Seemannshausen


 

GESCHICHTE
Seemannshausen ? Raststätte der Wallfahrer nach Altötting

Der Regensburger Domdechant Heinrich Seemann wollte ein Hauskloster seiner Familie gründen. Hierfür errichtete er im Jahr 1255 in seinem Schloss Pöllingkofen nahe Gangkofen in Niederbayern ein Kloster für Wilhelmiten. Dieser von Wilhelm von Malavalle (gest. 1157) gegründete Orden italienischer Eremiten befolgte seit Papst Gregor IX. (gest. 1231) die Benediktinerregel und wurde 1249 vom Papst anerkannt. Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts verbreiteten sich die Wilhelmiten auch nördlich der Alpen.

Der Stifter benannte das Kloster nach seiner Familie Seemannshausen. In den Folgejahren erwirkte Heinrich Seemann geistliche und weltliche Privilegien für seine Gründung. Schon 1256 hatte jedoch der Papst beschlossen, dass sich die bunte, kaum mehr überschaubare Schar von Einsiedlergenossenschaften ? darunter auch die Wilhelmiten ? unter der einheitlichen, zum Armutsideal verpflichtenden Satzung der Augustiner-Eremiten zusammenschließen sollten. Daher erzwang der reformeifrige Bischof Leo Thundorfer von Regensburg 1263 den Anschluss der Wilhelmitenklöster Schönthal (bei Waldmünchen) und Seemannshausen an die Augustiner. Obwohl diese Verfügung des Papstes später wieder rückgängig gemacht wurde, gingen die Klöster Bedernau bei Mindelheim/Schwaben, Schönthal und Seemannshausen für die Wilhelmiten dauerhaft verloren.

Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wurde Seemannshausen von den bayerischen Herzögen und dem benachbarten Adel besonders gefördert. 1335 erhielt es das Hofmarksrecht mit der Niedergerichtsbarkeit verliehen. Trotz seiner abgeschiedenen Lage war das Kloster im Mittelalter wiederholt Versammlungsort des Provinzkapitels der Augustiner-Eremiten. Nach einem Tiefstand in wirtschaftlicher und disziplinärer Hinsicht während der Reformationszeit erreichte es nach dem Dreißigjährigen Krieg einen erfreulichen Aufschwung.

Im frühen 18. Jahrhundert konnte unter dem tüchtigen Prior Angelus Höggmair (reg. 1711?1721) der gesamte Klosterkomplex neu aufgeführt werden. So entstand eine dreigeschossige Anlage um einen geschlossenen Innenhof, der auch die Kirche einbezog.

1802 erhielten die Mönche den Aufhebungsbefehl. Bald danach wurden die Kirche und ein Trakt der versteigerten Klostergebäude abgerissen. Der verbliebene Rest dient bis heute als Brauerei und Gaststätte. Alljährlich an Pfingsten stärkt sich hier die große Prozession der Regensburger Fußwallfahrer auf dem Weg nach Altötting.

(Christine Riedl-Valder)



 

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