Die Augustiner-Eremiten in Rötz -
Pfarrseelsorger im Ordenshabit
1297 übertrugen die bayerischen Herzöge Otto III. und Stephan I. dem Kloster
der Augustiner-Eremiten von Schönthal das Patronatsrecht über die benachbarte
Pfarrei Rötz. Sie wurde weiterhin von Weltgeistlichen versehen. Erst 1474
vergab Papst Sixtus IV. die Pfarrei mit ihren drei Filialen Heinrichskirchen,
Hiltersried und Biberbach an das Kloster Schönthal. Die Augustiner-Eremiten
verpflichteten sich aus ihren Reihen einen ständigen Vikar in Rötz zu stellen.
Jedoch wurde die Pfarrstelle erst nach der endgültigen Bestätigung der
Inkorporation durch Papst Julius II. im Jahr 1506 mit einem Konventualen aus Schönthal
versehen.
Zur Zeit der Reformation widersetzten sich die Ordensgeistlichen vehement dem
Eindringen der neuen Lehre. Als die Bevölkerung von Rötz dem Kloster Schönthal
daraufhin die Abgaben verweigerte, gestattete Pater Georg Engelhardt die
Berufung eines lutherischen Predigers. Unter Kurfürst Friedrich III. kam es im
Jahr 1559 zur Aufhebung des Konvents in Schönthal. Dies bedeutete gleichzeitig
das Ende für die Pfarrseelsorge der Augustiner-Eremiten in Rötz.
Im Zuge der Rekatholisierung der Oberpfalz vertraute Kurfürst Maximilian I. von
Bayern im Jahr 1631 wiederum den Augustinern die Pfarrei Rötz an. Nach der 1669
erfolgten Restitution des Klosters Schönthal wurden die Seelsorgeaufgaben
erneut von dortigen Konventualen übernommen. In Rötz entstand ein Superiorat
mit zunächst zwei Ordenspriestern. In der Amtszeit des Superiors Pater Amadeus
Karl (reg. 1730-1734) gab es Bestrebungen des Magistrats die enge Verbindung der
Stadtpfarrei zu der Ordensniederlassung zu lösen. Der Pfarrkonvent setzte sich,
mit Unterstützung des bischöflichen Konsistoriums in Regensburg, dagegen
erfolgreich zur Wehr. Ab 1764 bestand die Gemeinschaft der Augustiner-Eremiten
in Rötz aus dem Superior, der zugleich als Stadtpfarrer wirkte, einem
Kooperator, einem "Frühmesser" (Hilfsgeistlicher) und dem
Pfarrkurator von Heinrichskirchen.
1745 gestaltete man den Pfarrhof zu einer repräsentativen Residenz. Sie fiel
allerdings 1771 und nochmals 1789 einem Stadtbrand zum Opfer; beide Male trugen
das Mutterhaus Schönthal und die Ordensprovinz die beträchtliche Last des
Wiederaufbaus. Unter Superior Pater Wilhelm Hartinger (reg. 1753-1758) wurde der
Neubau der Friedhofskirche St. Salvator zur Schmerzhaften Muttergottes
vollendet, wo eine Pietà im Mittelpunkt gläubiger Verehrung stand.
Im September 1802 bereitete die Säkularisation dem Kloster Schönthal ein Ende.
Damit verbunden war auch die Auflösung des Superiorats in Rötz. Die vier
Augustiner-Eremiten mussten ihren Ordenshabit ablegen. Sie durften jedoch als
Seelsorger in der Gemeinde bleiben. Die Residenz diente weiterhin als Pfarrhof,
die Ökonomiegebäude wurden 1809 abgerissen.
( Manfred Knedlik )