Mönchröden


 

GESCHICHTE
Mönchröden ? zum Dienst an Gott und den Menschen

Die Benediktinerabtei Mönchröden, in malerischer Hochlage über dem Tal der Röden nördlich von Coburg gelegen, ist die Urzelle des größten Ortsteils der heutigen Stadt Rödental. Sie war das älteste Stift innerhalb der Coburger ?Klosterdreiheit?, zu der noch die Zisterze Sonnefeld und das Coburger Franziskanerkloster gehörten. Diese Klosterlandschaft fand während der Reformation ihr frühes Ende.

Mönchröden wurde von Hermann Sterker, dem Burggrafen von Meißen, auf seinem Gut Rothine gegründet und dem Würzburger Bischof Siegfried übereignet, der es im Jahr 1149 bestätigte. Mit der Gründung dieses Klosters festigte der Burggraf seinen territorialen Stützpunkt, gleichzeitig wuchs damit die wirtschaftliche, kulturelle und politische Bedeutung des fränkisch-thüringischen Raums. Mönchröden blieb bis zu seiner Aufhebung der Diözese Würzburg unterstellt. Der Abt musste die Bestätigung seiner Wahl von Würzburg erbitten und dem Bischof eine jährliche Steuer bezahlen. Die Vogtei war bis zu ihrem Aussterben der Stifterfamilie vorbehalten, dann übernahmen sie die Grafen von Henneberg. Durch Heirat einer Hennebergerin mit dem Markgrafen Friedrich dem Strengen von Meißen ging die Vogtei dann auf die sächsischen Kurfürsten über.

In den rund 400 Jahren seines Bestehens spielte das Kloster Mönchröden als blühendes benediktinisches Gemeinwesen eine wichtige Rolle. Bei den Mönchen handelte es sich zumeist um die nachgeborenen Söhne des Adels. 1171 erhielt die Abtei die Pfarrei Gauerstadt zugewiesen. Im Lauf der Jahrhunderte hatte der Konvent Besitzungen und Rechte in 45 Orten im Coburger Land erworben. Bereits Urkunden aus dem 14. Jahrhundert bezeugen einen ansehnlichen Besitz des Klosters, der durch Bauern bestellt wurde. Wirtschaftlich waren fast alle Orte in der näheren und weiteren Umgebung von der Abtei abhängig. Wald- und Teichwirtschaft standen im Mittelpunkt der klösterlichen Verwaltung. Sinnfälligen Ausdruck fand der klösterliche Reichtum im Bau einer viergeschossigen Prälatur für den Abt außerhalb des Klostergevierts in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Mit Beginn des 15. Jahrhunderts trat in Mönchröden wie in vielen anderen Klöstern ein zeitweiliger wirtschaftlicher und moralischer Verfall ein. Die Äbte pflegten einen weltlich-adligen Lebensstil; von den Mönchen wurde die Klosterzucht nicht eingehalten. Der Landesherr, Herzog Wilhelm III., setzte einen Verwalter zur Ordnung der Finanzen ein. Man berief vier Mönche aus dem reformierten St. Ägidienkloster aus Nürnberg und setzte Abt Heinrich Prunner ab.

1446 wurde Ulrich Wochner aus St. Ägidien zum Abt erwählt und das Kloster der Kastler Reformbewegung angeschlossen. Innerhalb kürzester Zeit erholte sich die Wirtschaftskraft von Mönchröden mit Hilfe von Modernisierungen, Neuerwerbungen und einer verbesserten Verwaltung. Abt Ulrich wurde 1454 zusammen mit dem Abt von St. Ägidien in Nürnberg zum Visitator sämtlicher Benediktinerklöster in den Diözesen Bamberg und Würzburg ernannt. Während der 31-jährigen Regierungszeit von Abt Ulrich Wochner gelangte Mönchröden zu neuer Blüte. Sein Nachfolger Abt Benedikt führte um 1480 das Kloster in die Bursfelder Reformkongregation. Er förderte durch den Kauf von Büchern und Handschriften die theologischen Studien der Mönche und sorgte durch eine profitorientiertere Wirtschaft für Ertragssteigerungen. Die ursprünglich sehr einfache Klosterkirche St. Maria und St. Walburga wurde in dieser Zeit vergrößert, ein dreijochiges Langhaus und ein Chor in spätgotischen Formen über den Grundmauern der romanischen Apsis neu gebaut.

Der letzte Abt von Mönchröden, Nikolaus Hielbrand, beanspruchte erhebliche finanzielle Mittel für die Instandsetzung und den großzügigen Ausbau der Klostergebäude. Das Refektorium wurde 1516 neu errichtet; die Prälatur 1521 umgebaut und mit einem fialengeschmücktem Kapellenerker geziert. Abt Nikolaus lag in ständigem Streit mit dem benachbarten Adel und den Bauern. Während seiner Regierungszeit wurde auch das Kloster geplündert. Nach seinem Tod im Bauernkriegsjahr 1525 hielt in Mönchröden die Reformation Luthers ihren Einzug. Der Landesherr setzte einen Klosterverwalter ein. Die Gebäude dienten ab 1526 auch den Franziskanern aus Coburg als Wohnung. Vorübergehend übernahm noch einmal der letzte Prior, Valentin Mullner, die Verwaltung des Klosters. Pater Valentin verfasste auch den Codex Monachi Rothensis, eine Sammlung von Urkundenabschriften, die heute die wichtigste Quelle für die Geschichte des Klosters darstellt. Ab 1538 ersetzte ein fürstliches ?Klosteramt? dann endgültig die geistliche Führung.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Klosterkirche durch Feuer schwer beschädigt. 1788 verkürzte man den mittelalterlichen Sakralbau zu einem Torso. Bei einer Renovierung in den 1980er-Jahren wurden im Kirchenschiff spätgotische Fresken entdeckt und teilweise freigelegt. Acht geschnitzte Reliefs mit Szenen aus dem Leben Mariens, die um 1500 entstanden und zur ehemaligen Ausstattung gehörten, befinden sich heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg. An das einst reiche Benediktinerstift erinnern auch die erhaltenen Grabsteine der Äbte Heinrich (gest. 1376), Johannes Nechauer (gest. 1418) und Ulrich Wochner (gest. 1477). Das ehemalige Refektorium wird heute als Gemeindehaus genutzt. Zusammen mit der zur Christuskirche umfunktionierten ehemaligen Abteikirche bildet es das Zentrum der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Die hochgiebelige Prälatur aus massiven Sandsteinquadern mit ihrem reizvollen gotischen Chörlein sowie spätgotischen Gewölben und sehenswerten Balkendecken im Innern zählt zu den schönsten mittelalterlichen Bauwerken des Coburger Landes.

(Christine Riedl-Valder)



 

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