Kloster Weltenburg ? Erste klösterliche Niederlassung Bayerns
Die ersten christlichen Spuren in der Gegend um das Donaukloster Weltenburg stammen aus dem 6. Jahrhundert. Im Jahr 617 errichteten hier die iroschottischen Mönche Eustachius und Agilus aus Luxeuil ein Filialkloster nach der streng asketischen Regel des hl. Kolumban. Im 8. Jahrhundert übernahm Weltenburg die Regel des hl. Benedikt. Unterstützt wurde die Abtei von Herzog Tassilo III., der das Kloster reich dotierte und später als dessen Stifter verehrt wurde. Nach dem Sturz dieses Agilolfingers im Jahr 788 durch Karl den Großen wurde Weltenburg zum Reichskloster. Aus Furcht vor den Raubzügen der Ungarn verließen die Mönche die Abtei im frühen 10. Jahrhundert. 932 wurde Weltenburg ein Eigenkloster des Bistums Regensburg und von St. Emmeram aus wieder besiedelt. Bischof Wolfgang ließ den Frauenberg zum Schutz des Klosters befestigen. Die Vogtei hatten von 1080 bis 1261 die Herren von Wöhr. Während des gesamten 11. Jahrhunderts vergrößerte sich der Klosterbesitz durch zahlreiche Schenkungen.
1123 berief Bischof Hartwig Augustinerchorherren aus St. Florian bei Linz nach Weltenburg, die das in dieser Zeit darnieder liegende Kloster wiederaufbauen sollten. Sie restaurierten zwar die Kirche, wurden aber schon 1128 von Bischof Kuno nach St. Johann in Regensburg abberufen. Den zurückgekehrten Benediktinern wurden zur wirtschaftlichen Absicherung die Pfarreien Straubing, Gmünd bei Kelheim, Gögging, Poikam, Sittling und Wolnzach inkorporiert. Später kamen Reißing, Holzharlanden, Affecking und Untersaal hinzu. Vermutlich schlossen sich die Weltenburger Mönche in dieser Zeit der Hirsauer Reform an. Die neue, als Rechteck erbaute Kirche wurde 1191 geweiht. Um 1234 muss auch eine Klosterschule bestanden haben. Die wirtschaftliche Lage des Klosters verschlechterte sich zunehmend, sodass Abt Konrad II. (reg. 1277-1283) zur Zahlung der päpstlichen Türkensteuer im Jahr 1283 sogar die Paramente verpfänden ließ.
Die Geschichte Weltenburgs war während des 14. und 15. Jahrhunderts unter der Regierung ständig wechselnder Äbte und geistlicher wie weltlicher Administratoren sehr unstet. Den Ausschweifungen mancher Äbte stand die Armut der Mönche gegenüber. Erst mit der Einführung der Kastler Reform unter Abt Konrad V. (reg. 1441-1450) verbesserten sich Ordenszucht und wirtschaftliche Lage. Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Klosterkirche und die Kirchen der inkorporierten Pfarreien in spätgotischem Stil renoviert.
Die Reformation scheint der Konvent unbeschadet überstanden zu haben. Aber im Schmalkaldischen Krieg mussten die Mönche das Kloster vor plündernden kaiserlichen und spanischen Truppen verlassen. Die wirtschaftliche Not war so groß, dass Abt Michael II. Häusler (reg. 1553-1556) wertvolle Bestände der Klosterbibliothek verkaufen musste. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts unterstand das Kloster wieder mehrfach Administratoren. Trotz der Belastungen und Plünderungen während des Dreißigjährigen Kriegs hinterließ Abt Matthias Abelin (reg. 1626-1659), der 1630 das Recht der Pontifikalien erhalten und 1643 eine erste Klosterchronik publiziert hatte, das Kloster in solider Verfassung. 1686 trat der Konvent der neu gegründeten Bayerischen Benediktinerkongregation bei. Unter den Äbten dieser Zeit zerfiel jedoch die Disziplin wieder zusehends, sodass sogar über die Aufhebung des Konvents beraten wurde.
Durch rege Bautätigkeiten, die Gründung neuer Wirtschaftsbetriebe und einer Schule konnte Abt Maurus I. Bächl (reg. 1713-1743) die Lage des Klosters nachhaltig verbessern. Unter seiner Regierung entstanden die Frauenbergkirche, Kirchen in den inkorporierten Pfarreien, die Klostergebäude und die berühmte spätbarocke Abteikirche. Den Bauplan für letztere lieferte Cosmas Damian Asam. Er schuf die Deckenfresken, den Hochaltar und eine Bühnenanlage. Sein Bruder Egid Quirin Asam entwarf die Seitenaltäre. Einen Rückschlag in der Entwicklung Weltenburgs brachten die Einquartierungen und finanziellen Belastungen während des Spanischen Erbfolgekriegs. Dennoch wurde unter Abt Maurus II. Kammermaier (reg. 1744-1777) die Klosterbibliothek systematisch ausgebaut. Dem letzten Abt Benedikt Werner (1786-1803) gelang schließlich die Konsolidierung der ökonomischen Grundlage der Abtei.
Als Weltenburg am 18. März 1803 säkularisiert wurde, lebten neben dem Abt noch zehn Konventualen im Kloster. Wie andernorts wurden unter Aufsicht des Lokalkommissärs Werner Schwarzer die Klostergebäude und Güter zum Kauf angeboten und die Kunstschätze, Sammlungen, wertvollsten Handschriften und Druckwerke nach München abtransportiert. Der in die Landeshauptstadt übersiedelte Abt verfasste zwischen 1806 und 1824 eine 24-bändige Geschichte des Klosters Weltenburg sowie eine 9-bändige Musikgeschichte, die in der Bayerischen Staatsbibliothek erhalten ist.
Nach langen Verhandlungen des Benediktinerklosters Metten mit König Ludwig I. wurde das Kloster am 25. August 1842 als Priorat wieder hergestellt. Mit Hilfe einer beachtlichen Dotation konnten ehemalige Liegenschaften zurückgekauft und die Klostergebäude renoviert werden. Als am 5. Februar 1858 durch Papst Pius IX. die Bayerische Benediktinerkongregation wieder ins Leben gerufen wurde, fand in Weltenburg das erste Generalkapital statt. 1913 wurde Weltenburg neuerlich zur Abtei erhoben.
1904 konnte die Landwirtschaftsschule eröffnet werden, die mit Unterbrechung während des Nationalsozialismus bis 1972 existierte. Eine Restaurierung der Klosterkirche wurde unter Abt Emmeram Gilg (reg. 1923-1968) bereits 1929 begonnen, aber erst 1969-1972 zu Ende geführt.
Heute widmen sich die Konventualen der Abtei Weltenburg der Seelsorge und in einer eigenen Begegnungsstätte vor allem der Erwachsenenbildung. Als wirtschaftliche Grundlage dient nicht zuletzt die Klosterbrauerei.
(Stephanie Haberer)