in Eichstätt zu übertragen. Er änderte aber seine Meinung und wies Walburga an, neben dem Stift Rebdorf den Weiler Steingrub zu erwerben. Der Bau der Stiftsanlage begann 1470.

Während sich Walburga und ihre Gefährtinnen noch in Eichstätt aufhielten, waren sie den Orden der Dominikaner unterstellt, das änderte sich mit dem Umzug in die Nachbarschaft Rebdorfs. Fortan unterstellten sich die geistlichen Frauen der Leitung und der Augustinerregel von Rebdorf, was der Bischof 1554 ein weiteres Mal bestätigte. Ein Anschluss an die Windesheimer Kongregation, wie er 1458 in Rebdorf vollzogen wurde, ist für Marienstein jedoch nicht nachweisbar. Wie die Rebdorfer Chorherren, so entstammten später auch die Chorfrauen in Marienstein dem Adel oder dem städtischen Patriziat. Die Damen trugen ein weißes Gewand und teilten sich die Ämter Priorin, Subpriorin, Schaffnerin, Jungmeisterin, Oberkusterin, Unterkusterin, Kellnerin, Bräumeisterin, Apothekerin, Organistin und Portnerin. Zur Erlernung der Ordensdisziplin entsandte man zwei Damen in das Chorfrauenstift Schönstatt bei Vallendar nahe Koblenz. Durchschnittlich bewohnten zwanzig Chorfrauen, zwölf Konversen, vier bis sechs Novizinnen, einige Schülerinnen sowie Donaten und Pfründnerinnen das Stift. Marienburg, das zunächst ebenfalls Rebdorf unterstellt war, wurde 1491 und erneut 1588 von Marienstein aus besiedelt.

Marienstein, dessen Hauptbesitz eine alte Niederlassung der Templer in Eichstätt war, galt am Ende des 16. Jahrhunderts als wohlhabender Konvent. Im Dreißigjährigen Krieg plünderten die Schweden nicht nur Eichstätt, sondern auch das Stift, die Chorfrauen mussten nach Ingolstadt fliehen. Mit ihrem Tagebuch hinterließ die damalige Priorin Klara Staiger ein reichhaltiges und aufschlussreiches Dokument zur Kriegsgeschichte Eichstätts und Mittelfrankens. Nach dem Schwedeneinfall wurden zunächst die Kirche und ein Klosterflügel provisorisch wieder hergestellt. Schließlich baute man das Stift in kleinerem Umfang wieder auf, 1651 lieferte der Hofmaler Johann Jakob Thoma das neue Hochaltarblatt, 1669 waren die Bauarbeiten abgeschlossen.

Das Jahr 1804 markiert den Anfang vom Ende des Stiftes Marienstein. Die Augustinerinnen wurden auf Pension gesetzt, drei Jahre später das Kloster aufgehoben, wobei die verbliebenen Chorfrauen weiterhin im Kloster leben durften. 1831 waren noch sechs Chorfrauen übrig, sie wollten das Kloster verlassen. Selbst König Ludwig I. von Bayern konnte sie mit dem Angebot, ihr Stift neu zu dotieren, zum Bleiben bewegen. Der Monarch hatte den Plan gehegt, die Klostergebäude als Lehrerseminar, Krankenhaus oder Beschäftigungsanstalt weiterzunutzen. 1832 läutete jedoch endgültig das Todesglöcklein, das Stift Marienstein wurde aufgelöst, die restlichen Damen verbrachten ihren Lebensabend in Eichstätt.

Von den Stiftsgebäuden überdauerte nur ein Teil den Verkauf an Privatleute. Große Teile der vierflügeligen Anlage und der Chor der Kirche wurden abgebrochen, der heutige Kirchenbau besteht daher nur mehr aus dem alten Langhaus. Der zweigeschossige ehemalige Prioratsbau und die Wirtschaftsgebäude enthalten heute Wohnungen. Die zwischen 1725 und 1730 entstandene Einrichtung der Klosterkirche wurde 1833 großteils verkauft. Der Hochaltar und zwei Seitenaltäre erfuhren eine Zweitnutzung in der Kirche von Großnottersdorf bei Titting. Seit 1843 finden in der Mariensteiner Kirche wieder Gottesdienste statt. In dem Rechtecksbau mit zwei Lang- und drei Emporenfenstern fühlt man sich eher an eine Dorf- denn an eine Stiftskirche erinnert.

(Laura Scherr)



 

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