Die Christusträgerbruderschaft in Triefenstein (ev)


 

GESCHICHTE

Die Christusträgerbruderschaft in Triefenstein: nach dem Vorbild des hl. Christophorus

Aus der geistlichen Aufbruchsbewegung Anfang der 1960er-Jahre heraus entstand in Bensheim-Auerbach (Hessen) eine verbindliche Gemeinschaft von jungen Erwachsenen, die ihr Leben miteinander gestalten und dem Einsatz für Christus widmen wollten. Es handelte sich in der Mehrzahl um Mitglieder der evangelisch-reformierten Kirche, die auf eine schlichte Liturgie und die Autonomie der einzelnen Gruppen besonderen Wert legt. Ein wichtiger Initiator war Br. Erwin Klinge (1922–2013), der unter anderem 1957 den Christlichen Missionsdienst mitbegründete. Im Dezember 1961 wurde der Verein der Christusträger gegründet. Daraus entwickelte sich eine selbstständige Schwesternschaft, die heute ihren Hauptsitz in Hergershof bei Schwäbisch-Hall (Hessen) hat, und eine Bruderschaft, die sich in Unterfranken niederließ. Die Kommunität engagiert sich seit ihren Anfängen in verschiedenen Teilen der Erde für Menschen in Not. Dem Dienst am Nächsten wird dabei Priorität eingeräumt. 1986 zog die Gemeinschaft an den Main in das ehemalige Augustinerkloster Triefenstein und nutzt die Anlage seitdem als Hauptsitz und Gästehaus. Jahrzehntelang lebte die Bruderschaft ohne festgeschriebene Regeln in klösterlicher Gemeinschaft. Seit 2004 gibt es Richtlinien auf der Grundlage der Evangelischen Räte (Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam), wobei inzwischen auch Ehepaare zur Gemeinschaft gehören. Den Tagesablauf strukturieren die Stundengebete. Die Brüder tragen keine Ordenstracht. Einziges sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit ist eine metallene Kette mit Kreuz, die jedoch nicht verbindlich getragen werden muss. Die Mitglieder sind in der Mehrzahl keine Theologen, sondern Mediziner, Handwerker und Musiker. Mit der Gründung der Bruderschaft formierte sich auch die eigene Rockband „ct & friends“, die mehrmals jährlich auftritt.
Die ersten Einsatzorte der Christusträger lagen in Pakistan und Vietnam. Seit 1969 sind sie in der afghanischen Hauptstadt Kabul aktiv. Als erste nichtstaatliche Organisation haben sie dort 1971 ein Leprakrankenhaus eröffnet. Heute gibt es dort zwei Kliniken, eine Werkstatt für Metallbauer und eine Lehrwerkstatt für die Ausbildung Jugendlicher. Die Brüder arbeiten seit 1980 auch in einem Buschkrankenhaus im Kongo. In dem Dorf Vanga, rund 350 Kilometer östlich der Hauptstadt Kinshasa, helfen sie im kirchlichen Hospital als Pfleger und haben die ärztliche Leitung der Kinderklinik übernommen.
Der Auslandseinsatz und die Inlandsmission sind bis heute die beiden Aktionsfelder der Gemeinschaft geblieben. Mit den Einnahmen aus ihrem umfangreichen Bildungs-, Seminar- und Freizeitprogramm, durch Spenden und einen unterstützenden Freundeskreis werden Sozialprojekte unterstützt. Auf Initiative der Bruderschaft wurde beispielsweise 2001 in Wilsdruff (Sachsen) die „Stiftung Leben und Arbeit“gegründet, die seitdem unter anderem das Rittergut Limbach restauriert und zu einem europäischen Kultur- und Bildungszentrum mit Schwerpunkt Jugendarbeit ausbaut. 2015 wurde Pfarrer Christian Hauter für weitere fünf Jahre zum Prior gewählt (seit 2005 im Amt). Der Orden hat aktuell (2017) 25 Mitglieder und führt als Standorte neben Triefenstein seit 1976 Gut Ralligen am Thunersee (Schweiz) und seit 1998 die Stadtkommunitäten Meißen und Dresden in Sachsen.


(Christine Riedl-Valder)

Link:
https://www.christustraeger-bruderschaft.org/



 

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