Augsburg, Dominikanerkloster (?Predigerkloster?)


 

GESCHICHTE

Dominikanerkloster St. Magdalena - Predigermönche, Soldaten und Archäologen 

1225 kamen die ersten Dominikaner von Straßburg nach Augsburg. Ihr Kloster St. Magdalena lag "Am Schwall" (heute: Predigerberg) in einem noch von Handwerkern und Taglöhnern geprägten Viertel am Stadtrand. Das Kloster wurde 1245 erstmals erwähnt. Bereits 1257 fand hier das erste Kapiteltreffen der Deutschen Provinz statt, ein Hinweis auf das hohe Ansehen des Konvents innerhalb des Predigerordens.
Ab 1280 hatte St. Magdalena ein Haus des wohlhabenden Ritterordens der Templer als Nachbarn. In Folge der allgemeinen Aufhebung des Templerordens übernahmen in Augsburg im Jahr 1314 die Dominikaner dessen Besitz in der Stadt und im Umland. Der eigentlich streng dem Ideal der Armut verpflichtete Konvent wurde so recht vermögend und bestand in der Folgezeit nur aus Mönchen adliger Herkunft. 
Mit Massenpredigten und Massenbeichten entfalteten die Dominikaner im mittelalterlichen Augsburg eine rege Tätigkeit. Hinzu kam die geistliche Betreuung der Dominikanerinnen von St. Katharina, St. Ursula und St. Margareth. Der Konventtrakt wurde um 1500 völlig neu erbaut. Auch eine neue Klosterkirche entstand zwischen 1513 und 1515 als zweischiffige Halle, stilistisch an der Schwelle zwischen Spätgotik und Renaissance. Namhafte Familien der Reichsstadt, so die Fugger, Welser und Stetten, förderten den Konvent unter seinem als Bauherrn und Theologen bedeutenden Prior Dr. Johann Faber und errichteten in der Klosterkirche ihre Grabkapellen. 
Im Streit um die Lehre Luthers bezogen die Dominikaner ab 1521, ganz im Gegensatz zu den Franziskanern, eine strikt papsttreue Position. Nach der Einführung der Reformation in Augsburg wurde Prior Faber 1525 aus der Stadt verbannt. Nachdem der Rat der Stadt das Kloster 1534 de iure in Besitz genommen hatte, verließen die Predigermönche Augsburg. 1536 ließ der Rat das gesamte Inventar des säkularisierten Klosters, samt Archiv und Bibliothek, öffentlich versteigern. Erst 1555 kehrte der Konvent nach St. Magdalena zurück. 
Vom späten 16. bis in das frühe 18. Jahrhundert nahm St. Magdalena einen beständigen Aufstieg zu wissenschaftlicher und geistlicher Blüte; die Folgen der Plünderungen des Klosters im Dreißigjährigen Krieg (1632) und im Spanischen Erbfolgekrieg (1703) waren relativ schnell überwunden. 
Im 18. Jahrhundert wurde das Augsburger Dominikanerkloster Sitz des Provinzialrates und auch Studienzentrum der süddeutschen Ordensprovinz. Die Kirche wurde zwischen 1716 und 1724 umfassend barockisiert. Die Deckenfresken stammen von Alois Macks, der Stuck von den Gebrüdern Feichtmayr aus Wessobrunn. Von der ursprünglichen Ausstattung im Stil der Frührenaissance ist bis auf vier Gedenktafeln zum Ruhm des Hauses Habsburg und die Deckenfresken in der Sakristei nichts mehr am Ort erhalten.
Das "Predigerkloster" stand unter der Landeshoheit des Hochstifts Augsburg. Es wurde im Herbst 1802 von der Reichsstadt Augsburg säkularisiert. Der Konvent bestand zu diesem Zeitpunkt aus zwanzig Patres, sechs Fratres und einem Novizen. Einige Mönche verblieben noch bis 1808 in St. Magdalena. 
Während der Besetzung von Augsburg durch die französische Armee diente die Anlage als Lazarett und Depot. 1807 übernahm die königlich bayerische Armee den Komplex als provisorische Kaserne für Kavallerietruppen. 1808 wurde der Konventtrakt vom Militär geräumt und wieder der Stadt übergeben. Die Predigerkirche hingegen nutzte die Armee bis 1836 als Salpeter- und Schwefelmagazin. Anschließend diente auch die Kirche als Lagerhalle der Stadt Augsburg. Von 1913 bis 1916 ermöglichte eine großzügige Spende des Augsburger Textilfabrikanten Hugo Ritter von Forster eine umfassende Renovierung. Anschließend wurde die Dominikanerkirche als städtischer Ausstellungsraum genutzt. Seit 1966 beherbergt sie das Römische Museum der Stadt Augsburg.

( Christian Lankes / Sylvia Stegmüller )



 

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