Wörth an der Donau, Mallersdorfer Schwestern – Kompetente Krankenpflege
Der Wörther Pfarrer Franz Seraph Eberl (Amtszeit 1854-1859) beantragte 1858 beim Königlichen Bezirksamt Regensburg die Einrichtung eines Distrikts-Krankenhauses am Sitz des königlichen Landgerichts Wörth. Sein Vorschlag wurde aufgegriffen und zu diesem Zweck ein großes Wohnhaus am Fuße des Schlossberges am nördlichen Ortsausgang (heute: Petersplatz) erworben. Der Distrikts-Rat beschloss, die Führung dieses Krankenhauses sowie einer „Kinder-Bewahranstalt“ der neuen Kongregation der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie in Pirmasenz zu übertragen. Daher wandte sich Pfarrer Eberl 1859 an den Ordensgründer Dr. Paul Joseph Nardini in Pirmasens, das damals zu Bayern gehörte, und fragte um Unterstützung an. Die Einweihung des fertiggestellten Krankenhauses fand am 2. Juli 1859 statt. Ende August 1859 trafen die ersten drei Ordensschwestern in der Stadt ein und bezogen ihr Kloster im 2. Stock des Anwesens. Die Betreuungsstätte für Kinder und Jugendliche befand sich im 1. Stock des Gebäudes; die Krankenstation im Erdgeschoss. Unter der Leitung von Oberin M. Rogata lebten neben den drei Franziskanerinnen auch vier Frauen aus Wörth im Kloster, die die Schwestern in ihrer Arbeit unterstützen. Eine erste Inspektion des Distriktkrankenhauses im Mai 1865 bescheinigte den Schwestern eine sehr ordentliche und reinliche Haushaltung, sowie eine vorbildliche Pflege und Versorgung der Patienten,die durch einen hauseigenen Gemüse- und Baumgarten verpflegt wurden. Eine der Schwestern erteilte Handarbeits-Unterricht. In den Folgejahren legte sich das Kloster auch noch Viehhaltung zu. Nachdem die Kongregation der Armen Franziskanerinnen 1869 ihr neues Mutterhaus im ehemaligen Benediktinerkloster Mallersdorf bezogen hatte, nannte man die Nonnen im Volksmund bald nur noch „Mallersdorfer Schwestern“. Die im Gebäude untergebrachte Einrichtungen zur Kinderbetreuung und die Handarbeitsschule wurden 1877 geschlossen.
Lange Zeit bestand das Hauptpersonal des Krankenhauses aus drei Ordensschwestern, einer Aspirantin, einer Magd und einigen, von den Schwestern angelernten weiblichen Hilfskräften aus dem Ort. Im Jahr 1910 versorgten die Schwestern 155 Patienten. Aufgrund des ständig steigenden Bedarfs benötigte man nun mehr Platz für Krankenbetten. Da eine Aufstockung des Hauses nicht möglich war, entschloss sich der Bezirk 1911 zu einem Neubau des Krankenhauses. Er konnte bis 1920/21 am Hohen Rain verwirklicht werden. Operationsraum, Röntgenanlage, Räume für Liegekuren und Bäder nach damaligem modernsten Stand standen jetzt für bis zu 40 Patienten zur Verfügung. 1924 gehörten sechs Schwestern dem Wörther Konvent an.
1956 wurde das Krankenhaus durch einen westlichen Anbau um einen großzügigen Bettentrakt mit Bäder- und Massageabteilung erweitert. Gleichzeitig hat man für die Schwestern neue Klausurräume geschaffen. Wegen der ständigen Überbelegung und dringend notwendig gewordenen Modernisierungen beschloss der Kreisausschuss 1969 die Sanierung und Erweiterung des Kreiskrankenhauses. Da das alte Gebäude aus dem Jahr 1920/21 nicht mehr sanierungsfähig war, musste es 1972 durch einen Neubau ersetzt werden. Daneben entstand ein moderner Erweiterungstrakt auf dem technisch neuesten Stand mit OP-Räume, Nebenräumen und Ambulanz, neuen Krankenzimmern sowie einer modernen gynäkologischen Abteilung mit Entbindungsstation und Säuglingszimmer.
1984 war der Konvent mit sechs Schwestern besetzt. Neben der Oberin Schwester M. Hathelma, die seit 1930 in Wörth wirkte und seit 1975 ihr Amt als Oberin ausübte, arbeiteten drei der Schwestern als Stationsleiterinnen der Abteilungen Chirurgie, Frauenheilkunde und Innere Medizin, eine als Küchenleiterin und eine als Röntgenschwester. Seit der Gründung der Klosterniederlassung in Wörth 1859 bis 1984 waren schon über 70 Arme Franziskanerinnen in der Krankenpflege in Wörth tätig gewesen.
Ab 1987 folgten sieben Jahre lange Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, durch die alle Organisationsabläufe, die Pflegebereiche, die Haus- und Medizintechnik optimiert wurden. Auch in den Folgejahren wurden weitere Sanierungsmaßnahmen und vielfältige Neuerungen durchgeführt , die das Wörther Kreiskrankenhaus, das seit 2016 den Status „Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Regensburg“ hat, zu einer äußerst leistungsfähigen Einrichtung zum Wohle der Kranken machte. Der Konvent der Armen Franziskanerinnen hatte dazu rund 140 Jahre lang viel dazu beitragen; 1997 musste er aufgrund des Nachwuchsmangels aufgelöst werden.
Christine Riedl-Valder