St. Nikolaus bei Augsburg - Benediktinerinnen im Armeleuteviertel
Vor den Mauern Augsburgs befand sich beim Roten Tor bis 1376 die Siedlung "Am Gries", benannt nach der Sand- und Kiesanschwemmung des Lechflusses, wo auch die Flößer an Land gingen. In dieser armen Vorstadt entstand im Jahr 1239 aus einer Gemeinschaft von Beginen das Kloster der Dominikanerinnen zu St. Katharina. Nach dem Umzug dieses Konvents in die Stadt (1251) sammelte sich im Gries erneut eine Gruppe frommer Frauen.
1262 überließ die Abtei der Benediktiner zu St. Ulrich und Afra den Beginen im Gries einen Hof und die St. Nikolaus-Kapelle. Ihr Patrozinium verweist auf die Präsenz der Schiffer und Flößer am Ort. Als Gegenleistung für diese Schenkung nahmen die Frauen den Schleier der Benediktinernonnen und begaben sich in Klausur. Als Priorat zu St. Nikolaus unterstand das neue Kloster dem Abt von St. Ulrich und Afra.
In der Vorstadt am Gries ist bei der Kirche St. Servatius ab 1264 das "Siechenhaus", also die Leprastation, nachweisbar und später auch die Richtstatt. Es war keine besonders gute Gegend, in der die Benediktinerinnen lebten.
Ab 1376 wurden die Häuser am Gries, nun auch "Am Wagenhals" genannt, von der Stadt Augsburg abgerissen und die Bewohner umgesiedelt. Dies geschah aus militärischem Kalkül, um zu verhindern, dass Angreifer in der Deckung der Häuser bis an die Stadtmauer vordringen konnten. Lediglich das Siechenhaus und das Kloster St. Nikolaus blieben bestehen.
Im Gefolge der Abtei St. Ulrich und Afra erfuhr auch St. Nikolaus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert seine Erneuerung im Geist der Melker Reformbewegung. Das Priorat wirkte als Vorbild für die Reform der Frauenklöster Bergen, Holzen und Kühbach.
Nach den Genehmigungen durch Papst (1487) und Kaiser (1499) wurde St. Nikolaus zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein selbstständiges Kloster. Damit verzichteten die Nonnen allerdings auf den bisherigen Schutz durch die Reichsabtei St. Ulrich und Afra. Dies erleichterte im Jahr 1537 der Stadt Augsburg die Aufhebung des Klosters im Zuge der Reformation. Im Gegensatz zu vielen anderen Augsburger Konventen wurde St. Nikolaus auch nach der Wiederzulassung der katholischen Konfession ab 1548 nicht wieder eingerichtet. Von den Klostergebäuden ist nichts mehr erhalten.