Nürnberg, Karmelitenkloster


 

GESCHICHTE

Die ?Frauenbrüder? des Nürnberger Karmel

Die Ordenschronik überliefert das Jahr 1287 für die Gründung des Karmelitenklosters, urkundlich gesichert ist der Nürnberger Karmel seit 1295. Der Name ?Frauenbrüder? geht auf die ausgeprägte Marienverehrung der Karmeliten zurück. Nicht nachzuweisen ist die Stiftung des Grundstücks am ehemaligen Korn- und Rossmarkt durch die Familie Peßler. Der Konvent setzte sich überwiegend aus einfachen Handwerkern zusammen, deren Wohngebiete sich an das Klosterareal anschlossen. Ende des 13. Jahrhunderts wurde vermutlich mit dem Bau von Kloster und Kirche begonnen. Letztere wurde 1340 fertig gestellt. An den Kreuzgang schlossen die Antonius- und die Ottilienkapelle an.

Infolge der Reformbestrebungen seit dem frühen 15. Jahrhundert wurde 1466 auf Betreiben des Inneren Rates die Observanz eingeführt. 1504 trat mit Erhard Schürstab erstmals ein Angehöriger des Patriziats an die Spitze des Konvents. Während seiner Amtszeit wurde der Kreuzgang restauriert und mit Glasfenstern nach Entwürfen von Hans Baldung Grien aus der Werkstatt von Veit und Ludwig Hirschvogel ausgestattet.

Andreas Stoß, im Jahr 1520 zum Prior gewählt, gab bei seinem Vater Veit Stoß ein Altarretabel mit dem Leben Mariens in Auftrag. Für die Bezahlung wurden 400 Gulden in jährlichen Raten von 50 Gulden vereinbart. Das Schnitzwerk sollte niemals farbig gefasst und nur an den höchsten Festtagen und Marienfesten geöffnet werden. 1523 fertig gestellt, war es der letzte Altar, der in Nürnberg vor der Reformation geschaffen wurde. Mit der Auflösung des Klosters 1525 kam er an das Große Almosen, dem alle Klostereinkünfte zufielen. Es hätte die rechtlichen Verpflichtungen übernehmen müssen, verweigerte jedoch den noch ausstehenden Betrag von 242 Gulden, weil der Altar ?nicht mehr benötigt? wurde. Schließlich wurde er von den Erben des Veit Stoß an die Obere Pfarre in Bamberg verkauft.

Beim Nürnberger Religionsgespräch vom 3. bis 12. März 1525 vertrat Prior Andreas Stoß zusammen mit dem Franziskanerguardian Dr. Fries und dem Dominikanerprior Konrad Pflüger die Altgläubigen. Da die Disputation, wie sie betonten, durch ein kaiserliches Edikt von 1524 verboten war, wollten sie sich nur einem Urteil der Universitäten Heidelberg, Ingolstadt und Tübingen oder aber dem Spruch des Bischofs unterwerfen. Dennoch erhielten die Mönche infolge des Gesprächs von der Reichsstadt ein Predigtverbot. Andreas Stoß, der dem Rat die Befugnis abgesprochen hatte in Religionsfragen zu entscheiden, wurde der Stadt verwiesen und erhielt bis zu seinem Tod nicht mehr die Erlaubnis Nürnberg zu betreten.

Bereits vor dem Gespräch im März hatte der Nürnberger Rat am 1. April 1525 die Neuwahl eines Priors angeordnet, aus welcher der Patrizier Georg Schürstab hervorging. Die Mönche hofften durch ihn in den harten Auseinandersetzungen im Rat Rückhalt zu finden, doch begaben sie sich damit auch in die Einflusssphäre des Rates. Sieben Wochen nach der Amtsübernahme kam es am 19. Mai 1525 zur Auflösung und Übergabe des Konvents an die Stadt. Kirche und Klostergebäude wurden dem Großen Almosen übergeben. 1526 brachte man 18 Mönche, die das Kloster nicht verlassen wollten, zusammen mit den Mönchen anderer Klöster im Egidien- und Karthäuserkloster unter. Spätere Versuche der Ordensleitung, das Kloster wiederzugewinnen, scheiterten.

1555 kaufte Gilg Ayrer das Klosterareal mit Ausnahme des Kirchenschiffs, des Kellers und der Ausstattung für 5700 Gulden. Er ließ den Chorraum der Kirche zu einem Saal umbauen. Die Kapellen wurden als Handelsgewölbe genutzt, das Langhaus der Kirche diente als Abstellraum. Kurz vor dem Besuch von Kaiser Mattias 1614 in Nürnberg beschrieben Baumeister Hans Jakob Pömer und Georg Schürstab katastrophale Zustände und empfahlen eine Restaurierung der Kirche. Damals suchte man einen Aufbewahrungsort für die Ehrenpforte, mit der der Herrscher bei seinem Einzug in die Reichsstadt begrüßt werden sollte. Anlässlich des kaiserlichen Besuchs wurde die Karmeliterkirche in Salvatorkirche umbenannt. Nach 1626 fanden wieder Wochengottesdienste statt und ab 1695 auf Anordnung des Rates Militärgottesdienste und Kinderkatechesen.

1696 pachtete die Thurn und Taxis?sche Post die Konventsgebäude. 1816 ging die Salvatorkirche schließlich in den Besitz des bayerischen Oberpostamtes über. Nach Profanierung der Kirche musste sie 1817dem Neubau der Königlichen Post weichen. 1905 wurden die letzten Reste der Kirche entfernt. Im Jahr 2003 wurde auf einem Teil des ehemaligen Karmeliterklosters an der Karolinenstraße 36 ein Kaufhaus errichtet.

Von der Ausstattung der Kirche hat sich der Altar des Veit Stoß im Bamberger Dom erhalten. Allerdings sind vier Tafeln aus den Seitenflügeln verloren gegangen. Die Fenster des ehemaligen Kreuzgangs befinden sich heute in Gruppen in der Bartholomäuskirche in Wöhrd, in der Laurentiuskirche in Großgründlach und in Henfenfeld.

(Claudia Siegel-Weiß)



 

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