Deggendorf ? die Kapuziner als vorbildliche Seelsorger
Deggendorf hatte sich seit dem 15. Jahrhundert zu einem bedeutenden Wallfahrtsort mit zwei Gnadenstätten, nämlich den Kirchen ?Zum Heiligen Grab Christi? auf dem Marktplatz und ?Zur schmerzhaften Mutterg
Im Jahr 1629 wurde ihr Kloster auf dem Deggendorfer ?Spitalfeld? zu Ehren des Erzengels Michael eingeweiht. Rund 30 Priester und Laienbrüder wirkten hier in der Seelsorge der Bürger und der vielen Wallfahrer. Sie erzielten beachtliche Erfolge für die katholische Reform und im Dienst der Kranken. Von 1668 bis 1723 nahmen sie über zwei Millionen Beichten ab. Zu den Hauptzeiten der Deggendorfer ?Gnadwallfahrt? ? 1737 kamen über 140 000 Menschen ? erhielten sie Verstärkung von Ordensbrüdern aus ganz Bayern. Das Kloster erlangte einen ausgezeichneten Ruf. Zeitweise wurden sogar das Noviziat und das Studienseminar des Ordens nach Deggendorf verlegt. Geistliches Theater und Passionsspiel wurden von den Patres besonders gefördert und nahmen einen großen Aufschwung in der Stadt. Zahlreiche Bürger traten den Kapuzinern bei, darunter auch der Schriftsteller Albert Münchmair, der als ?Pater Max von Deggendorf? bekannt wurde.
Als 1802 im Zuge der Säkularisation auch die Räumung des Deggendorfer Kapuzinerklosters angeordnet wurde, bat der Magistrat mit einer Eingabe an die Behörde, man möge die wirtschaftlichen Folgen für die Stadt und vor allem für die ?Gnadwallfahrt? bedenken. Dessen ungeachtet wurden die Mönche in das Zentralkloster nach Altötting umgesiedelt. Die Deggendorfer Klostergebäude mit 37 Zellen, Kräuter-, Obst- und Blumengarten, Stall, Holzschupfen, Keller und Klause (siehe Abbildung aus dem Jahr 1802, Molitor 1994, S. 65) wurden samt allem Inventar versteigert. Heute erinnert kaum noch etwas an das Wirken der Kapuziner in Deggendorf. Die ehemalige Klosterkirche St. Michael fiel an die Stadt. Der Chor wurde abgerissen und im Langhaus eine Decke eingezogen. Das Gebäude diente der Feuerwehr und dem Roten Kreuz; im ersten Stock wurde ein Turnsaal eingerichtet. Unter dem Namen ?Kapuzinerstadl? finden heute dort kulturelle Veranstaltungen statt.
Christine Riedl-Valder