Schwandorf, Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu ? soziales Engagement für Frauen, Kinder und Kranke
Der Schwandorfer Stadtpfarrer Josef Scherr (Amtszeit 1913–1931) verfolgte ursprünglich das Ziel, der weiblichen katholischen Jugend eine eigene Heimstätte zu verschaffen. Nach langwierigen Planungen und mühseliger Beschaffung der dafür nötigen finanziellen Mittel, gelang es ihm, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. 1927 wurde in der Nähe des Bahnhofs das Marienheim errichtet. Die Betreuung der Einrichtung sollte eine Schwesternkongregation übernehmen. Pfarrer Scherr konnte für diese Aufgabe die Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu gewinnen, die ihr Mutterhaus im Kloster Oberzell bei Würzburg haben. Am 3. März 1927 traten die erste Oberin und zwei Schwestern ihren Dienst in Schwandorf an. In der Hauskapelle des Marienheims feierten sie wenige Tage später, am 12. März, ihre erste Messe. Zuerst mussten die Räume für die Handarbeitsschule, für die Kochkurse und für die Übernachtung auswärtiger Gäste eingerichtet werden. Am 1. Juli 1927 nahm im Marienheim ein Kindergarten den Betrieb auf, der zwei Jahre später unter dem Namen „Josefsheim“ eine Filiale im Kreuzbergviertel an der Karmelitenstraße erhielt. 1929 zählte man bereits 310 Übernachtungen im Heim. Zwei bis drei der Schwestern waren für die ambulante Krankenpflege eingeteilt. Sie leisteten mehr als 4.000 Krankenbesuche im Jahr. Der Konvent wuchs im Laufe der Zeit auf neun Schwestern an.
Unter der nationalsozialistischen Diktatur mussten die Kindergärten des Ordens schießen; 1941 wurde die ganze Einrichtung beschlagnahmt. Die Schwestern zogen in das Dachgeschoss des Marienheimes um und betreuten weiterhin ambulant die Kranken. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat man die Schäden am Gebäude notdürftig repariert und noch im Jahr 1945 den Kindergarten wieder eröffnet. Da auf die Schwestern im Laufe der Zeit immer mehr karitative Aufgaben zukamen, wurde das Marienheim langsam zu eng. Die katholische Kirchenstiftung St. Jakob ließ daher 1962 ein neues Gebäude errichten. Die darin befindliche Hauskapelle wurde am 19.12.1964 unter dem Patrozinium „Patrona Bavariae“ eingeweiht. Die Schwestern eröffneten nun auch ein Altenheim und übernahmen die Betreuung der Senioren. In den 1980er Jahren nahm die Mitgliederzahl des Konvents kontinuierlich ab, ohne dass sich Ordensnachwuchs einstellte. Als er nur noch vier Schwestern umfasste, entschloss man sich, die Trägerschaft des Altenheimes dem Caritasverband der Diözese Regensburg zu übertragen. Nach ihrem fast 65-jährigem Wirken in der Stadt mussten die Dienerinnen der Heiligen Kindheit Jesu ihr Konvent in Schwandorf schließen. Die letzten vier tätigen Schwestern übersiedelten am 31.10.1991 nach Kirchschönbach bei Schweinfurt. 1998 wurde das Marienheim abgerissen und ein Jahr später an seiner Stelle der Neubau eines Seniorenheimes in der Trägerschaft des Caritasverbandes eröffnet.
Christine Riedl-Valder