Plankstetten


 

GESCHICHTE

Spiritualität und Ökologie

Das Dorf Plankstetten liegt malerisch im unteren Sulztal nahe Dietfurt im Altmühltal. Hier gründete im Jahr 1129 Graf Ernst von Hirschberg mit Zustimmung seiner Brüder, dem Eichstätter Bischof Gebhard (Amtszeit 1125?1149) und Hartwig, dem Vogt des Eichstätter Hochstifts, ein bischöfliches Eigenkloster. Die Grafen von Hirschberg waren damals eines der reichsten Adelsgeschlechter im Nordgau. Die Klostergründung sollte ihrem Seelenheil dienen und war als Begräbnisstätte für die Familie bestimmt. Die Patronatsrechte der Kirchen zu Sulzkirchen, Bühlkirchen und Plankstetten und eine Reihe von Schenkungen festigten den zukünftigen Bestand des Klosters. Vermutlich kamen die ersten Benediktinermönche aus Kastl bei Neumarkt. Sie befolgten die strenge Regel nach der Hirsauer Reform. Rudolf, der erste Abt von Plankstetten, vertrat bereits im Gründungsjahr den Bischof auf der Synode in Laufen. Schon nach kurzer Bauzeit konnte Bischof Gebhard im Jahr 1138 die Klosterkirche, eine dreischiffige, flach gedeckte Basilika, mit schmucklosem Außenbau nach dem Vorbild der Abteikirche Hirsau, einweihen. Als Patrone wurden die Hauspatrone der Hirschberger gewählt, nämlich die Gottesmutter Maria sowie der hl. Evangelist Johannes. Südlich der Kirche errichtete man die Konventsgebäude mit dem Kreuzgang. Auch ein Siechenhaus gehörte zur Abtei. Um 1180 wurde die Klosterkirche im Westen mit einer Vorhalle, dem so genannten ?Paradies?, und einer Doppelturmfassade erweitert.

Der Plankstettener Konvent umfasste im Mittelalter etwa 10 bis 15 Mönche. Mitte des 15. Jahrhunderts befand sich das Kloster in einem schlechten Zustand. Der Eichstätter Bischof Johann von Eych (1445?1464) führte mithilfe von fünf Mönchen aus dem Kloster Heilig Kreuz in Donauwörth die Kastler Reform in Plankstetten ein. Unter Abt Ulrich Dürner von Dürn (Amtszeit 1461?1494) setzte dann eine immense Bautätigkeit ein: Errichtung von Brauhaus (1461), Abtswohnung (1465), Gästehaus (1467), Bäckerei, Badstube und Pferdestall mit Getreideboden (1469), zwei Vorratspeicher (1571), Sakristei und Konventbauten mit Speisesaal, Schlafraum und Küche (1474), Kreuzgang, Rinderstall, Brunnen, zwei Zisternen, Gesindehaus, Pferdeschwemme, Scheune und ein Haus für Arme und Durchreisende (1472?85). Die romanische Apsis der Klosterkirche musste einem spätgotischen Polygonalchor weichen. Der Nachfolger, Abt Matthäus von Wichsenstein (Amtszeit 1494?1526) sorgte dann für die Neuausstattung des Chors mit Hochaltar, Chorgestühl und Sakramentshaus. Unter ihm konnte 1514 eine Klosterchronik abgeschlossen werden, mit der erstmals die mittelalterlichen Urkunden und Dokumente verzeichnet und ausgewertet wurden. Dies geschah glücklicherweise noch vor dem Bauernkrieg im Jahr 1525, in dessen Verlauf 3000 Rebellen die unbefestigten Gebäude besetzten, ausplünderten und völlig verwüsteten. Nachdem kurpfälzische Truppen die Aufständischen vertrieben hatten, ging man daran, alles wieder aufzubauen. Die Klosterkirche scheint damals weitgehend verschont geblieben zu sein. In den nächsten Jahrzehnten überstand der Konvent zwar alle Wirren der Reformation, doch das geistliche Leben hatte sehr gelitten. Bei einer Visitation, durchgeführt im Jahr 1558, wurden alle Missstände angeprangert und der Prior Johannes Kuchler entlassen. Auch in der Folgezeit kam es unter Matthias Millmayer (1603?1607) wieder zu Beanstandungen der Klosterdisziplin. Sein Nachfolger Abt Jakobus I. Petri (1607?1621) widmete sich intensiv der Einhaltung des strengen Ordenslebens und der Seelsorge. Er kümmerte sich auch um eine bauliche Erneuerung des Klosters. Auf ihn geht die Michaelskapelle (die heutige Sakristei) zurück sowie die Unterkirche, die seit dem 18. Jahrhundert als Gruft genutzt wird. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Kloster Plankstetten erneut verwüstet und ausgeplündert. Der Konvent floh 1632 vor den Schweden nach Österreich. Die folgenden Jahre waren vom Wiederaufbau geprägt, die der Eichstätter Bischof Marquard Schenk von Castell (1637?1685) finanziell großzügig unterstützte. Die Benediktinerabtei Lambach in Oberösterreich stiftete für die Neuausstattung der Klosterkirche den Hochaltar, eine Kanzel und eine Orgel. Ende des 17. Jahrhunderts konnte man darangehen, die Konventgebäude zu sanieren. Unter Abt Romanus Dettinger (1694?1703) entstanden die barocke Prälatur mit Tordurchfahrt und neuer Abtswohnung sowie der Konventbau mit einem beherrschenden Eckturm, der seitdem den Innenhof prägt. 1706 hat man das heute noch bestehende mächtige Brauereigebäude errichtet (jetzt Bibliothek). 1710?1712 begann mit dem Aufsetzen der Turmhelme die Barockisierung der Klosterkirche. Es folgten 1727 die dezente Stuckierung des Kircheninneren unter der Regie des Eichstätter Meisters Franz Xaver Horneis und die Ausschmückung mit Deckenfresken und Wandmedaillons durch den Eichstätter Maler Michael Zink (1694?1764). Bereits ab 1713 hatte man die östlichen Konventbauten mit dem neuen Kapitelsaal und Refektorium errichtet. Das mittelalterliche Konventgebäude war deshalb überflüssig geworden und musste der Spitzhacke weichen. Nur der Ostflügel des Kreuzgangs blieb bestehen und wurde modern überbaut. Dadurch verfügte die Anlage nun über zwei große Innenhöfe.

Von 1742 bis 1757 regierte Abt Maurus Xaverius Herbst die Benediktinerabtei. Er gilt als eine der herausragenden Persönlichkeiten des Klosters. Ihn prägte eine tiefe Liebe zum leidenden Christus und seiner Mutter Maria. Zu deren Verehrung ließ er einige Kunstwerke anfertigen, die heute noch im Ort, in der Kirche und im Kloster zu sehen sind. In seiner Zeit als Abt wurden die Orgel und die Seitenaltäre angeschafft. Abt Maurus war ein von vielen Menschen geschätzter Beichtvater und Ratgeber. Als er einst einer Not leidenden Klosterfrau zu Hilfe eilte, starb er im Kloster Marienberg zu Abenberg am 4. April 1757 im Rufe der Heiligkeit. Sein Grab, das sich zu Füßen der Gottesmutter in der Kreuzgangkapelle befindet, wird von vielen Betern besucht, die ihn und die Schmerzhafte Mutter um Fürsprache bitten.

Auf Abt Dominikus IV. Fleischmann (1757?1792) geht der Bau der Kreuzkapelle zurück, die der Eichstätter Hofstukkateur Johann Jakob Berg ausschmückte. In seiner Regierungszeit wurde auch das Gästehaus gegenüber der Pforte errichtet.

Nach der Säkularisation und der damit verbundenen Aufhebung der Abtei im Jahr 1806 wurden die Klostergebäude und die Ökonomie versteigert. Doch schon 1856 plante man, den aufgelösten Konvent neu erstehen zu lassen. Der Plan konnte nicht realisiert werden, da die staatlichen Behörden die Genehmigung verweigerten. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1904) konnte vom Kloster Scheyern aus mit finanzieller Unterstützung durch Theodor von Cramer-Klett jr. die Neugründung erreicht werden. Der erste Mönch der wiedererstandenen Benediktinerabtei Plankstetten war P. Gregor Danner, der spätere Abt von St. Bonifaz in München. Auf ihn folgten als Priore P. Maurus Ilmberger und P. Wolfgang M. Eiba, der 1917 durch königliche Anweisung erster Abt des neu gegründeten Klosters wurde. Seit dem Neubeginn plante man eine Landwirtschaftsschule und kaufte deshalb schon sehr früh den Staudenhof, das heutige Klostergut. 1907 konnte die Schule ihre Arbeit aufnehmen. Neben der Landwirtschaft hatten die Schüler die Möglichkeit, in der Bäckerei, Metzgerei und Brauerei Fertigkeiten zu erwerben. Das nationalsozialistische Regime veranlasste 1934 die Schließung der Bildungseinrichtung. Nach dem Krieg begann man mit der Planung für eine Mittelschule mit Internat, die wegen Lehrermangels aber erst 1958 ihre Pforten öffnete. Dreißig Jahre lang bestand diese Institution. Als sich Mitte der 1980er-Jahre ein Rückgang der Schülerzahlen abzeichnete, wurde die Schule geschlossen. Die Räume hat man für das Gästehaus St. Gregor umgebaut. Hier können seitdem Erholungssuchende geistliche Einkehr, Ruhe und Besinnung finden. Ergänzend dazu wurde von den Mönchen ein spezielles Kursprogramm in den Bereichen Spiritualität und Kreativität entwickelt, das von Anfang an großen Anklang fand.

1994 erfolgte die Umstellung vom konventionellen Landwirtschaftsbetrieb auf die organisch-biologische Wirtschaftsweise, die in der Folgezeit auch für die Gärtnerei, Bäckerei, Metzgerei und Küche übernommen wurde. 1998 beschloss die Abtei die Zusammenarbeit mit dem Riedenburger Brauhaus bei der Herstellung und Vermarktung der Plankstettener Klosterbiere in Bioqualität. Gleichzeitig erfolgte die Eröffnung einer Klosterbuchhandlung und der Klosterschenke. Das Benediktinerkloster konnte in den letzten Jahren große Erfolge bei der Vermarktung der eigenen Produkte erzielen, wobei stets auf eine enge Kooperation mit dem Umland Wert gelegt wurde. In den Jahren 1999 bis 2001 erfolgten wiederum große Umbaumaßnahmen. Für die Landwirtschaft wurden neue Gebäude am Staudenhof errichtet, in den ehemaligen Landwirtschaftsgebäuden fanden die Bibliothek, die Bäckerei, die Metzgerei, der Klosterhofladen und ein Missionsbazar neue und moderne Räumlichkeiten. Mit einer Hackschnitzelheizung, Solaranlage, Fotovoltaikanlage und Fahrzeugen, die mit Rapsöl laufen, ist die Abtei nun auch auf den Energiesektor hochmodern und gleichzeitig im Einklang mit der Natur ausgestattet. Eine weitere Neuerung betraf die Klosterkirche. Dort wurde die Unterkirche, die sich unter dem Chor der Klosterkirche befindet, von 1995 bis 2004 mit Malereien nach byzantinischem Vorbild ausgemalt, mit dem Ziel, die byzantinische Bildtradition mit der westlichen Theologie zu vereinen. Unter Abt Gregor Maria Hanke (Amtszeit ab 1993; 2006 zum Bischof von Eichstätt berufen) erhielt Kloster Plankstetten für seine ökologische Wirtschaftsweise mehrfach hohe Auszeichnungen. Auch um den Klosternachwuchs braucht man sich in Plankstetten keine Sorgen zu machen: Zurzeit leben 21 Mönche im Konvent. Heute wirbt das Kloster mit all seinen wirtschaftlichen, kulturellen und geistlichen Aktivitäten für eine Kultur der Achtsamkeit, die sich auch im verantwortungsvollen Umgang mit dem Leben ausdrückt. Die ökologische Ausrichtung und das vorbildliche regionale Autarkiekonzept des Klosters wollen diesem Ziel dienen und haben Plankstetten in weiten Kreisen Hochachtung und Anerkennung gebracht.

Christine Riedl-Valder



 

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