Riedenburg, Klarissenkloster St. Anna – Bildung für junge Frauen
Auf Wunsch der Bürgerschaft von Riedenburg gründeten die Regensburger Klarissen in der Stadt ein Kloster und übernahmen die Mädchenschule. Gleichzeitig wollte der Orden hier ein eigenes Lehrerinnenseminar errichten. Das Gebäude war 1860 fertiggestellt. Als Gotteshaus diente den Nonnen seitdem die ehemalige Wallfahrtskirche St. Anna, die aus dem 15. Jahrhundert stammt und unmittelbar nördlich anschließt. Zum ersten Konvent gehörte Äbtissin Mater Franziska Wiest mit vier Chorfrauen und zwei Laienschwestern. Drei der Ordensschwestern übernahmen den Unterricht. Zusammen mit der Volksschule wurde auch ein Internat eröffnet (1999 geschlossen).
Da die Gemeinschaft viele Neueintritte zu verzeichnen hatte, erweiterte man die Räumlichkeiten bis Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Vierflügelanlage im neuromanisch-gotischen Stil mit zwei Türmen und Treppengiebeln am Quertrakt. 1898 wurde die Niederlassung zum selbstständigen Kloster erhoben. Auch die St. Annakirche musste 1891 vergrößert werden und erhielt einen Turm im neugotischen Stil. 1911 schloss das Lehrerinnenseminar seine Pforten, da es sich im Lauf der Zeit als wirtschaftlich unrentabel erwies; der Schulbetrieb lief jedoch weiter. 1913 errichteten die Schwestern eine Mädchenmittelschule, die von 1916 bis 1938 als sechsklassiges Gymnasium geführt wurde. Zusätzlich gab es in der Einrichtung ab 1934 eine Höhere Haustöchterschule, die Vorläuferin der vierstufigen Mittelschule und der heutigen sechsstufigen Realschule sowie eine Haushaltungsschule (1917–1974). 1926 umfasste die Gemeinschaft 38 Nonnen und zwei Laienschwestern. Ein Umbau der Anlage erfolgte 1965/66.
Aufgrund der Neuregelung der katholischen Orden durch das Zweite Vatikanische Konzil (1965) wurden die Klarissen 1970 dem Franziskanerinnenorden angegliedert. Der Riedenburger Konvent fungiert seitdem unter der Bezeichnung „Franziskanerinnen des Klarissenklosters“. Als letzte Ordensfrau führte Schwester Beatrix Riegelsberger von 1979 bis 2006 die Schule. Aufgrund des Nachwuchsmangels an Schwestern wurde die Bildungsanstalt zum 1. Januar 2005 in die neu gegründete Schulstiftung der Diözese Regensburg aufgenommen. 2010 konnte das Kloster sein 150-jähriges Bestehen in Riedenburg mit einem Festakt feiern. Im selben Schuljahr besuchten über 450 Mädchen die Realschule; unter den 28 Lehrkräften befand sich noch eine Ordensschwester.
(Christine Riedl-Valder)
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