Staffelstein, Mutterhaus der St.- Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen – Missionsdienst in Peru
Eine Gruppe junger Frauen schloss sich 1890 in München zum Verein der Josefsschwestern zusammen, um Pater Dr. Peter Natili vom Orden der Hieronymitaner in der Krankenpflege Armer und Bedürftiger zu unterstützen. Sie hatten ihren Sitz in Perlach im so genannten Josefshaus, das 1905 durch eine Schenkung des Paters an den Verein ging. Die Zahl der Schwestern wuchs rasch, sodass bald Filialen gegründet wurden. 1913 kaufte die Landshuter Niederlassung, die unter der Betreuung von Pater Jakob Schauermann OFM stand, das ehemalige Langheimer Hofgut Frankenthal in Staffelstein. Unter dem neuen Namen „Antoniusheim“ sollte der Wohnsitz der Schwestern auch als Exerzitienhaus und zur Betreuung der Wallfahrer dienen. Zur wirtschaftlichen Absicherung betrieben sie die dazugehörige Landwirtschaft und nahmen Haushaltungsschülerinnen auf. Im selben Jahr wurde die Gemeinschaft in „St. Franziskusschwestern“ umbenannt und, nach der Genehmigung durch das Erzbischöfliche Ordinariat in Bamberg, eine neue Tracht eingeführt. 1920 erhielt der Verein die Regeln und Satzungen des Regulierten 3. Ordens des hl. Franziskus. Ordensgeneral Pater Bernhard Klumper integrierte die Gemeinschaft 1921 in den Franziskanerorden; am 4. Oktober desselben Jahres erhielt die Kongregation die kirchliche Anerkennung durch den Bamberger Erzbischof Dr. Jakobus von Hauck.
Eine Krise innerhalb der Schwesternschaft führte 1925 zur Ernennung von Domkapitular Konrad Stahl zum erzbischöflichen Direktor und zum Umzug von Mutterhaus und Noviziat aus Landshut in das St. Antoniushaus in Vierzehnheiligen. Ein Teil der Mitglieder verließ die Gemeinschaft und schloss sich dem Franziskaner-Missionsverein von Pater Jakob Schauermann in Landshut an. Für die schnell wachsende Gemeinschaft in Vierzehnheiligen, die sich unter der Leitung von Mutter Gertrud Selmaier (Amtszeit 1922–1935) auf 321 Mitglieder erhöhte, reichte der Wohnraum bald nicht mehr aus. 1928 wurde mit tatkräftiger Hilfe der Bevölkerung ein Neubau errichtet, der in der Folgezeit auch als Mutterhaus und Exerzitienheim diente. Anfang der 1930er-Jahre entschloss sich der Orden zum Engagement im Missionsdienst und schickte 1934 die ersten vier Schwestern nach Peru, um die Franziskaner bei ihrer Arbeit in der Urwaldsiedlung Oxapampa zu unterstützen.
Unter dem NS-Regime wurde den Franziskusschwestern der Großteil ihrer religiösen Aktivitäten verboten. Ihre Räumlichkeiten wurden zur Unterbringung volksdeutscher Gruppen genutzt. 1941 wurde das Anwesen durch das Regime beschlagnahmt. Die Schwestern mussten ausziehen; viele verließen den Orden. Das Josefshaus in München-Perlach musste zwangsweise verkauft werden.
In der Nachkriegszeit hatte der Orden wieder viel Zulauf und wuchs bis 1970 auf 445 Mitglieder in 40 Niederlassungen. Die Schwestern engagierten sich in vielen deutschen und südamerikanischen Stationen vor allem in der Kinder- und Jugenderziehung, der Kranken- und Altenpflege. In Lima entstand das Colegio Sta. Maria Goretti, das 1957 eröffnet und im Lauf der Zeit mit einem Kindergarten, einer Volks- und Mittelschule, einer Armenspeisung und der Kollegkirche „Maria Königin des Friedens“ ausgestattet wurde. Mittlerweile ist es zum Zentrum des Ordens in Peru aufgestiegen. 1976 wurde dort ein eigenes Noviziat eingerichtet, aus dem viele einheimische Schwestern hervorgingen.
Die Gemeinschaft in Vierzehnheiligen unter Generaloberin Mater Helmtrudis Ostermeier (Amtszeit 1947–1970) konnte erst 1948 wieder in das Mutterhaus einziehen. Ein Jahr später zwang ein Brand zum Neubau des Ökonomiegebäudes. Ab 1951 widmete man sich erneut dem Unterricht mit der Gründung der Haushaltungsschule St. Kunigund. 1964 und 1984 wurde das Mutterhaus durch Anbauten wesentlich vergrößert. Jedoch führte ab den 1980er-Jahren der fehlende Nachwuchs zur Aufgabe einer Reihe von Filialen und Tätigkeiten in Bayern, wie dem Pflegedienst in Mainkofen 1987. Im Gegensatz dazu konnten in Peru durch einheimische Kräfte neue Missionsstationen eröffnet werden. In den letzten Jahren kamen weitere Wirkungsfelder für die Schwestern in Indien und Kroatien dazu.
(Christine Riedl-Valder)