Die adligen Brüder Wernhart und Friedrich aus dem Geschlecht der Pöringer wollten Gott als Einsiedler dienen. Sie erwarben 1289 vom Kloster Osterhofen ein Gut am Steinhartwald nahe Ortenburg. Dort ließen sie sich nieder und errichteten eine Kapelle. Bald schlossen sich Gleichgesinnte an. Es entstand ein kleines Doppelkloster für Männer und Frauen, dem Bischof Wernher von Passau die Regel des hl. Augustinus gab. 1309 trat das Kloster dem Orden der Prämonstratenser bei und wurde eine Propstei des Mutterklosters Osterhofen.
St. Salvator war jedoch arm und hatte dauernd mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Kaiser Ludwig der Bayer erwies sich in der Folgezeit als großer Wohltäter des Klosters. Er schenkte St. Salvator den anliegenden Wald Steinhart. Durch die zusätzliche Einverleibung der großen Pfarrei Oberuttlau verbesserte sich die wirtschaftliche Situation. Die meisten Pröpste stammten aus dem Mutterkloster Osterhofen. Propst Petrus Zistler (reg. 14311453) war eine sehr aktive Persönlichkeit. Er erreichte im Jahr 1441 sogar die Erhebung des Stifts zur Abtei. Das war ein Privileg, das manches größere Kloster des Ordens, wie zum Beispiel Schäftlarn, Neustift bei Freising oder Schlägl, erst viel später bekam. Unter Abt Petrus entstanden auch neue Klostergebäude. Außerdem verfasste er mehrere bedeutende Traktate. Über das Schicksal des einstigen Frauenkonvents ist nichts weiter bekannt. Es scheint bald nach dem Anschluss an die Prämonstratenser aufgelöst worden zu sein.
Im Jahr 1632 fiel das Kloster samt Kirche einem verheerenden Brand zum Opfer. Der sofort begonnene Neubau wurde höher an den Hang verlegt. Nach den Plänen des oberitalienischen Baumeisters Bartolomeo Viscardi, der in der Gegend viel beschäftigt war, entstand hier ab 1633 die zweitälteste barocke Klosterkirche Bayerns. Der Klosterbau wurde 1650 vollendet, um 1703 erneut durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogen zu werden.
Unter dem gelehrten und kunstsinnigen Abt Josef von Silbermann (reg. 17331756) erlebte das Kloster St. Salvator eine letzte große Blüte. Er legte besonderen Wert auf die Ausbildung der Mönche und hatte selbst den Dritten Orden der Prämonstratenser neu begründet. Die Klosterkirche erhielt in dieser Zeit eine prächtige Ausmalung mit Fresken des damals erst zwanzigjährigen Franz Anton Rauscher aus Niederaltaich. 1752 lebten in St. Salvator vierzehn Chorherren (im 16./17. Jahrhundert waren es nie mehr als fünf gewesen).
Nach dem Tod des letzten Abtes Franz Fuchs 1802 wurde keine Neuwahl mehr erlaubt. Ein Jahr später erfolgte die Aufhebung des Konvents. In die Gebäude zog eine Brauerei ein. Der Ostflügel diente als Pfarrhof; Teile des Baus wurden abgebrochen. Die Kirche wird seit dem Jahr 1899 als Pfarrkirche genutzt.
(Christine Riedl-Valder)