Eichstätt Salesianum


 

GESCHICHTE

Eichstätt, Salesianum Rosental – das Zentrum der bayerischen Sales-Oblaten

 

Die Oblaten des hl. Franz von Sales fanden auf der Suche nach einem Studienort 1924 Aufnahme an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt. Sie wohnten drei Jahre lang im Priesterseminar. Aus Platzmangel wurden anschließend Räume in der Willibaldsburg angemietet und 1927 bezogen. Die Niederlassung stand unter der Leitung von Pater Franz Reisinger, der sie für die zukünftige Aufnahme von Schülern, Brüderkandidaten, Novizen und Scholastikern der Österreichisch-Süddeutschen Provinz ausbaute. Gleichzeitig wurde die Redaktion der Ordenszeitschrift „Das Licht“, die seit 1906 regelmäßig erschien, von Wien nach Eichstätt verlegt und in der hier neu eingerichteten Druckerei hergestellt. Pater Reisinger plante weitere salesianische Publikationen und errichtete dafür mit kirchlicher Genehmigung den Franz von Sales-Bund, der bald durch einen großen Freundes- und Fördererkreis unterstützt wurde. Am 15. Dezember 1931 gründete Pater Reisinger den Franz-Sales-Verlag.

 

Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 hatte der Orden mit Hausdurchsuchungen und weiteren Schikanen zu kämpfen. 1934 erwarben die Oblaten vom Caritasverband das ehemalige Gasthaus und Bierlager im Rosental am östlichen Stadtrand von Eichstätt. Nach Um- und Ausbau wurden darin Schülerheim, Noviziat, Scholastikat und Werkstätten untergebracht. Die alte Fasshalle diente als Schlafsaal; zwischen Gasthaus und Fasshalle entstand ein Neubau, der Druckerei, Klosterkapelle, Speisesaal und Studiersaal mit Bibliothek aufnahm. Als der Mietvertrag auf der Burg am 1. April 1937 auslief, konnten alle Oblaten in das Salesianum Rosental umziehen. Die Verpflegung lieferte ein in Oberemmendorf bei Beilngries gepachteter Bauernhof, der von den Brüdern bis 1951 betrieben wurde.

 

Im Jahr 1939 konnten noch 18 junge Oblaten zu Priestern geweiht werden; im gleichen Jahr mussten mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs alle wehrfähigen Ordensleute einrücken. Das Kloster war verwaist. Der Verlag wurde stillgelegt. Nur drei Mitbrüder wohnten noch im Rosental. Ab 1943 nutzten die Nationalsozialisten die Gebäude für die Hitlerjugend und andere Parteigruppierungen. 1944 wurde das Salesianum zum Sitz einer SS-Nachrichten-Ausbildungsabteilung und eines Außenlagers des Konzentrationslagers Flossenbürg. Im ehemaligen Salesianum waren Häftlinge untergebracht, die für den Bau der örtlichen Wasserleitung eingesetzt waren. Die letzten drei verbliebenen Oblaten mussten das Haus verlassen und konnten erst nach Einmarsch der amerikanischen Truppen Ende April 1945 zurückkehren. Das Salesianum hatte trotz Plünderung durch die SS-Truppen die Kriegszeit relativ gut überstanden.
Ab 1950 nahm die Zahl der Scholastiker und der Brüder sprunghaft zu. Am 1. Januar 1952 meldete der Chronist sechs Patres, 30 Studenten an der Hochschule, acht Brüder, vier Novizen und elf Kandidaten im Rosental, zum 30. Juni 1952 lebten bereits 78, zum 1. Januar 1954 sogar 88 Personen im Salesianum. Der Platz im Haus wurde zu eng, sodass neue Aufenthaltsräume und auch eine Erweiterung der Druckerei und Buchbinderei des Franz Sales-Verlags erfolgten. 1956 entschloss man sich zum Bau einer neuen Hauskapelle über der alten Fasshalle. Dazu lieferte der Münchner Architekt Hans Starr die Pläne. Die künstlerische Ausstattung übernahm der Glasmaler und Bildhauer Blasius Spreng. Am 29. Januar 1960 wurde die neue Kapelle des Salesianums Rosental durch den Eichstätter Bischof Dr. Joseph Schröffer geweiht.

 

Die folgenden Jahrzehnte waren vom Ausbau der Werkstätten und Wirtschaftsräume bestimmt. Bis 1961 schuf man einen Friedhof für die Ordensangehörigen. Der Werkstättenbau wandelte sich Ende der 1960er-Jahre in ein Studentenwohnheim. Seit den 1970er-Jahren engagieren sich die Salesianer verstärkt in der Pfarrei- und Hochschulseelsorge. Die Leitung der Pfarrgemeinde wurde allerdings aufgrund des Nachwuchsmangels 2008 an die Diözese zurückgegeben. 1981 vernichtete ein Brand einen großen Teil der Druckerei. Es erfolgte ihre Wiederherstellung, doch nach dem tödlichen Unfall von Verlagsleiter Pater Karl Seebald entschloss man sich 1988 zum Verkauf des Betriebs. Der Franz Sales-Verlag blieb jedoch weiter bestehen und wurde 1991 durch eine Buchhandlung erweitert.

 

Vor dem 70-jährigen Jubiläum der Sales-Oblaten im Rosental 2004 beschloss man Umbauarbeiten, die der angespannten Personalsituation der Ordengemeinschaft Rechnung trugen. Heute ist das Salesianum das zentrale Haus des Ordens in Bayern. Hier haben die Arbeitsgemeinschaft für Salesianische Studien, der Franz Sales-Verlag und das Salesianische Zentrum, das Gästebetreuung und ein geistliches Veranstaltungsprogramm bietet, ihren Sitz. Die Brüder sind als Jugendpädagogen, in der Erwachsenenbildung, Pfarrseelsorge und Hochschulseelsorge an der Universität Eichstätt tätig.

 

(Christine Riedl-Valder)

 

Link:

 

www. salesianum-rosental.de 



 

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