Wörishofen


 

GESCHICHTE

Das Dominikanerinnenkloster Maria Königin der Engel in Bad Wörishofen – die Anfänge der Kneipp‘schen Wasserkur

 

Ausgangspunkt für die Gründung des Klosters Maria Königin der Engel war der Wunsch des um religiöse Erneuerung bemühten Papstes Clemens XI. (Amtszeit. 1700–1721), dass in jeder Provinz je zwei Männer- und zwei Frauenklöster nach der „strengen Observanz“ leben sollten. Neben absolutem Regelgehorsam und vollständiger Klausurierung in Einsamkeit und Stille beinhaltete dies auch den vollständigen Verzicht auf Fleischspeisen aller Art. Anfangs war beabsichtigt, diese Reform im Augsburger Dominikanerinnenkloster St. Katharina einzuführen. Doch der Konvent sprach sich dagegen aus. Unter Priorin Maximiliane Gräfin Ruepp von Falkenstein (Amtszeit 1716–1746) entschied man sich dafür, in Wörishofen ein Reformkloster zu errichten. Dort besaß das Frauenkloster nämlich ansehnliche Güter, die ihm 1243 als Schenkung der schwäbischen Adeligen Christina von Fronhofen zugefallen waren. Tatkräftige Unterstützung bei der Gründung dieses neuen Klosters leistete der Ordensgeneral Pater Andreas Roth (1634–1735), der dann auch als erster Beichtvater und Chronist für die neue Niederlassung tätig wurde.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 4. August 1719, dem Namenstag des Ordensgründers Dominikus. Im Oktober 1721 konnte bereits der Einzug der Nonnen stattfinden. Die großzügige Vierflügelanlage um einen rechteckigen Kreuzganghof und einen Ehrenhof zwischen den nach Osten verlängerten Nord- und Südtrakten ist ein Werk des Vorarlberger Baumeisters Franz I. Beer (geb. 1722), das sein Sohn Johann Michael nach dessen Tod vollendete. Für die Ausschmückung der Saalkirche mit Nonnenchor im Obergeschoss des Ostteils und der Klosterräume wurden die besten Künstler ihrer Zeit verpflichtet: Dominikus Zimmermann schuf die formenreichen Laub-und Bandelwerkstukkaturen und Stuckreliefs sowie die reichen Stuckaturen des Winter- und Sommerrefektoriums; Johann Baptist Zimmermann mit Gehilfen war für die Freskierung verantwortlich. Der Augsburger Dominikanerbruder Valentin Zindter, ein Meister für Intarsien- und Furnierarbeiten, lieferte mit seinen Gehilfen die prachtvolle Ausstattung mit Altären und Kanzel, Chor- und Laiengestühl, Orgelgehäuse und Beichtstühlen (nicht mehr vorhanden), Sakristeischränken sowie Türen.

Die Dominikanerinnen von Wörishofen zeichneten sich von Anfang an durch ihren vorbildlichen Lebenswandel aus, der ganz den klösterlichen Idealen der Armut, der Demut und der vollständigen Hingabe an Gott unterworfen war. Zeugnisse ihres monastischen Lebens waren besonders feierliche Frömmigkeitsübungen, wie zum Beispiel die Feste und Prozessionen mit der Rosenkranzbruderschaft, die Andacht zu den Heiligen Sieben Zufluchten oder die Verehrung des hl. Alexius. Die Nonnen fertigten eine Fülle kunstvoller Klosterarbeiten, Reliquienfassungen, Altarschmuck und Paramente. Von 1734 bis 1749 lebte im Kloster die bekannte Mystikerin Maria Cäcilia Mayr aus Röfingen, die im Ruf der Heiligkeit starb.

Im Jahr 1800 besetzten im Zuge der napoleonischen Kriege die Franzosen die Gebäude. Zwei Jahre später wurde der Klosterbesitz im Rahmen der Säkularisation eingezogen. Die Schwestern besaßen aber weiterhin das Wohnrecht. Ihre Zahl hatte sich stark dezimiert, als 1842 König Ludwig I. von Bayern die Wiedererrichtung der Gemeinschaft genehmigte. Ab 1843 wurden im Kloster eine Mädchenschule und eine Erziehungsanstalt betrieben. Nach sieben Jahren hatten die Schwestern ihre Finanzen so weit saniert, dass sie 1860 die Anlage vom Staat zurückkaufen konnten. Einen großen Aufschwung erlebte das Kloster ab 1855, nachdem der Priester Sebastian Kneipp (1821–1897) die geistliche Betreuung des Klosters übernommen hatte. Auf seine Anregung hin wurde der landwirtschaftliche Betrieb, der über 50 Jahre lang geruht hatte, wieder aufgenommen. Kneipp entwickelte ein System zur Entwässerung der nassen Wiesen; er führte neue Kleesorten und eine Imkerei ein. Er lehrte die Schwestern auch die Baumveredelung und Züchtung ertragreicher Obstsorten.

Im Kreuzgarten des Klosters befand sich ein Pavillon aus dem 18. Jahrhundert, der nach den Richtlinien von Sebastian Kneipp als Badehaus eingerichtet wurde. Hier entwickelte er die später nach ihm benannte Wasserkur. Als immer mehr Kranke nach Wörishofen reisten, um hier Heilung von unterschiedlichen Krankheiten zu finden – unter ihnen auch gekrönte Häupter und einflussreiche Politiker – wurde aus dem Dorf Wörishofen ein weltbekannter Kurort. 1954 errichtete das Dominikanerinnenstift ein großes Sanatorium. Es bildet seither die wirtschaftliche Grundlage des Klosters. Der im Südwesten an die Kirche anschließende Wirtschaftshof brannte 1955 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Das Areal dient heute als Parkplatz für das Kurheim. Der Ostflügel der Anlage beherbergt seit 1986 das Kneippmuseum mit Dokumenten zum Leben und Schaffen von Pfarrer Sebastian Kneipp, der als „Wasserdoktor“ in die Geschichte einging. Man erhält außerdem umfassende Informationen über sein Naturheilverfahren, ergänzt durch die Einrichtung einer Duftstation. Nach dem Leitsatz ihres Ordensgründers Dominikus – „Wir predigen durch unsere Tätigkeit“ – sehen die Schwestern heute ihr Engagement für die Kneipp‘sche Gesundheitslehre als Dienst am Menschen.

 

Christine Riedl-Valder

 

Links:

www.dominikanerinnen.de/

 



 

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