Etwa drei Kilometer nordwestlich von Bad Brückenau, an der Grenze zur hessischen oder fuldischen Rhön, erhebt sich der 555 Meter hohe Volkersberg in dominierender Einzellage. Teile des Berges gehörten bereits 1057 dem Benediktinerkloster Fulda. Im 12. Jahrhundert ist die Rede von einem Einsiedler auf dem Volkersberg. Bischof Otto der Heilige (reg. 1102?1139) von Bamberg soll 1113 ein erstes Kirchlein bei dieser Einsiedelei geweiht haben. Die früheste urkundlich gesicherte Nachricht über den Volkersberg verdanken wir um 1160 einem Güterverzeichnis des Klosters Frauenberg bei Fulda. Im Hochmittelalter fließen die Nachrichten etwas reicher: Für 1378 ist eine Messstiftung überliefert und damit die Existenz der Kapelle auf dem Volkersberg endgültig bestätigt. Im Jahr 1448 wird eine Kreuzbruderschaft erwähnt, deren Angehörige als Eremiten auf dem damals ?Kreuzberg? genannten Volkersberg lebten.
Offenbar gab es seit dem 15. Jahrhundert eine florierende Wallfahrt, denn 1453 vergrößerte man die Kapelle und weihte den Choraltar sowie einen Seitenaltar. 1501 wurde ein weiterer Seitenaltar geweiht. Das um 1500 zu datierende Gnadenkreuz hat sich erhalten und beeindruckt wegen der ergreifenden Leidensmiene des Heilands. Da viele Gemeinden der Gegend in der Reformationszeit evangelisch wurden, erlosch die Wallfahrt im Lauf des 16. Jahrhunderts.
Im Jahr 1652 wurde Johann Speckmann Pfarrer in Leichtersbach. Ihm gelang es, der Wallfahrt neuen Auftrieb zu geben. Auf seine Bitten hin berief 1657/58 der Fürstabt von Fulda, Joachim von Gravenegg (reg. 1644?1671), Franziskaner aus der thüringischen Ordensprovinz auf den Volkersberg. Die Mönche unter dem Präses Pater Johannes Caron aus Kloster Altstadt bei Hammelburg wohnten zunächst im Pfarrhof von Brückenau. 1659 schenkte der Fürstabt zur Förderung der Gnadenstätte einen Kreuzpartikel. Für die Jahre 1661 bzw. 1664 haben wir Nachrichten über den Bau von Kloster und Kirche. 1666 wurde das Hospiz auf dem Volkersberg zum Konvent erhoben und im Jahr darauf von Fulda ein Kursus der Theologie dorthin verlegt. 1678 weihte der Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger die Kirche. Da der Westgiebel den Rhön-Stürmen nicht standhielt, wurde er 1707 abgetragen und die Kirche zudem um ein Joch verlängert. Um 1710 erweiterte man den Südflügel gegen Osten um einen Wohntrakt. 1722 wurde schließlich die Zisterne im Hof errichtet, deren Kuppeldach auf einer Säule ruht.
Das Franziskanerkloster überdauerte die Säkularisation des Hochstifts Fulda. Es kam 1816 nach verschiedenen Regierungswechseln an das Königreich Bayern und 1821 kirchenrechtlich zur Diözese Würzburg. Im Jahr 1828 der Ordensprovinz Franken zugeschlagen, gehörte das Kloster ab 1836 endgültig zur bayerischen Provinz der Franziskaner. Fortan nahmen die Franziskaner vor allem Aufgaben in der Seelsorge der umliegenden Gemeinden wahr.
In einem Nachbargebäude des Klosters befand sich ab 1869 eine so genannte ?Rettungsanstalt? für Mädchen, geleitet von Armen Schulschwestern des Angerklosters in München. Von 1921 bis 1955 führten die Missionsdominikanerinnen aus Neustadt am Main die Einrichtung als Waisenhaus.
Bereits 1921 von der Aufhebung bedroht, musste das Franziskanerkloster 1966 wegen Nachwuchsmangels endgültig aufgegeben werden. Seitdem betreibt die Diözese Würzburg dort eine Jugendbildungsstätte.
Der bereits von Kloster Altstadt in Hammelburg bekannte Franziskanerbruder Daniel Hollingshofen schuf die Pläne für den Bau von Kirche und Kloster im zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts: Ein dreiseitig geschlossener Saalbau mit Tonnengewölbe trägt über dem Chor einen Dachreiter. Südlich der Kirche schließen sich die drei Flügel des vormaligen Klosters an. Die Innenausstattung der Kirche stammt zumeist aus dem späteren 17. Jahrhundert und ist von behäbig-barocker Schwere. Den Hochaltar zeichnen vier gewundene Säulen aus und die Kanzel ist 1677 datiert. In der Sakristei findet sich eine reich verzierte Stuckdecke mit figürlichen Medaillons der Passion Christi von Johann Martin Hummel. Sie wurde ausweislich des Wappens 1735 von dem Generalmajor Adam Siegmund von Thüngen gestiftet. Außerdem gibt es einen Kreuzweg, dessen vierzehn Stationen von der Nordseite des Berges zur Kirche führen. Die lebhaft bewegten Skulpturen in den Stationshäuschen und die Kreuzigungsgruppe bei der Klosterkirche mit ihren acht lebensgroßen Sandsteinfiguren schuf um 1754 Wenzeslaus Marx aus Leitmeritz. Erneut lassen sich künstlerische Beziehungen zum Kloster Altstadt belegen, denn Marx war als Mitarbeiter des Bildhauers Faulstieg am dortigen Kreuzweg beteiligt gewesen.
(Erich Schneider)