Schwandorf, Mallersdorfer Schwestern ? willkommene Hilfe für Kranke und Waisenkinder
Angeregt durch das Vorbild von Lorenz Modler, der dem Schwandorfer Bürgerspital 1464 eine großzügige Stiftung hatte zukommen lassen, unterbreitete der Spitalbenefiziat Dr. Christoph Höflinger dem Magistrat der Stadt Schwandorf im April 1858 das Angebot, auf seine Kosten ein Krankenhaus errichten zu lassen. Er wollte dazu ein Vermögen verwenden, das er von seiner Schwester geerbt hatte. Die neue Einrichtung sollte, seinem Wunsch gemäß, von Mitgliedern der 1855 in Pirmasens gegründeten Kongregation der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie betrieben werden. Höflinger schlug vor, dass die Schwestern neben der Krankenpflege auch die Betreuung der Pfründner und der Waisen, die im Bürgerspital lebten, übernehmen sollten. Die Stadt nahm das Angebot an und stellte dafür das Gelände des ehemaligen Baustadels sowie das Quentelsche Haus zur Verfügung. Höflinger finanzierte zuerst den Bau eines Schwesternheims mit Hauskapelle. Das Kloster entstand im „altdeutschen“ Baustil auf dem Grundstück des Bürgerspitals. Am 15. Oktober 1860 zogen hier Oberin M. Eulalia Birker (Amtszeit 1860?1864) und vier Schwestern ein.
Die Nonnen nahmen sofort die Fürsorge für die Kinder und die Insassen des Bürgerspitals auf. Anfangs wohnten zwischen acht bis zwölf Waisenkinder im Spital. Durch eine großzügige Schenkung des Seifensiedermeisters Friedrich Glätzl im Jahr 1864 konnte bald eine separate Waisenanstalt errichtet werden, die Platz für weitere Kinder bot und zwei Schwestern finanzierte, die sich allein um diese Einrichtung kümmerten. Hier durften die Jugendlichen bis zu ihrem 13. Lebensjahr wohnen und wurden mit Nahrung und Kleidung versorgt. Von 1861 bis 1870 betrieben die Mallersdorfer Schwestern, wie sie seit dem 1869 erfolgten Umzug ihrer Kongregation in das neue Mutterhaus in Mallersdorf genannt wurden, auch eine Handarbeitsschule. Daneben entstand eine Kinderbewahranstalt, in der die Schwestern schon im Jahr 1862 rund 30 Kleinkinder betreuten. Ebenfalls 1862 wurde nach der Fertigstellung des Hospitals auf dem Pflegberg der stationäre Krankenpflegedienst aufgenommen. Hier waren die Armen Franziskanerinnen insgesamt fast 70 Jahre lang tätig. Der Bedarf an Krankenbetten war um 1900 so stark angewachsen, dass man das Hospital 1905 um zwei Anbauten mit Krankensälen erweitern musste. Der Konvent der Mallersdorfer Schwestern in Schwandorf erreichte unter Oberin M. Magda Deckert (Amtszeit 1877?1909) erstmals die Zahl von zehn Schwestern. Bis 1924 hatte sich der Konvent auf 12 Schwestern vergrößert.
Bereits 1911 bedurfte es neuer Pläne für Um- und Ausbauten des Städtischen Krankenhauses. Der Erste Weltkrieg verhinderte deren Umsetzung. Danach verzögerte sich die Verwirklichung um weitere Jahre, bis man sich schließlich zu einem völligen Neubau entschloss. 1930 nahm das neue St. Barbara-Krankenhaus der Niederbronner Schwestern an der Steinberger Straße den Betrieb auf. Den stationären Pflegedienst übernahm der Schwandorfer Konvent der Niederbronner Schwestern (siehe dort). Die „Spitlschwestern“ waren jedoch weiterhin in der ambulanten Krankenpflege aktiv. Die Kinderbetreuung war 1875 aufgrund der speziellen Bedürfnisse der Familien umgestellt worden. Man richtete damals einen Kindergarten ein, der nur in den Sommermonaten geöffnet war. Später organisierte man den ganzjährigen Betrieb. 1953 besuchten rund 60 Kinder die Einrichtung. Als zehn Jahre später der Neubau des Marienheims mit einem Kindergarten vollendet war, wurde er geschlossen. 1959 wurde auch das Waiseninstitut aufgegeben.
Das Bürgerspital erfuhr im Laufe der Zeit ebenfalls eine Reihe von Renovierungen und Anbauten. Nach mehrjähriger Sanierung öffnete 1959 ein völlig neu und modern gestaltetes Seniorenheim seine Pforten an der Fronberger Straße. Waren es 1860 noch zwölf Insassen im Spital gewesen, so bot das neue Elisabethenheim der Bürgerspitalstiftung nun Platz für rund 130 Heimbewohner. Auch der Konvent war nun auf 13 Arme Franziskanerinnen angewachsen. Ab Anfang der 1980er Jahre nahm die Zahl der Schwestern jedoch beständig ab und hatte sich zuletzt auf vier Frauen reduziert. Aufgrund des Nachwuchsmangels musste die Ordensleitung das Kloster 1988 auflösen.
Christine Riedl-Valder