St. Leonhard in Regensburg - Johanniter und Malteser
Bereits um 1130 soll die Kommende St. Leonhard der Johanniter in Regensburg entstanden sein. Dieses Gründungsdatum wäre sehr früh und es ist deshalb wohl unwahrscheinlich. Die älteste Kommende des Ritterordens im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation ist erst für das Jahr 1159 in Prag belegt. Erstmals urkundlich dokumentiert ist die Regensburger Kommende für das Jahr 1276.
Faktisch alle deutschen Niederlassungen der Johanniter gingen aus der Übernahme älterer Spitäler hervor. Ein solcher Vorgang wäre auch für Regensburg denkbar. Die Kirche St. Leonhard wird in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert. Sie lag an einer wichtigen Ausfallstraße. Ob dort ein Spital bestand, ist indes nur zu vermuten. Die hierfür notwendige Verbindung eines Krankensaals mit der Kirche ist bislang nicht nachweisbar. Eine Gründung bietet sich an für das Jahr 1189, als das Kreuzfahrerheer unter Bischof Konrad III. von Regensburg aufbrach. Die Wahl von St. Leonhard als Schutzheiligen der Gefangenen deutet - mit aller Vorsicht - auf einen Zusammenhang mit dem Kreuzzugsgedanken.
Nachrichten aus dem 13. Jahrhundert fehlen nahezu völlig. Für das späte Mittelalter ist die schlechte Ausstattung der Kommende belegt. Sie konnte für sich nicht bestehen und war daher zeitweise mit der Kommende Altmühlmünster bei Riedenburg vereinigt. Im frühen 16. Jahrhundert wurde St. Leonhard endgültig Altmühlmünster inkorporiert und seit 1535 durch gemeinsame Administratoren verwaltet. Im späten 16. Jahrhundert diente die Kirche zeitweise dem protestantischen Gottesdienst.
Die alten Johanniter waren 1522 von den Türken aus dem Heiligen Land vertrieben worden. 1530 erhielt der Orden von Kaiser Karl V. die Insel Malta als Lehen. Die nunmehrigen "Malteser" blieben dort bis zum Jahr 1798. Die geringe Personalstärke der Regensburger Kommende führte dazu, dass sich St. Leonhard zu einem Absteigequartier für Malteserritter entwickelte, die auf dem Immerwährenden Reichstag in Regensburg (1663-1806) zu Gast waren. Von 1635 bis 1641 waren in den durch schwedische Truppen beschädigten und zeitweise dem Einsturz nahen Gebäuden auch die Unbeschuhten Karmeliten untergebracht.
Im Zuge der Säkularisation kam St. Leonhard 1802/03 an Erzbischof und Kurerzkanzler Karl Theodor von Dalberg. Die Kommende wurde nach dem Übergang der Stadt Regensburg an das Königreich Bayern 1810 endgültig aufgelöst.
Von 1817 bis 1871 dienten die Gebäude als Knabenschule. 1883 gingen sie in den Besitz der bischöflichen Knabenseminaranstalt über, die 1886 eine Kleinkinderbewahranstalt einrichtete. Kindergarten und Kinderheim in der Leonhardsgasse Nr. 3 bestehen bis heute, 1979 kam ein Jugendwohnheim hinzu.
( Peter Morsbach )