Bad Staffelstein, Franziskanerkloster Vierzehnheiligen – Wallfahrtsseelsorge
Die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen ist die bekannteste unter den vielen Nothelfer-Gebetsstätten in Bayern. Ihr Neubau wurde bis 1772 im Auftrag der Zisterzienserabtei Langheim von dem berühmten Baumeister Balthasar Neumann errichtet. Ab 1803, nach der Aufhebung des Klosters Langheim im Zuge der Säkularisation, betreuten einige pensionierte Ordensgeistliche weiterhin die Wallfahrtskirche. Die Seelsorger wohnten in der benachbarten, bereits in den Anfängen der Wallfahrt um 1466 eingerichteten Propstei, die 1746 als zweigeschossiger Sandsteinbau mit Mansarddach ausgebaut worden war. Nachdem der letzte ehemalige Zisterzienser, der hier Dienst tat, 1837 starb, sprangen zwei Weltpriester ein, die jedoch nach dem Wunsch König Ludwigs I. nur so lange beschäftigt werden sollten, bis Mitglieder des Franziskanerordens sie ablösen konnten. Am 27. März 1839 bezogen Pater Bartholomäus Merk als Superior und Pater Andreas Berchthold, beide aus dem Kloster Dettelbach, zusammen mit dem Laienbruder Pius Griebl aus dem Kloster Freystadt die Propstei. Anfangs mussten die Schäden eines Brandes, der Kirche und umliegende Gebäude 1835 schwer beschädigt hatte, ausgebessert und die Räumlichkeiten für die Erfordernisse des Franziskanerhospizes umgebaut werden. Die Kosten dafür wurden nach Anweisung des Königs aus den Erlösen der gebildeten Kapitalien der verkauften Klostergüter von Kronach, Forchheim und Bamberg beglichen. Für den Unterhalt der Gemeinschaft genehmigte die Regierung nach längeren Verhandlungen mit dem Orden 600 Gulden im Jahr. Schon vorher war festgelegt worden, dass die Brüder ohne Erlaubnis des katholischen Pfarramts in Staffelstein keine Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse vornehmen durften.
Seit der Anwesenheit der Franziskaner kamen zunehmend mehr Wallfahrer nach Vierzehnheiligen. 1843 erhielten die Patres die Erlaubnis, im Hausgarten eine eigene Begräbnisstätte anzulegen.1848 wurde in die Wallfahrtskirche eine neue Orgel von der Firma Büttner (Nürnberg) mit 39 Registern eingebaut (1905 durch eine neue Orgel mit 43 Registern ersetzt). In den 1850er-Jahren waren zumeist fünf Patres für die seelsorglichen Verpflichtungen und fünf Laienbrüder für die Dienste als Pförtner, Koch, Gärtner, Schneider, Mesner und Organist tätig. 1862 wurde ein kleines Bräuhaus eingerichtet, das jedoch nur bis 1885 Bestand hatte. Mit großen Feierlichkeiten wurde im Jahr 1872 das 100-jährige Kirchweihjubiläum begangen. Ab 14. September feierten die Patres mit hohen Gästen, unter ihnen der Paderborner Bischof Dr. Conrad Martin, rund 400 Priester und über 100000 Besucher, acht Tage lang dieses Ereignis.
Die andauernde Wasserknappheit, die vor allem im Sommer Besucher und Patres vor große Probleme stellte, konnte 1878 durch eine neue Wasserleitung aus dem Schönthal gemildert werden. In jener Zeit erhielten die Franziskaner öfters Besuch von Mitgliedern des Königlichen Hauses, wenn diese in ihrer Sommerresidenz im nahegelegenen Banz abstiegen. 1883 besuchten Herzog Max Emanuel, seine Gemahlin und Prinz Luitpold Vierzehnheiligen. Auch der Bamberger ErzbischofFriedrichvon Schreiber (Amtszeit 1875?1890) kam jedes Jahr ein paar Tage auf Besuch. Nachdem der Vatikan 1890 das Fest der vierzehn Nothelfer offiziell genehmigt hatte, wurde es in Staffelstein bereits am 3. Mai desselben Jahres erstmals gefeiert. In der Folgezeit fand es stets am 4. Sonntag nach Ostern statt und regte immer mehr Gläubige zum Besuch des Ortes an. Bei einem dieser Gottesdienste konnte der Bamberger Erzbischof Schork 1898 feierlich verkünden, dass Papst Leo XIII. der Wallfahrtskirche den Ehrentitel „Päpstliche Basilika“ verliehen hatte. Das Hospiz wurde am 9. August 1908 zum Konvent erhoben und Pater Ivo Schmidt als erster Guardian eingesetzt. Unter Guardian Pater Heinrich Holzapfel fanden 1913 großangelegte Veranstaltungen statt: das „Kaiser Konstantin-Jubiläum“ wurde mit einer 800 Teilnehmer umfassenden Männerwallfahrt, nächtlicher Lichterprozession und anschließendem Feuerwerk begangen. Die Proklamation König Ludwigs III. feierte der Konvent mit einer patriotischen Huldigungsfeier, der 3000 Menschen beiwohnten.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 brachte eine Steigerung der religiösen Aktivitäten im Dienste der Soldaten und deren Angehörigen mit sich. Trotz der unruhigen Zeiten begann man 1915 mit der Wiederherstellung der ursprünglichen Rokokokirche und Freilegung der Fresken. Das 150-jährige Jubiläum der Kirche – zugleich die 25-jährige Wiederkehr der Erhebung zur Basilika – wurde 1922 mit 20000 Besuchern gefeiert. Vier Jahre später hat man in Vierzehnheiligen das Christkönigsfest eingeführt. Der wirtschaftliche Niedergang der folgenden Jahre brachte viele Arme an die Klosterpforte. 1930/31 wurden rund 8000 Portionen Suppe und Brot ausgegeben. 1936 verbot das NS-Regime die Sammeltätigkeit der Bettelorden. Mit Kriegsbeginn 1939 wurde das Kloster zum Flüchtlingslager erklärt. Mehrere Laienbrüder und zwei Patres mussten als Soldaten einrücken. Im August 1942 wurden vier Glocken konfisziert, 1943 Bombengeschädigte im Kloster einquartiert. Nach dem Kriegsende blühte das kirchliche Leben rasch wieder auf. Bereits zur ersten Wallfahrt 1946 kamen 15000 Teilnehmer. Vom 21. bis 24.Oktober 1948 beging man die 500-Jahrfeier unter Teilnahme zahlreicher Bischöfe und Minister als großes Fest. Am Schlussgottesdienst nahmen rund 50000 Gläubige teil. Das nächste große Jubiläum fand 1972 statt, als man mit vielen großen Wallfahrten, Festgottesdiensten und sonstigen Veranstaltungen das 200-jährigeBestehender Basilika feierte.
Im Zuge der Gebietsreform 1973 entstand eine große Konkurrenz zwischen Lichtenfels und Staffelstein, die beide den Wallfahrtsort Vierzehnheiligen für sich beanspruchten. Die Abstimmung brachte eine knappe Entscheidung für Staffelstein. Auch im weiteren Verlauf der 1970er-Jahre erfreute sich die Gnadenstätte großer Beliebtheit. Von 1982 bis 1990 leitete Guardian Pater Dominik die Innenrenovierung der Basilika, gab eine neue Brunnenfigur des hl. Franziskus in Auftrag und ließ in der Basilika eine große fränkische Krippe mit geschnitzten Figuren von Pater Ottmar aufstellen. 1989 konnten nach dem Fallder Mauer wieder Besucher aus den Gebieten der ehemaligen DDR kommen, mit denen ein Jahr später auch die erste gemeinsame Wallfahrt der Ober- und Untereichsfelder veranstaltet wurde.
Zum Abschluss der Renovierung wurde 1999 ein neues Orgelwerk mit 69 Registern angeschafft. Der folgende Vorsteher Pater Claus Scheifele (Amtszeit 2002–2004) ließ die Anbetungskapelle in der Basilika und das Informationszentrum im Klostereingang erbauen und die Propstei im Inneren renovieren. Ihm folgte PaterBenedikt Grimm, der sich vor allem der Seelsorge und Liturgie widmete. 2010 vereinigten sich die vier deutschen Franziskanerprovinzen zu einer gemeinsamen Deutschen Franziskanerprovinz. 2013 trat Pater Heribert Arens sein Amt als Guardian der Franziskaner in Vierzehnheiligen an. Der Konvent besteht gegenwärtig aus fünf Patres und zwei Laienbrüdern.
(Christine Riedl-Valder)
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