Welden ? Franziskanerinnen in Vorderösterreich
Vom Ursprung des Klosters in Welden berichtet eine Handschrift. Die Terziarinnen des Franziskanerordens aus Weiler, einem um 1170 gegründeten Konvent bei Blaubeuren, wurden im Jahr 1570 von dort vertrieben: ?Anno 1570 geschache der Erbarmliche Unverantwortliche gewaltthätige austrieb der armen Closterfrauen von Weyler bey Blaubayren, es stunden damahlen dem Convent vor, die Wohl-Ehrwürdige Frau Mutter Rosina Räthin von Ulm, ihre untergebene geistliche Kinder waren an der zahl 19 ? Sie haben ihre Flucht genohmen nacher Ehingen in das Jungfrau Closter tertio Regula S. Francisci ...? (Staatsarchiv Augsburg, Bestand Vorderösterreich, Lit. 536).
Nach einem vorübergehenden Aufenthalt des württembergischen Konvents in Ehingen stellte der Adlige Conrad den Schwestern in seinem Ort Welden ein an die Pfarrkirche angebautes Haus zur Verfügung. Ebenso stattete er das neue Kloster mit den notwendigen Reichnissen aus. Der Konvent unterstand den Franziskaner-Observanten der Straßburger Provinz, ab 1636 der Leitung des Bischofs von Augsburg.
Durch Jahrtagsstiftungen kam das Kloster Welden im 16. Jahrhundert durchaus zu Vermögen.
1575 schloss der Konvent Gebetsverbrüderungen mit den Frauenklöstern in Holzen und in Fultenbach. In den folgenden Jahren wurden ein Klosterkirchlein und Wirtschaftsgebäude gebaut und Grundstücke erworben. 1598 traten die Herren von Welden das Erbe der Herrschaft Laupheim an und verkauften ihre Stammherrschaft an die Fugger. Bei der Übergabe wurde für das Kloster ein Stiftungskapitel von rund 4000 Gulden eingerichtet, um so den Fortbestand des Konvents zu sichern.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Welden 1632 von schwedischen Soldaten geplündert. Die Klosterfrauen flohen vor den Schweden nach Augsburg in das Kloster Maria Stern, einige flohen auch in das Klarissenkloster Brixen. 1636 kehrten die ersten Terziarinnen nach Welden zurück und fanden das Kloster ?verwüstet und verderbt?. Das Bischöfliche Vikariat in Augsburg stellte daraufhin ein Patent zum Sammeln von Almosen aus, um dem Kloster beim Wiederaufbau zu helfen.
Im Jahr 1703 suchten das gerade wieder vollständig errichtete Kloster die Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs heim. Den Raum zwischen Lech und Donau durchzogen abwechselnd bayerische Soldaten und ihre französischen Verbündeten. Am 7. August und am 3. Oktober 1703 wurde Welden von französischen Truppen geplündert. Auch dieses Mal suchten die Klosterfrauen Zuflucht in Maria Stern. In den folgenden Jahrzehnten jedoch konnte das Kloster seinen Besitz stabilisieren. 1729 wurde mit dem Bau eines Gästehauses begonnen. Gleichzeitig stand der Bau des Kirchenschiffes durch Joseph Schmuzer an.
Die Weldener Pfarrkirche ist der früheste Bau Schmuzers mit überkuppeltem Langhaus und steht in seiner Entwicklung als Baumeister zwischen der Pfarrkirche in Garmisch (1730) und der Pfarrkirche in Gablingen (1734/35).
Als Gegenleistung für den Bau eines großen Gästehauses erhielten die Klosterschwestern einen eigenen Musikchor auf einer zweiten Empore der Kirche. Der Langhausbau wurde so in die Höhe wie auch in die Breite getrieben, doch kam dadurch das monumentale Deckengemälde ?Maria als Hilfe der Christen?, das Erstlingswerk von Matthäus Günther, besser zur Geltung. Das Fresko zeigt eine in perspektivischer Untersicht wiedergegebene Palastarchitektur. Darüber öffnet sich ein Ausblick in den Himmel mit der Hl. Dreifaltigkeit, der Himmelfahrt Mariens und Christus, der einen das Laster vernichtenden Blitzstrahl auf die Erde sendet. Innerhalb der Torbogen der Architekturdarstellungen sind allegorische Figuren der Pest, des Hungers, des Krieges und der Laster zu sehen. Den Bezug zum damals bestehenden Kloster nimmt die flankierende Darstellung des hl. Dominikus und des hl. Franziskus auf.
Die Stuckaturen der Kirche wurden nach einem Riss Schmuzers von vier Wessobrunner Meistern ausgeführt. Die Kanzel fertigte 1754 der Bildhauer Johann Michael Fischer.
Von 1736 bis 1764 übte Joseph Maria von Fugger die Herrschaft in Welden aus. Der Graf beanspruchte immer wieder mit seinem Gefolge vom Kloster aufwändige Unterkunft und kostspielige Verpflegung. Zusätzlich forderte er hohe Kredite und stand schließlich beim Kloster mit fast 43000 Gulden in der Kreide. Die Schulden wurden erst nach dem Tod des Grafen von den Erben zurückgezahlt.
Mit einem Erlass des Kaisers Joseph II. vom 26. Februar 1782 wurde das Kloster aufgelöst.
Es hatte sich zu jener Zeit wirtschaftlich nochmals emporgearbeitet. Große Summen erlangte das Kloster vor allem durch die so genannten ?Brautgelder? der eintretenden Kandidatinnen.
Der Schätzwert des Klostervermögens betrug zu diesem Zeitpunkt rund 100000 Gulden, es ging in dem Vorderösterreichischen Religions-Fonds auf. Die Mobilien wurden versteigert.
Die Ausstattung der Kirche ging weitgehend verloren. Zwei erst 1736 angeschaffte Glocken wurden an das Stift Hl. Kreuz in Augsburg verkauft. Die Paramente und Bücher kamen nach Freiburg. Eine Pietà aus dem Kloster Welden wird heute auf einem Nebenaltar in der Pfarrkirche Reisensburg verehrt. Eine Ölberggruppe, bestehend aus vier Figuren aus dem 16. Jahrhundert, blieb in der Pfarrkirche in Welden.
Die Konvent- und Wirtschaftsgebäude wurden zum größten Teil abgerissen. Lediglich zwei Häuser in der Klostergasse von Welden sind Überreste des Klosters.
(Alexandra Kohlberger)