Straubing, Karmelitenkloster


 

GESCHICHTE
Das Straubinger Karmelitenkloster ? Ein marianischer Wallfahrtsort

Mit Einwilligung von Papst Urban V. verlegten die Regensburger Karmeliten bei St. Oswald wegen der häufigen Hochwasser im Jahr 1368 ihre Niederlassung nach Straubing. Albert Steinhaut, Propst des Hochstifts zu Augsburg und Bürger von Straubing, schenkte dem Konvent einen Bauplatz gegenüber dem 1356 errichteten Herzogschloss. Herzog Albrecht I., Regent des 1353 entstandenen Herzogtums Straubing-Holland, ließ den Ordensbrüdern Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel besondere Unterstützung zukommen.

Bereits aus dem Jahr des Umzugs 1368 existieren erste Nachrichten über den Kirchenneubau. Die Karmelitenkirche Hl. Geist in Straubing wurde von den gleichen Baumeistern wie die Stadtpfarrkirche St. Martin in Landshut erbaut: Hans Krumenauer und Hans von Burghausen. So zählt sie neben dieser zu den bedeutendsten und ältesten dreischiffigen Hallenkirchen im niederbayerischen Raum. 1430 konnte die Kirche geweiht werden. Da sie als bevorzugte Grablege für die herzogliche Familie und für wohlhabende Straubinger Patrizier- und Bürgerfamilien galt, verfügt sie über einen beachtlichen Bestand an mittelalterlichen Grabdenkmälern.

1386 erhielten die Karmeliten die Hofkaplanei im Straubinger Schloss übertragen. Auch der Klosterkomplex wurde ausgebaut. Für das Jahr 1404 ist bereits ein Kreuzgang erwähnt. Während der Reformationszeit und im Dreißigjährigen Krieg herrschte eine große finanzielle und personelle Notlage. Sie konnte erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vollständig überwunden werden.

Seit der Überführung des Gnadenbildes ?Unserer Lieben Frau von den Nesseln? im Jahr 1661 entfaltete sich an der Straubinger Karmeliterkirche ein blühende Wallfahrt. Die Kirche wurde nun im Barockstil ausgestattet. Das Innere wurde seit 1700 umgestaltet, die Westturmfassade 1702 begonnen. Wolfgang Dientzenhofer, Giovanni Carlone, Paolo d`Angelo und Melchior Steidl verwandelten den spätgotischen Hallenraum in eine barocke Wallfahrtskirche, die einheimische und auswärtige Künstler mit monumentalen Altären, prächtigen Gemälden und einer Rokokokanzel ergänzten. Manche wunderbare Fügungen der Geschichte schrieben die Straubinger dem Gnadenbild ?Unserer Lieben Frau von den Nesseln? zu. Als Kurfürst Maximilian 1703 in den Spanischen Erbfolgekrieg zog, ließ er am Altar der ?Nesselmutter? neue Fahnen weihen und holte sich dort den Segen für sich und seine Truppen. Eine Dankeshymne, eine Votivtafel und eine Kanonenkugel erinnern bis heute an den Schutz des Gnadenbildes für Straubing in den Kriegsjahren 1742/43.

Nach der Säkularisation im Jahr 1802 wurde die Straubinger Ordensniederlassung zum Zentralkloster der Beschuhten Karmeliten bestimmt. Die meisten Konventualen verließen den Konvent, um als Weltpriester in der Seelsorge zu arbeiten.

1841 erhielt Pater Petrus Heitzer, Prior des alten Klosters, von König Ludwig I. das Dekret zur Wiedereröffnung. Von Straubing aus erfolgte dann im 19. Jahrhundert die Erneuerung der Oberdeutschen Provinz, Neugründungen im Inland und 1864 auch in Nordamerika. 1993 konnte der Konvent sein 625-jähriges Bestehen in der Stadt Straubing feiern.

(Christine Riedl-Valder)



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Votivgemälde mit Darstellung der Übertragung der 'Nesselmadonna' von Heilbronn nach Straubing, Ölgemälde, um 1666, Straubing, Karmeliten-Klosterkirche Hl. Geist.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg, G.)

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