Schwandorf, Arme Schulschwestern – Unterricht und Erziehung der weiblichen Jugend
Seit den 1840er Jahren bemühte sich der Spitalbenefiziat Christoph Höflinger um eine Niederlassung der Kongregation der Armen Schulschwestern in Schwandorf. Die Genehmigung durch die Regierung gestaltete sich jedoch als langwieriger Prozess. Bereits 1860 reisten vier Nonnen an und wurden vom Magistrat und vom Stadtpfarrer in den Schuldienst eingewiesen. Dank einer großzügigen Spende von Höflinger konnte 1863/64 neben der Pfarrkirche St. Jakob das Konventgebäude errichtet werden. Ende November 1864 trafen wieder vier Arme Schulschwestern in Schwandorf ein. Sie wurden am 6. Dezember feierlich in ihr Amt eingeführt und übernahmen offiziell die Mädchenschule im ehemaligen Pfleghofgebäude. Die Hauskapelle des Klosters wurde in der Pfarrkirche St. Jakob im ehemaligen Oratorium der adeligen Familie von Rußwurm zu Ettmannsdorf über der Sakristei eingerichtet und zu Ehren der Allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria geweiht. Anfangs hatten die Schwestern 186 Werktags- und 65 Feiertagsschülerinnen zu unterrichten. Dafür standen in der Schule im einstigen Pfleghofgebäude drei Räume zur Verfügung. Dazu kam noch eine Abteilung für Handarbeiten. Schon bald aber herrschte Platzmangel, da die Bevölkerung der Stadt seit der Eröffnung der Eisenbahnlinie 1859 stark anwuchs. Es mussten immer wieder neue Klassen gebildet werden, die man in andere Häuser, u.a. in das Spital, auslagerte. Trotzdem waren die Klassen mit bis zu 130 Schülerinnen völlig überfüllt. So entschloss man sich zum Bau einer neuen Mädchenschule neben dem alten Schulhaus im Pfleghofgarten. Es konnte im Oktober 1882 bezogen werden. Die steigenden Schülerinnenzahlen in den folgenden Jahren führten zur Aufstockung des Gebäudes im Jahr 1906. Nun bot das Mädchenschulhaus Platz für zwölf Klassen.
Während des 1. Weltkriegs nutzte man das Mädchenschulhaus von 1914 bis 1918 als Lazarett für rund 120 Verwundete. In dieser Zeit erhielt die weibliche Jugend ihren Unterricht im Knabenschulhaus beim Bahnhof. Während der NS-Diktatur musste die Mädchenschule 1936 an einen neuen Leiter übergeben werden und das Kloster schließen. Fünf Ordensfrauen verblieben mit Oberin M. Magdalena Kiefl in der Stadt; einige Schwestern traten ihren Dienst an anderen Standorten des Ordens an. Nach dem 2. Weltkrieg kamen die Armen Schulschwestern auf Gesuch der Stadt Schwandorf wieder zurück und nahmen ihre Tätigkeit wieder auf. Das in Kriegszeiten erneut als Lazarett genutzte Schulgebäude war schwer beschädigt und musste erst renoviert werden. Bis Ende der 1960er Jahre widmeten sich die Armen Schulschwestern ausschließlich dem Unterricht der weiblichen katholischen Jugend. Lange handelte es sich um die einzige Schule für alle Mädchen in der Stadt. 1955 bildete sich der Schulsprengel der Lindenschule und 1964 entstand der Schulsprengel der Kreuzbergschule.
1969/70 brachte es die Neuregelung des Schulwesens mit sich, dass Knaben und Mädchen ab diesem Zeitpunkt die Schule gemeinsam und unabhängig von der Religionszugehörigkeit besuchen sollten. Die Einrichtung wurde nun zu Ehren von Theresia Gerhardinger, die den Orden der Armen Schulschwestern 1833 begründet hatte, in „Gerhardingerschule“ umbenannt und zur Grundschule für katholische und evangelische Kinder umgewidmet. Eine Reihe von Baumaßnahmen sorgten in der Folgezeit für die Verbesserung und Ausweitung der Schulaktivitäten. Der Mangel an Nachwuchskräften führte jedoch gleichzeitig zu einer zunehmenden Reduzierung des geistlichen Lehrpersonals. Zum Jubiläum der 110-Jahr-Feier des Klosters 1974 gehörten dem Konvent noch 13 Schwestern an. Bei der 130-Jahr-Feier 1994 zählte er noch sieben Mitglieder. 1997 hatte er seine anfängliche Größe von vier Schwestern wieder erreicht. 1999 ging mit der Verabschiedung der letzten Nonnen die 135-jährige Ära der Armen Schulschwestern in Schwandorf zu Ende.
Christine Riedl-Valder