Passau, Maristenkloster – Innenstadt-Seelsorge
Die Maristen sind seit 1978 in Passau ansässig. Sie bauten ihr Kloster an die Votivkirche an, die in der Heiliggeistgasse am Eingang zur Fußgängerzone liegt. An dieser Stelle befand sich einst das Franziskanerkloster mit der von 1613 bis 1619 errichteten barocken Klosterkirche. Kloster und Kirche fielen 1680 dem Stadtbrand zum Opfer und wurden danach wieder hergestellt. Nach der Säkularisation im Jahr 1803, die die Aufhebung des Klosters mit sich brachte, kam das Gotteshaus in Privatbesitz und wurde als Stadel benutzt. Bischof Heinrich von Hofstätter (Amtszeit 1839-1875) erwarb es für die Diözese und ließ es von 1857 bis 1864 restaurieren und neu ausstatten. Am 20. August 1864 weihte er das Gebäude als Votivkirche zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis Mariens. 1962 konnte der Abriss der Votivkirche im Zuge des Baus der neuen Fußgängerzone durch das Engagement der Bürger gerade noch verhindert werden. Zwei Jahre später musste das Langhaus aber aus verkehrstechnischen Gründen verkleinert und gemäß der durch das Zweite Vatikanische Konzil erneuerten Liturgie umgestaltet werden. Diese Arbeit wurde dem bekannten Münchner Architekten Hans Döllgast (1891-1974) anvertraut, der nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau vieler bedeutender Bauwerke in Bayern leitete. Am 8. September 1965 konsekrierte Bischof Simon Konrad Landersdorfer den neuen Opferaltar der Kirche. Eine weitere Umgestaltung des Gotteshauses, die den Erfordernissen einer Werktagskirche inmitten der Geschäftswelt dienen sollte, folgte 1988 durch den Bildhauer Wolf Hirtreiter.
Die Maristen übernahmen 1978 die Seelsorge in der Votivkirche. Kloster und Kirche stehen seitdem verschiedenen Gebetsgruppen und geistlichen Gemeinschaften offen. Die Patres laden zur Eucharistiefeier, zum Vespergebet, zu Beichte und Beichtgespräch ein und arbeiten mit der Innenstadtpfarrei zusammen. Neben dem Dienst an der Votivkirche engagierten sich die Maristen auf Wunsch des Passauer Bischofs Antonius Hofmann (gest. 2000) bereits seit 1974 für die Telefonseelsorge in der Stadt, die am Zwinger 1 zusammen mit einer seelsorglichen Beratungsstelle eingerichtet wurde. Ab 1986 waren sie auch für die Ausbildung der ehrenamtlichen Helfer in diesem Dienst zuständig (70 Mitarbeiter im Jahr 2000). Von rund 1300 Kontakten im Jahr 1977 erhöhte sich die Zahl der Anrufe bis 1999 auf jährlich über 11000. Einzelne Mitglieder der Passauer Kommunität arbeiten zusätzlich als Schulseelsorger am Maristengymnasium Fürstenzell oder leisten Aushilfe in den umliegenden Gemeinden. Sie wirken an Kursen für Ehe und Familie mit und bieten für alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten geistliche Begleitung an. Im „Kloster auf Zeit“ können junge Männer außerdem den Alltag der Maristen miterleben.
(Christine Riedl-Valder)
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