Wilhelmiten und Augustiner-Eremiten im "Schönen Tal"
Um 1250 entstand zunächst im Tal der Schwarzach, auf dem so genannten Steinbühl ("collis lapidum") in einiger Entfernung vom Schönthal ("vallis speciosa"), eine Niederlassung der Wilhelmiten. Die eremitische Kommunität lebte in der Nachfolge des hl. Wilhelm von Malavalle (gest. 1157). Für das Jahr 1255 ist ein Gütertausch belegt, der auf die Verlegung des Klosters nach Schönthal hindeutet.
Als Papst Alexander IV. im Jahr 1256 den Zusammenschluss verschiedener Eremitenbewegungen zur Gemeinschaft der Augustiner-Eremiten veranlasste, wurde auch ein Teil der deutschen Klöster der Wilhelmiten dem neuen Bettelorden inkorporiert. Der Konvent von Schönthal sträubte sich gegen die Vereinigung. Erst 1263 vollzog das Kloster auf Vermittlung des Regensburger Bischofs "ungern und gezwungen" den Anschluss an die Augustiner.
Von der mittelalterlichen Klosteranlage haben sich kaum Nachrichten erhalten. In den Jahren 1263, 1265 und 1269 gewährten die Bischöfe Hildebrand von Eichstätt, Johann von Prag und Leo von Regensburg Ablässe für den Bau der Klosterkirche, die der Gottesmutter geweiht war.
Rasch genossen die "schwarzen Mönche" hohes Ansehen. Die Herzöge Otto und Stephan von Bayern übertrugen dem Kloster 1297 das Patronatsrecht auf die Pfarrei Rötz. Den Unterhalt des Konvents sicherten Schenkungen und testamentarische Vermächtnisse des ansässigen Landadels. Von der wirtschaftlichen Blüte im 14. Jahrhundert zeugen der Erwerb des Braurechts (1342) und die Errichtung einer Propstei in Biberbach (um 1395).
Der Einfall der Hussiten in die Oberpfalz 1427/28 traf Schönthal, wie viele andere Klöster in der Region, schwer. Der anschließende Wiederaufbau der zerstörten Gebäude erfolgte unter großen Opfern. Unter dem Eindruck der Brandschatzung durch die Hussiten ließ Prior Konrad von Murach um das Kloster eine starke Ringmauer aufführen. Durch die Inkorporation der Pfarrei Rötz mit den drei Filialen Heinrichskirchen, Hiltersried und Biberbach, die Papst Sixtus IV. im Jahr 1474 genehmigte, erlangte das Kloster neue Wirtschaftskraft.
Nicht nur als religiöses Zentrum, sondern auch als Stätte von Bildung und Wissenschaft besaß Schönthal im 14. und 15. Jahrhundert große Bedeutung. Mehrere Mönche waren als Lektoren an der Ordenshochschule in Regensburg oder sogar an der Pariser Sorbonne mit der philosophischen und theologischen Ausbildung junger Kleriker betraut. Andere Mitglieder des Konvents bekleideten im Orden hohe Ämter als Provinziale der bayerischen Provinz wie P. Ludwig von Schönthal (1349), P. Gregor von Schönthal (1431, 1440), P. Georg Plank (1468) und P. Peter Stiegler (1534); wieder andere profilierten sich als Prediger (P. Paul Geygant, 14. Jahrhundert), theologische Schriftsteller (P. Erhard von Schönthal, 14. Jahrhundert) und Bibliothekare (P. Johann Trinzer, 15. Jahrhundert).
Die offizielle Einführung der Reformation durch Kurfürst Ottheinrich (reg. 1556-1559) brachte vorübergehend das Ende des monastischen Lebens in Schönthal. Der Inventarisierung des Vermögens (1556), wobei bereits ein Teil der Bibliothek abtransportiert wurde, und der Landesvisitation (1557) folgte am 16. Februar 1559 die formelle Aufhebung des Klosters. Prior Erhard Prichsner musste mit den letzten drei verbliebenen Konventualen Schönthal verlassen.
Im Zuge der Rekatholisierung der Oberpfalz erfolgte unter dem bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria die Restitution der säkularisierten Klöster. 1669 lebte die monastische Tradition in Schönthal wieder auf, als zwanzig Augustiner-Eremiten aus München die alten Klostergebäude bezogen.
Die erneute Inkorporation der Pfarrei Rötz, wo man ein Subpriorat einrichtete, erweiterte die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Konvents. Die Schäden, die während des Dreißigjährigen Kriegs entstanden waren, machten einen Klosterneubau notwendig. Am 25. Mai 1695 wurde der Grundstein gelegt für eine um zwei Innenhöfe gruppierte Vierflügelanlage mit zweigeschossigen Gebäuden nach Plänen von Wolfgang Dientzenhofer. 1710 folgten die Renovierung und Erweiterung der Klosterkirche, die nun dem heiligen Michael geweiht war.
Im 18. Jahrhundert brachte der Konvent bedeutende Theologen wie Kajetan Rinsch und Bonifaz Sadler hervor; als Kanzelredner wirkten in Schönthal etwa P. Ignatius Ertl (gest. 1713), P. Ferdinand Dorfer (gest. 1719) und P. Anselm Breßl (gest. 1743). Die Klosterapotheke (seit 1767) leistete einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung der Landbevölkerung.
Die Säkularisation bereitete der Klostergemeinschaft in Schönthal ein Ende. Im April 1802 nahm die kurfürstliche Lokalkommission ihre Arbeit auf. Bereits im September 1802 erreichte der Aufhebungsbescheid das Kloster. Der Konvent umfasste zu diesem Zeitpunkt einundzwanzig Patres, einen Kleriker und vier Laienbrüder.
Einige Mönche übernahmen Seelsorgestellen in der Umgebung, andere fanden im Schuldienst Verwendung, vor allem die älteren Mitbrüder kamen in das Zentralkloster der Augustiner-Eremiten in München.
Der Klosterbesitz wurde 1805 versteigert, die Ökonomiegebäude, Klosterapotheke, Brauerei, Mühle und Ziegelhütte gingen in Privatbesitz über. Die Klosterkirche dient seit der Säkularisation des Klosters als Pfarrkirche. 1833 erlitt sie einen schweren Brandschaden, 1836 erfolgte die Wiederinstandsetzung, 1909 eine Erweiterung und 1989 eine grundlegende Innenrenovierung.
( Manfred Knedlik )