Baumburg


 

GESCHICHTE

Baumburg ? Vom Augustinerstift zum Seminarhotel

St. Margareth zu Baumburg verdankte seine Existenz einem Gelöbnis des Adligen Berengar von Sulzbach. Im Jahr 1105 hatte der fromme Graf seiner todkranken Frau Adelheid von Frontenhausen versprochen zu ihrem Seelenheil und Begräbnis ein Stift zu errichten. Um 1107/09 löste Graf Berengar sein Versprechen an jener Stelle ein, wo bereits im frühen 11. Jahrhundert kurzfristig ein Kloster bestanden hatte. Der Graf besetzte sein neues Stift mit Chorherren, die er zuvor zur Errichtung des Stifts Berchtesgaden aus Rottenburg, dem bayerischen Zentrum der klösterlichen Reformbewegung des 12. Jahrhunderts, berufen hatte. Nun verließen die meisten Kanoniker gemeinsam mit ihrem Propst Eberwein das unwirtliche Berchtesgaden, da sie sich in Baumburg günstigere Bedingungen erhofften. So galt Berchtesgaden, gegen den Willen des adligen Stifters Berengar, als bloße Filiale von Baumburg. Erst durch den Schiedsspruch Erzbischof Konrads I. von Salzburg von 1136 und dessen Bestätigung durch Papst Innozenz II. im Jahr 1142 wurden die beiden Stifte getrennt.
Auf Eberwein, der 1121 wieder in Berchtesgaden nachweisbar ist, folgte bis 1163 Gottschalk als Propst des Stifts Baumberg. In seiner Amtszeit wurde 1129 eine Nikolauskirche geweiht und bis 1156 die Basilika St. Margaretha erbaut. Dort liegt seither die Stifterin Adelheid begraben. Um diese Zeit übertrug der Erzbischof von Salzburg der Propstei Baumburg ein Archidiakonat. Damit fungierte der Propst als Stellvertreter des Erzbischofs für die kirchliche Gerichtsbarkeit, die Aufsicht über Kirchen, Pfarrer, Vikare und Kapläne sowie die Vermögensverwaltung. 1185 wurde diese Funktion vom Papst bestätigt.
Die Augustinerchorherren wirkten vor allem als Seelsorger. Zum Stift gehörten die Pfarreien in Baumburg-Altenmarkt, St. Georgen-Weisham, Truchtlaching, Traunwalchen, Neuenchieming, Kienberg, Poing, Haberskirchen, die Kirchen Sitzendorf und Sigharting sowie die Pfarre Sieghartskirchen in Niederösterreich. Die Bedeutung des Stifts Baumburg für den Chiemgau zeigte sich im 13. Jahrhundert in seiner Schule, die überwiegend von Söhnen des in der Region ansässigen Adels besucht wurde. Ein weiterer Höhepunkt der Entwicklung war ab 1367 das Recht der Pröpste zum Führen eines Abtstabes.
Wie andere Stifte erlebte auch Baumburg im 15. Jahrhundert einen religiösen und wirtschaftlichen Niedergang. Mit einer tief greifenden Reform wirkte Propst Caspar Ebenhauser (reg. 1436/79) dem Zerfall des Stifts entgegen. Mit der Verleihung der Pontifikalien 1446 wurden seine Mühen belohnt. Die Basilika und die Stiftsgebäude wurden im Stil der Gotik umgestaltet bzw. neu gebaut. Auch Propst Georg I. Dietrichinger (reg. 1488-1515) wirkte als Kunstmäzen.
Die Ideen der Reformation blieben auf die Baumburger Chorherren nicht ohne Wirkung. Die Ordenszucht verfiel erneut und viele Kanoniker verließen das Stift. Wiederholt wurde Baumburg nun sogar unter Administration gestellt. Mehrfach verwüsteten Brände das Stift, in dem im Jahr 1579 nur noch drei Kanoniker wohnten. Dennoch ließ Propst Stephan Toblhamer 1564 ein pavillonartiges Sommerschlösschen bauen. Dieser Bau diente dann ab dem 17. Jahrhundert als Sitz des Stiftsgerichts.
Mit dem Ende des 16. Jahrhunderts entfaltete Baumburg neues Leben. Die Stiftsschule genoss wie im Mittelalter wieder einen guten Ruf beim Adel. Auch die Zahl der Kanoniker nahm zu. Um 1796 lebten 40 Chorherren in Baumburg.
Die barocke Umgestaltung des Stifts begann unter den Pröpsten Urban Stamler (reg. 1587-1622) und Johann Zehentner (reg. 1637/48) mit einer Renovierung der mittelalterliche Kirche. Dabei erhielten die Turmabschlüsse ihre charakteristischen Zwiebelhauben. Die Pröpste Michael Doegger (reg. 1688-1706) und Patritius Stöttner (reg. 1707/37) veranlassten Um- und Neubauten der Stiftsgebäude. Anlässlich des bevorstehenden 600-jährigen Weihejubiläums errichtete ab 1755 der Baumeister Franz Alois Mayr aus Trostberg eine völlig neue Kirche im Stil des Rokoko mit filigranen Stukkierungen und Fresken. Das Deckengemälde im Chor, ein Werk des böhmischen Hofmalers Felix Anton Scheffler, erinnert an die Gründungsgeschichte mit der hl. Margaretha als der Patronin des Stifts und dem Begräbnis der Gräfin Adelheid.

Am 22. März 1803 wurde dem letzten Propst, Franz Lindemann (reg. 1801/03), die Aufhebung des Stifts mitgeteilt. Bis 1812 wurden Stifts- und Wirtschaftsgebäude sowie die vielen stiftseigenen Grundstücke versteigert. Die Stiftskirche diente fortan als Pfarrkirche von Altenmarkt. Die meisten Konventgebäude wurden abgerissen. Lediglich der Gartentrakt, Teile der Wirtschaftsgebäude und des ehemaligen Brauhauses blieben erhalten.
Seit 1910 dient ein Flügel der Anlage als Pfarrhof, ein anderer als Erholungsheim der Englischen Fräulein. Heute ist in Baumburg zudem ein privat betriebenes Seminarhotel untergebracht, das von Chören und Orchestern gerne genutzt wird.

( Stephanie Haberer )
 



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Deckplatte des ehem. Hochgrabes für Adelheid von Sulzbach, Steinrelief/Rotmarmor, um 1400, Altenmarkt/Alz/Baumburg, ehem. Augustiner-Chorherrenstiftkirche St.Margareta.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg, G.)

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